Cooles Lippetal: Gemeinde wappnet sich gegen Klimawandel

Ältere Menschen gehören zur besonders vulnerablen Bevölkerungsgruppe. Ihnen machen Klimawandel und Hitze vor allem zu schaffen. Was die Gemeinde tut, um Abkühlung zu verschaffen.
Herzfeld – Ältere Menschen gehören zur besonders vulnerablen Bevölkerungsgruppe. Ihnen machen Klimawandel und Hitze vor allem zu schaffen.
Seit etwa einem Jahr ist Dorothea Keveloh für die Gemeinde Lippetal im Bereich Klimaschutz und Mobilität tätig. „Im Zuge meiner Tätigkeit geht es auch darum, mit Menschen wie ihnen ins Gespräch zu kommen und zu erläutern, was dies konkret für Lippetal bedeutet und welche Maßnahmen vor Ort ergriffen werden“, sagt sie.
Am Mittwoch, 26. April, war die Klimaschutzmanagerin bei der Seniorengemeinschaft Herzfeld zu Gast. Im Haus Idenrast referierte sie vor rund 40 Zuhörern.
Als noch auf der Lippe Schlittschuh gefahren wurde
„Sie werden sich sicher noch daran erinnern können, wie Sie als Kind auf der Lippe Schlittschuh gefahren sind“, stieg Keveloh in ihren Vortrag ein. Es seien zwar auch immer sehr kalte Winter dabei – jedoch eher selten. „Es stimmt, dass sich das Klima schon immer verändert hat“, fuhr sie fort. „Aber zurzeit erleben wir eine rasche Veränderung des Klimas.“ Früher sei der Wandel in Jahrmillionen vorangeschritten. „Jetzt haben wir auf einmal Jahrzehnte“, zeichnete die Klimamanagerin ihr Bild weiter.
Der Grund für die Klimaveränderung sei menschengemacht: Zum einen durch die Verwendung von Bodenschätzen und zum anderen durch die Landwirtschaft. „Kohlendioxid ist wie eine zusätzliche Decke für die Erde und eine zusätzliche Schicht, die wir dazu bekommen“, erklärte Keveloh. „Jedes Jahr kommt ein bisschen dazu.“ Und zwar: Ein jährlicher Anstieg der Konzentration des Treibhausgases Kohlendioxid ( CO2) in der Erdatmosphäre von 400 Teilchen pro Million Luftteilchen.
Klimawandel wird sich verstärken
Es wird insgesamt wärmer. Ein Prozess, der nicht aufzuhalten ist, jedoch durch verschiedene Klimaschutz-Maßnahmen verlangsamen lässt und weniger CO2 produziert wird. „Der Klimawandel ist da und wird sich über viele Jahre verstärken und wir müssen uns bestmöglich an den Klimawandel anpassen“, betonte Keveloh. Denn der Wandel finde jetzt statt und auch vor der eigenen Haustür in Lippetal; auch wenn die Gemeinde von schweren Gewittern und Überschwemmungen wie es sie im Ahrtal gab bislang verschont blieb. „Wir sagen immer, das macht die Heilige Ida“, schilderte eine Zuhörerin im Publikum. Aber: „Heißer ist es schon geworden.“ Auch von verheerenden Dürren blieb die Gemeinde bislang verschont. Noch. „Diese Dürre ist auch in Deutschland und in Lippetal. Wenn auch nicht so extrem. Vor allem an sandigen Standorten wird es zu einem zunehmenden Problem“, sagte Keveloh.
Die Klimaschutzmanagerin gab einen Überblick darüber, welche Maßnahmen in der Gemeinde getroffen werden. Sie stellte das Hitze-Präventions-Projekt „Coole Dörfer“ vor. Das Ziel: Der Titel soll der hohen Lebensqualität in Dörfern gerecht werden und ebenso der Notwendigkeit von Kühle in den tendenziell immer wärmer werdenden Sommern Rechnung tragen. Abkühlung sei gerade für vulnerable Gruppen, zu denen auch die Senioren gehören, wichtig.
Trinkwasserbrunnen und schattige Plätze
Zu den investiven Maßnahmen gehört unter anderem die Installation von öffentlichen Trinkwasserbrunnen in Herzfeld, Oestinghausen und Lippborg. „Trinken ist wahnsinnig wichtig“, bekräftigte Keveloh. Seniorengerechte Bänke mit Armlehnen und Rollator-Stellplatz sollen aufgestellt werden. „In Lippetal gibt es wahnsinnig viele Bänke. Aber nicht alle sind für ältere Menschen geeignet.“ Schatten spenden sollen Bäume, die gepflanzt werden sollen.
Praktische Tipps für die Abkühlung bei der Sommerhitze und Erste-Hilfe-Maßnahmen in dadurch hervorgerufenen Notsituation – zum Beispiel Hitzeschlag oder Sonnenstich – gab Dr. Christian Weber den Zuhörern mit auf den Weg. Er ist Hausarzt in Hovestadt und der Nachfolger von Dr. Hubert Westerhoff, der jedoch noch immer selbst in der Praxis tätig ist.
Da neben den Senioren auch Kinder zu der Gruppe gehören, die besonders von den Hitzewellen betroffen sind, wird auch in den Kindergärten in Lippborg und im Familienzentrum in Hovestadt ein Aktionstag im Rahmen des Projekts „Coole Dörfer“ durchgeführt. Keveloh: „Damit sie lernen, dass man in der Sonne besser eine Kopfbedeckung tragen, genug trinken und die Mittagshitze besser meiden sollte.“ In der Handtasche sollte neben nützlichen Dingen immer auch eine Flasche Wasser transportiert werden.
Projektbeschreibung LEADER: Hitzeprävention „Coole Dörfer“
Mit Hilfe einer Agentur soll das Projekt „Coole Dörfer“ mit Leben gefüllt werden. Impulse dafür können zwar gegeben werden, ohne die Lippetaler Bürger wird es aber nicht gehen – vor allem die älteren und sehr jungen. Mit ihnen sollte das Gespräch gesucht werden, um zum Beispiel schattige Plätze, öffentlich zugängliche klimatisierte Räume oder die Standorte von Trinkwasserspendern bekannt zu machen. Bei deren Platzierung sollten diese Zielgruppen ebenfalls mitwirken. Möglich sind auch eine Informationskampagne, unter anderem mit Seniorenfrühstücken, Workshops und Vor-Ort-Begehungen. Nach ersten Berechnungen wären dafür insgesamt rund 50.000 Euro nötig, die die Gemeinde als „Investition in den Gesundheitsschutz, die Umweltbildung und die Steigerung der Lebensqualität in Lippetal“ verstanden wissen will. Zur Hälfte - nämlich 32.000 Euro - wird das Projekt aus LEADER-Mittel gefördert – einem Maßnahmenprogramm der Europäischen Union