Wenn die Gerüchteküche brodelt: Hotel-Restaurant Helbach in Lippetal bleibt

Nachdem bekannt wurde, dass der Campingplatz Helbach nördlich der B 475 zum Verkauf steht, häufen sich die Gerüchte, dass auch das gleichnamige Restaurant schließt. Doch das ist nicht so.
Lippetal – Roboter „Bella“ wird noch vielen Gästen des Restaurants Helbach 800° ein Lächeln ins Gesicht zaubern. „Da ist gar nichts dran“, sagt Emir Keserovic zu dem Gerücht. Der 44-Jährige hatte das Hotel-Restaurant im Jahr 2015 übernommen und unter demselben Namen weitergeführt.
Bis zu fünfmal am Tag würde das Telefon klingeln. „Die Leute machen sich schon Gedanken. Vor allem, wenn sie einen Gutschein verschenken wollen“, so der Besitzer. So ein Gutschein werde schließlich oft erst nach einem Jahr eingelöst.
Doch die Sorgen sind unbegründet. „Der Campingplatz hat mit der Gastronomie hier nichts zu tun“, betont Keserovic. Einbußen für sein Restaurant fürchtet der Inhaber deshalb nicht, sollte der Campingplatz geschlossen werden müssen. Gäste von dort kämen nur selten zum Essen, das Klientel sei ein ganz anderes. „Von 300 Camping-Gästen kommen höchstens fünf. Wenn überhaupt.“
Hochwertiges Fleisch
Spontane Restaurantbesuche seien aktuell sowieso kaum möglich. „Wir sind quasi durchgehend ausgebucht“, sagt Keserovic. Wer unbedingt einen Tisch reservieren will, könnte höchstens noch unter der Woche Glück haben.
Für Weihnachten gehe bereits seit drei Monaten nichts mehr. Rund 80 Prozent der Gäste kommen aus Hamm. Zum Fest will er seinen Gästen Gans und etwas Wild anbieten. Zusätzlich zur bestehenden Karte.
Einen Namen hat sich das Restaurant Helbach vor allem mit hochwertigen Steaks gemacht. Ein Kilo Fleisch koste da durchaus schon mal mehrere hundert Euro.
„Den richtigen Riecher gehabt“
Keserovic versucht sich mit seiner Gastronomie abzuheben. Er will seinen Gästen etwas Besonderes bieten. In einem Schrank werden die Steaks in Eigenregie für sechs Wochen gereift.
Der 800-Grad-Ofen sei solch eine Besonderheit. „So einen Ofen hat sonst keiner hier in der näheren Umgebung.“ Die Gäste wissen das Angebot zu schätzen. „Ich habe damals den richtigen Riecher gehabt“ freut sich der Inhaber. „Das, was keiner sonst hat, das möchte ich haben.“
So war es auch mit „Bella“– einer ganz besonderen „Servicemitarbeiterin“, die seit diesem Frühjahr dem Team des Restaurants unter die Arme greift. Bei „Bella“ handelt es sich nämlich nicht um einen Menschen, sondern um einen Roboter. Mit piepsiger Stimme fordert „sie“ die Gäste auf ihrem Weg zum Tisch freundlich auf, Platz zu machen oder nimmt Bestellungen auf. „Der Sinn des Roboters ist es nicht, irgendeinen Kellner zu ersetzen“, erklärt Keserovic. „Ich möchte den Jungs damit Arbeit abnehmen und ihnen Wege ersparen.“ Bei einer größeren Weihnachtsfeier könnten Teller und sonstiges Geschirr ganz bequem auf den Roboter geladen und dann zur Küche transportiert werden.
Viele Pläne für Hotel und Restaurant
Bei den meisten Gästen kommt „Bella“ gut an. Sie seien begeistert und würden das ein oder andere Getränk extra bestellen. „Nicht nur die Kinder finden Bella witzig.“
Also ich denke mal, die nächsten 20 Jahre habe ich hier bestimmt noch zu tun.
Als Keserovic das Anwesen 2015 von seinem Vorgänger – einem Landsmann vom Balkan – übernahm, hatte er das Lokal bereits als Kellner kennen und lieben gelernt. „Ich habe quasi alle Stationen hinter mir: Vom Tellerwäscher über den Kellner bis hin zum Geschäftsführer“, sagt Keserovic stolz. Er sei damals aus Bosnien vor dem Krieg geflüchtet, lebte zunächst in Schweden, bevor er schließlich nach Deutschland kam. Mit dem Kauf des Restaurants im Jahr 2016 habe er sich deshalb auch einen kleinen Traum erfüllt.
Hotel soll um 17 Zimmer wachsen
Viel Geld – schätzungsweise im Millionen-Bereich – habe der neue Besitzer bereits in sein Lokal gesteckt. Als er es übernahm, sei alles alt und im typischen „Balkan“-Style gewesen. 2018 sei der Innenraum des Restaurants in großen Teilen entkernt worden. An vielen Stellen sei keine Schraube, kein Fenster und kein Boden von damals drin geblieben. Das Ambiente habe nicht gestimmt. „Wenn wir hier hochwertige Steaks anbieten, können die Leute nicht in einem alten Restaurant sitzen.“ Im Sommer können die Gäste draußen im Biergarten Platz nehmen.
Derselbe Schritt sei demnächst für die Küche geplant. Auch sie soll auf einen modernen Stand gebracht werden. Pläne hat Keserovic auch für das zum Anwesen gehörende Hotel – sollte das Bauamt zustimmen. Es soll um 17 Zimmer erweitert werden. Momentan gibt es sieben Zimmer. Keserovic ergänzt lachend: „Also ich denke mal, die nächsten 20 Jahre habe ich hier bestimmt noch zu tun.“