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Da helfen, wo der Schuh drückt: 73 Schüler werden in Lippetal intensiv betreut

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Von: Sarah Hanke

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Erster Schultag nach den Sommerferien in Nordrhein-Westfalen
Symbolbild © Oliver Berg / DPA

Corona hat Spuren hinterlassen. Zirka 73 Schüler benötigen derzeit eine intensive Betreuung durch das Team der Schulsozialarbeit der Gemeinde Lippetal.

Lippetal – „Wir haben gemerkt, dass die Pandemie ganz immense Auswirkungen auf unsere Schüler hat“, berichtet Silke Feldmann, eine von vier Mitarbeiterinnen der Schulsozialarbeit, im Rahmen einer Ausschusssitzung. Sowohl während dieser Zeit seien die Schüler ganz intensiv begleitet worden. Aber auch im Nachhinein. „Das lässt sich nicht einfach abschütteln.“

Bei den Grundschülern habe die Pandemie vor allem den Aufbau von Freundschaften ausgebremst. Aber auch an den weiterführenden Schulen hat Corona Spuren hinterlassen. „Essstörungen, Depressionen und Vereinsamung sind Schlagworte, die in unserer Arbeit täglich auftauchen“, so Feldmann.

Vereinsamung durch Corona

Da gebe es beispielsweise eine Schülerin, die zuvor ganz gut integriert war und nun völlig vereinsamt dasteht. Die Neuntklässlerin habe inzwischen große Angst vor Zurückweisung, traue sich nicht mehr, auf ihre Mitschüler zuzugehen und überlege deshalb bereits, die Schule zu wechseln. „So kommen Situationen zustande, in denen die Schüler wirklich Hilfe benötigen, weil sie es alleine nicht mehr schaffen, da rauszukommen“, erklärte Feldmann. Aufgabe des Quartetts der Schulsozialarbeit sei es dann auch, Kontakte zu Psychologen, Tageskliniken oder anderen außerschulischen Beratungsstellen zu vermitteln.

Schulsozialarbeiterinnen (von links) Franziska Becker, Celine Guerrero Palma, Barbara Deckert und Silke Feldmann.
Stehen den Schülern in der Gemeinde Lippetal zur Seite: die Schulsozialarbeiterinnen (von links) Franziska Becker, Celine Guerrero Palma, Barbara Deckert und Silke Feldmann. © Gemeinde Lippetal

Nicht nur der Schulalltag sei durch die Pandemie geprägt worden. Auch das System der „Familie“ sei verändert. „Besonders Grundschuleltern hatten Problem mit der Rollenverteilung“, sagt Schulsozialarbeiterin Franziska Becker. „Sind wir jetzt Lehrer oder Eltern? Oder ersetzen wir gerade die Freunde?“ So sei der Beratungsbedarf bei den Eltern riesig.

Aufholen nach Corona

Mit dem Budget, das aus der Schulsozialarbeit und dem Programm „Aufholen nach Corona“ zur Verfügung sind bereits einige Aktionen gestartet worden. Dazu zählen beispielsweise Ausflüge und Freizeitaktivitäten, Aktionen in den Ferien. Aktuell laufe das Programm „Warten auf Weihnachten“. Hierzu haben bereits ein Elternabend und der Auftakt zum Elterncafé, zu dem auch ein Familiencoach anwesend war, stattgefunden. „Es waren um die 70 Leute da. Das war wirklich toll“, berichtet Becker. In den Grundschulen habe es Autorenlesungen, Kreativpausen, ein Bücherprojekt sowie Selbstverteidigungskurse gegeben. „Damit auch das Selbstbewusstsein wieder aufgebaut wird.“ In der Lippetalschule wurden Sozialtrainings angeboten sowie das „Beumer“-Projekt, in dessen Rahmen die Schüler die Möglichkeiten, mit der gleichnamigen Firma in Kontakt zu treten, gestartet. „Die fahren dann dort hin, um ein bisschen Berufserlebnisse zu sammeln, und werden vor Ort von den Auszubildenden der Firma betreut“, so Becker.

In Sachen Schulsozialarbeit sei die Gemeinde Lippetal bereits gut aufgestellt. „Aber natürlich haben wir noch Wünsche. Es kann ja immer noch besser werden“, sagte Feldmann. Zu diesen Wünschen zähle beispielsweise der Ausbau der Elternarbeit. „Damit wir nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern stark machen. Gerne auch schon im Grundschulbereich.“ Hier liege dem Team auch besonders die personelle Ausstattung am Herzen. „Gerade für die Grundschüler ist es eigentlich wichtig, dass sie regelmäßigeren Kontakt und einen Ansprechpartner haben, um Konflikte zu klären. Ich war heute eine Stunde an der Grundschule in Oestinghausen und hatte acht Schüler mit Redebedarf“, erzählt Feldmann. „Also der Bedarf ist riesig, der Bedarf ist da.“

Mehr Personal gewünscht

Das Team würde sich deshalb wünschen, dass da personell ein bisschen was hinzu gepackt wird. „Ich glaube, dass das für alle ein großer Gewinn wäre“, erläuterte Feldmann. Von den anwesenden Parteivertretern gab es viel Zustimmung; sie zollten den Mitarbeiterinnen Respekt vor dem Pensum an Arbeit und Aufgaben.

Zweieinhalb Stellen sind in der Gemeinde für die Schulsozialarbeit vorgesehen.

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