Landwirtin appelliert an Vernunft: Bei Tierkäufen auf wertschätzende Zucht achten

Jetzt nach Ostern verlassen acht Welpen aus der Hobbyzucht von Marianne Albersmeier deren Hof in Richtung neues Zuhause. Die Landwirtin appelliert an Käufer, auf eine vernünftige Zucht zu achten und damit Tiere wertzuschätzen.
Hüttinghausen – Yuma, Gönke, Nisha, Poppy, Edda, Betty, Pepper und Winston – er ist der einzige Rüde in dem achtköpfigen Wurf – ziehen jetzt zu ihren neuen Besitzern. Bislang haben die neun Wochen alten Labradoodle-Welpen die Zeit mit Mutter Esra auf dem Hof Albersmeier in Hüttinghausen verbracht und Hausherrin und Hobbyzüchterin Marianne Albersmeier auf Trab gehalten. Der Vater ist ein Zuchtrüde aus der Nähe von Münster.
„In einem nächsten Leben wäre ich Züchterin“, sagt Albersmeier, die vor zehn Jahren mit der Hobbyzucht begann und seitdem alle zwei Jahre einen Wurf heranzieht. Mehr ist zeitlich nicht möglich, denn: „Es ist ein 24/7-Job. Die acht Welpen müssen versorgt und sauber gemacht werden. Ich achte auf ihre Gesundheit und versuche sie zu sozialisieren.“
Sie lernen auf dem Hof Menschen und Tiere kennen, gewöhnen sich an die Geräusche und auch an Besucher. Wenn Mutter Esra dabei ist oder die Welpen gefüttert werden, lässt Marianne Albersmeier extra CDs mit Alltagsgeräuschen wie Staubsauger, Telefon, Feuerwerk, Kinderlachen oder Sirenen laufen, damit die Kleinen auch diese kennenlernen und mit etwas Positivem verknüpfen.
„Sie sollen keine Angst entwickeln. Meistens schlafen sie dabei ein“, lacht die Landwirtin, die auch Alpakas züchtet. Im Garten hat sie einen Bereich nur für die kleinen Labradoodle-Babys eingerichtet, im Haus sogar einen ganzen Raum. Sie trägt die Welpen vier- bis fünfmal am Tag nach draußen zum Spielen und wieder zurück ins Haus, wenn sie müde werden: „Sie schlafen bis zu 20 Stunden am Tag.“
Welpen entwickeln Charakter
Die quirligen Tiere ähneln einander wie eins dem anderen. Albersmeier kann sie aber auseinanderhalten: „Jeder entwickelt seinen eigenen Charakter.“ Hierauf achtet sie auch, wenn es darum geht, die jungen Hunde abzugeben. „Familien mit Baby etwa, die sollten keinen forschen Hund nehmen.“
Der diesjährige Wurf ist bereits vor Ostern komplett vergeben. Auch die neuen Besitzer ordnen sich Albersmeiers hohen Ansprüchen bezüglich der Tiere unter, kommen regelmäßig vorbei, spielen mit ihnen. Selbst ein Paar von der Ostsee kommt alle 14 Tage und verbringt Zeit mit dem zukünftigen Familienmitglied, damit die Abgabe nicht abrupt geschieht.
Sparen auf Kosten der Hunde
Auf eines möchte Albersmeier an dieser Stelle jedoch aufmerksam machen: „Ich bin erklärter Feind von Tieren aus einer „Billig-Zucht“. Die Mütter sehen nie das Tageslicht, werden in kleinen Käfigen gehalten.“ Tiere aus einer solchen Zucht seien häufig krank und verängstigt. „Man spart beim Kauf, steckt danach aber viel Geld in den Tierarzt und die Sozialisation.“ Albersmeier kennt persönlich solche Fälle, in einem ist das Tier schlussendlich gestorben.
Sie selbst nimmt ein vierstelliges „Welpengeld“ für die intensive Pflege, die sie den Tieren zukommen lässt. Von den ersten Würfen hat sie zum Beispiel die ersten vier Alpakas angeschafft, hat aber bisher auch jedes Mal an den Verein Anidaso gespendet. Der Grundgedanke dahinter ist: “Die Tiere sollen einen Wert haben.“
Hundeschulbesuch fixiert
Mit ihrer Hündin Esra ist Albersmeier viele Jahre zur Hundeschule gegangen, macht dies auch mit manchem Welpen und erwartet es auch von den neuen Besitzern, hat dies im Kaufvertrag verschriftlicht. Einen Ausflug in ihr neues Zuhause haben die Kleinen bereits vor Ostern gemacht, Mutter Esra sei dabei ganz entspannt geblieben.
Drei Fragen an das Veterinäramt des Kreises Soest
Frage: Welche Erfahrung hat das Veterinäramt mit Hobbyzuchten, wie sind diese zu bewerten? Antwort: Hobbyzüchter kümmern sich in der Regel liebevoll und mit großem Engagement um ihre Hunde. In der Regel haben es sowohl Hündinnen als auch Welpen sehr gut bei Hobbyzüchtern und werden artgerecht gehalten.
Frage: Was unterscheidet den Hobbyzüchter von einem professionellen Züchter? Antwort: Anders als ein Hobbyzüchter darf man bei einem professionellen Züchter davon ausgehen, dass dieser gewerbsmäßig im Sinne des § 11 des Tierschutzgesetzes züchtet. Die Voraussetzungen für ein gewerbsmäßiges Züchten sind in der Regel erfüllt, wenn ein Halter drei oder mehr fortpflanzungsfähige Hündinnen hat oder drei oder mehr Würfe pro Jahr.
Frage: War das Veterinäramt schon mit kranken Tieren aus billigen Käufen befasst? Antwort: Das Veterinäramt war in den vergangenen drei Jahren ein gutes Dutzend Mal mit solchen Fällen von so genannten „billigen Käufen“ befasst. Das Veterinäramt verfolgt diese Fälle und leitet ggf. Bußgeldverfahren und weitere erforderliche Maßnahmen ein.