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Rosensonntagsumzug: Wagenbauer arbeiten im Geheimen

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Von: Karin Hillebrand

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Zugleiter Stefan Krämer in der Wagenhalle des KKL. © Karin Hillebrand

Endspurt für die Wagenbauer, denn bald schon wird der Rosensonntagsumzug durch Lippborg ziehen. So richtig in die Karten gucken, lassen sich die teilnehmenden Gruppen allerdings noch nicht.

Lippborg – Vor Kamelle und Helau kommt die Arbeit, das weiß Stefan Krämer nur zu gut. Der 2. Vorsitzende des Kulturrings Lippborg (KKL) kümmert sich als Zugleiter um die vielen Gruppen, die am Rosensonntagszug teilnehmen wollen, und besucht die Wagenbauer, die seit geraumer Zeit im Geheimen an ihren Mottowagen arbeiten, mittlerweile auch wöchentlich. Nichts aber soll frühzeitig an die Öffentlichkeit dringen.

Normalerweise dreht er seine Runde zusammen mit der zweiten Zugleiterin Joeana Greitemeier und anderen aus dem Vorstand. An diesem Samstagmorgen steuert er allein den Hof von Bernd Jasperkaldewe an. Draußen stehen einige Mitglieder der Schützen Lippborg um ein Metallgestell und diskutieren die nächsten Schritte.

Hinter ihnen geht es durch eine Plane in einen Anbau, der Blick fällt auf den Karnevalswagen. Er ist 2,50 Meter breit, das ist Standard laut Krämer, und fünf Meter lang. Anfang des Jahres hat der Verein mit dem Bau begonnen. Blau und weiß ist der Aufbau, er wird noch mit Blüten aus Servietten geschmückt. In einer Ecke werden kleine Bootskörper mit brauner Farbe gestrichen.

Das Thema des Wagens? „Ein örtliches politisches Thema, das schon länger drückt“, sagt Hauptmann Daniel Jasperkaldewe. Mehr ist nicht heraus zu bekommen. Aber politisch ist es bei den Schützen immer schon. „Der erste Wagen war ein Esel. Auf Lippborger Seite wurde er mit Möhren gefüttert, hinten, auf Herzfelder Seite, kamen Goldtaler heraus“, erinnert sich Werner Langkamp, der von Anfang an dabei ist.

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Werner Langkamp (links) hat die Buchstaben ausgesägt. Wer sie richtig zusammensetzt, findet das Thema des Wagens der Lippborger Schützen heraus. © Karin Hillebrand

Er hat zusammen mit einem weiteren Helfer die Buchstaben aus Styropor geschnitten, die – richtig zusammengesetzt – das diesjährige Leitmotiv bilden. Es sind rund 18 Helfer jedes Alters, die sich zum Wagenbau treffen, mittags werden sie von Benti Graewer bekocht.

Zugleiter Krämer ist seit 10 Jahren beim KKL, hat nun zum fünften Mal die Mitverantwortung für den Zug. Ende Oktober haben sich alle getroffen, das diesjährige Motto „Ist Lippborg auch noch so klein, wir feiern Karneval wie am Rhein“ überlegt sowie die Prämissen – die technischen Vorgaben und Sicherheitsvorkehrungen rund um die Wagen – besprochen. Eine Woche vor dem Umzug planen die Zugleiter die Aufstellung, am Tag vor dem Umzug folgt die Wagenabnahme, bei der die Vereine abschließend die Prämissen als bekannt unterschreiben.

Von den Schützen geht es weiter zur Nachbarschaftsgemeinschaft Polmerheide. In deren Scheune von Philipp Speckmann sieht es düster aus. Und das liegt hauptsächlich an dem etwa acht Meter langen und 3,40 Meter hohen Wagen, der mehr als die Hälfte des Gebäudes einnimmt.

Einige Teile wird das Team abnehmen müssen, damit der Trecker das Gefährt durch das Tor ziehen kann. Rohre, Fensterrahmen aus Styropor, lackierte Kuchenformen und mehr sind um die Werktische verteilt. An einem Balken hängen alte Karnevalsorden, Farbtöpfe stehen in den Regalen. Speckmann steht mit Astrid Vester, Joschua Thülig und Dominik Ilsen zusammen. Jeder hat einen Kaffeebecher in der Hand, der Rest der Gruppe ist noch nicht da.

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Düster ist es um Philipp Speckmann, Joschua Thülig, Dominik Ilser und Astrid Vester (von links) von der Polmerheide. © Karin Hillebrand

„Der Wagen hat unsere Gemeinschaft zusammengehalten“, sagt Astrid Vester. Bereits 2021 hat die Gruppe damit begonnen, den Mottowagen von 2020, ein Piratenschiff, dass dem stürmischen Rosensonntagswetter vor drei Jahren standhielt, umzubauen. Ganz im Rahmen der Coronaregeln nutzten die Tüftler das Außengelände, feilten immer wieder an den Details. 2014 fuhr Norbert Vester als Prinz auf dem Wagen, 2019 war es Speckmann selbst, der dies erleben durfte.

In diesem Jahr wird niemand auf dem Wagen sein. Aber als Fußgruppe mit Kostümen, ähnlich dunkel und detailreich wie ihr Gespann, werden sie Bonbons werfen. Nach einer kurzen technischen Fachsimpelei geht es für Zugleiter Krämer weiter zum Hof Vorholt.

Die Eskalanten, eine Gruppe begeisterter Karnevalisten aus nahezu allen Lippetaler Ortsteilen, stellen mit Pia und Christian Langenhövel in diesem Jahr das Prinzenpaar. Das Grundgerüst ihres Wagens – ein umgebauter Milchwagen – ist immer gleich. Der Turm, in dem zwei Mitfahrende die Musik und das Licht bedienen, ist um eine Bonbonrutsche erweitert worden. Sie wird von zwei weiteren Leuten befüllt. „So ist es leichter, die Fußgruppe mit den Süßigkeiten zu versorgen“, sagt Florian Behnert. Nina Wichmann, die zugleich Mitglied beim KKL ist, hält ein paar der rund 10 000 Blumen in der Hand, die später den Wagen zieren. Pro Blüte wird eine Serviette verarbeitet, allein dies kostet viel Zeit.

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Mehr als die Blumen zeigt Nina Wichmann nicht. © Karin Hillebrand

Die Eskalanten sind in der Zeit gereist, so viel darf verraten werden. Und dementsprechend sieht der Aufbau, eine Idee des Prinzen, auf dem vorderen Teil des Wagens aus. Das Prinzenpaar wird stilvoll feiern, hierfür gilt es jedoch noch ein paar Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Krämer schaut sich das an. Links am Wagen sind die Namen des Damen-Elferrats, rechts am Wagen die des Herren-Elferrats angebracht.

2020 hatte die Gruppe Pech, konnte aus Sicherheitsgründen nur einen Bollerwagen mit einem Foto des damaligen Moorhuhn-Wagens ziehen. Seit September arbeiten etwa 25 Leute an dem neuen Wagen. Anfangs nur am Wochenende, seit zwei Wochen dienstags, donnerstags und samstags.

Abschließend schaut Krämer in die gegenüberliegende Scheune. Hier stehen die Wagen der KKL und die Dekoration für das Festzelt lagert hier. Das Maskottchen, der Elefant KarLi, wird den Zug eröffnen und auch das Kinderprinzenpaar wird in seinem Narrenkappenwagen fahren. Der alte Vorstandswagen dient neuerdings den ehemaligen Vorstandsmitgliedern als Senatorenwagen. Neu ist der Wagen des jungen aktiven Vorstands, hierfür hat Krämer als gelernter Schlosser den Grundrahmen aus Metall geschweißt.

Vorverkauf bei Karnevalsurgesteinen

Barbara und Burkhard Grieshold sind Urgesteine des Lippborger Karnevals. Bereits beim „1. Lippborger Trunselsonntagsumzug“ vor 30 Jahren waren beide dabei. Er spielte im Spielmannszug „Gut Klang“ mit, sie zog mit den „Furchenmollys“, den Mädels aus ihrem Kegelclub, einen der wenigen Handwagen. Beim zweiten Umzug 1984 waren es sechs Wagen, mehrere Fußgruppen und die Musikanten. 1985 stellte Prinzessin Barbara I. mit Schwiegervater Kaspar Gieshold das erste Prinzenpaar des Lippborger Karnevals.

Karten: Für die Galasitzung, 11. Februar (20.11 Uhr), und die Weiberfastnacht, 16. Februar (18.30 Uhr), gibt es Karten bei Griesholds im Friseursalon. Alle Veranstaltungen, auch der Kinderkarneval, 12. Februar, und die Ibiza-Party, 17. Februar, sind im Festzelt.

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