Denkmalpflege

Hovestadt: Im Barockgarten wartet Arbeit

Links und rechts der Zufahrt zum Schloss hat sich Röhricht ausgebreitet.
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Links und rechts der Zufahrt zum Schloss hat sich Röhricht ausgebreitet.

Auf Wunsch des Haupt- und Finanzausschusses informierte Klaus Schulze von „B.S.L. Landschaftsarchitekten“ über den Zustand des Barockgartens des Schlosses Hovestadt und notwendige Maßnahmen.

Hovestadt – Der Landschaftsarchitekt ist mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut, hat die erste Sanierung der Parkanlage von 1994 bis 1997 durchgeführt. „Ich freue mich, zum zweiten Mal in meiner Laufbahn, an dem schönsten Projekt der Gemeinde Lippetal arbeiten zu dürfen“, sagte er gleich zu Beginn seiner Ausführungen, während der Sitzung des Ausschusses am 20. März im Haus Biele in Hovestadt.

Auf den Zuschauerstühlen hatte auch Friedrich-August Graf von Plettenberg mit seinem Verwalter Platz genommen; die Eigentümerfamilie und die Gemeinde Lippetal streben gemeinsam eine Sanierung und Instandsetzung des historischen Gartens an, letztlich geht es auch um die Beantragung hoher Fördersummen und die Eigenbeteiligung. Ein Gutachten haben die Landschaftsarchitekten von „B.S.L.“ nach intensiver Begehung des Schlossparks bereits erstellt und mit einem Vertreter für Garten- und Denkmalpflege des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) besprochen.

Heckentheater

Als große Besonderheit hob Schulze das in den Barockgarten integrierte Heckentheater hervor. Ein solches gebe es zwar auf vielen Plänen in Westfalen, tatsächlich umgesetzt worden sei es aber nur in Hovestadt, Aufführungen gibt es dort mittlerweile nicht mehr. Handlungsbedarf sieht Schulze vor allem bei den Gräften, den Wegen, den Brücken und der Garteninsel.

Die Natur des Wasserschlosses mit seinen Gräften sorgt gleich für das erste Problem, denn diese verlanden. Bereits bei der ersten Sanierung hatte das Team um Schulze vom Schiff aus mit Eimern die Gräfte mit hohem Zeitaufwand entschlammt und Auskolkungen am Ufer – natürlich entstandene Vertiefungen – mit Haselruten repariert.

Heute hat sich Röhricht in den Wassergräben ausgebreitet, „niemand weiß, wie er dort hinein gekommen ist“, und trägt zur Verlandung bei. Auskolkungen und Verlandung sind ein großes Problem, das sich auch auf die Fundamente auswirkt, die wiederum laut Schulze empfindlich auf Wasserstandsänderungen reagieren.

Gästeführerin Ulrike Mußhoff führt Gruppen durch den Barockgarten. Bereits auf dem Archivbild von 2019 ist der Bewuchs auf den Wegen zu sehen. Archiv

Das zweite Problem zeigt sich an den Wegen, die in den 90ern neu angelegt, mit Anröchter Stein gefasst und mit wassergebundenen Decken versehen wurden. Sie dienen nicht nur der Nutzbarkeit des Parks. „Mit Wegen werden Eindrücke und ein Raumempfinden geschaffen“, erklärt Schulze, besonders im barocken Garten werde mit Raumkunst gearbeitet.

Mittlerweile sind viele der Wege vermoost oder mit Rasen bewachsen, zusätzlich zur Instandsetzung müsste die Pflege der neuen Wegedecken einkalkuliert werden.

Brückenerneuerung

Die beiden Brücken, als drittes Problem, wurden bei der Sanierung aus Eichenholz gefertigt. Trotz bestimmter Vorsorgemaßnahmen – beispielsweise wurden die Kanten abgeschrägt, damit sich kein Wasser ansammelt – zeigt sich hier, laut Schulze, „der Zahn der Zeit“. Beide, zur Garteninsel führenden Brücken, müssen erneuert werden.

Friedrich-August Graf von Plettenberg (Mitte) sowie Hauptamtsleiterin Stephanie Grabenschröer, Heike Ullmann (Tourismus), Nicole Neuhaus (Denkmalwesen) und Bauamtsleiterin Elisabeth Goldstein (von links) zur diesjährigen Parkeröffnung an einer der Brücken.

Aufgrund der gemachten Erfahrungen zieht Schulze heute eine Holz-Stahl-Konstruktion einer reinen Holzbrücke zugunsten einer dauerhaften Lösung vor. Zur Wahrung der Privatsphäre der Bewohner soll die zum Schloss führende Brücke mit einem verschließbaren Tor versehen werden.

Garteninsel in Bezug setzen

Handlungsbedarf formulierte der Landschaftsarchitekt zum Schluss auch für die Garteninsel, auf der Bäume umgestürzt sind oder gefällt werden mussten. Es sei sinnvoll, die Alleen und bestimmte Blickbeziehungen wieder herzustellen, erklärte Schulze. Beispielsweise hätten zwei Platanen bislang wie ein Tor von der Schlossinsel aus Richtung Heckentheater gewirkt, eine sei bislang als Stumpf stehen geblieben, nun aber gar nicht mehr zu erhalten. Und auch der Blick aus dem Garten heraus zur Wallfahrtsbasilika ist heute zugewachsen.

Überlegenswert ist auch die Errichtung einer Toilette nahe der Orangerie, denn die Gemeinde könnte auch Trauungen am Schloss durchführen. „Es wäre schön, alles auf einmal zu sanieren, das wird aber angesichts der erforderlichen Mittel vermutlich nicht so einfach“, zog leitete Schulze in die weiteren Schritte; auf die formelle Zustimmung seitens des LWL wird noch gewartet: Die Kosten müssen als nächstes ermittelt werden. Es muss überlegt werden, welche Bauabschnitte sinnvoll sind und im September können voraussichtlich die ersten Förderanträge gestellt werden.

Führungen

Öffentliche Führungen werden für drei Euro pro Person angeboten. Eine Anmeldung ist erwünscht. Die Termine hierfür sind um jeweils 14 Uhr: am Wochenende, 3. und 4. Juni, im Rahmen der Tage der Gärten und Parks in Westfalen; Sonntag, 18. Juni, (Schlössertag); Sonntag, 3. September; Sonntag, 10. September, (Denkmaltag); Anmeldung und Information, auch für Gruppenführungen mit maximal 25 Personen, bei Ulrike Mußhoff Tel. 02923/1033 oder E-Mail an ulrike.musshoff@gmail.com. Unter Tel. 02923/980228 vermittelt die Gemeinde weitere, hierfür ausgebildete Gästeführer.

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