Obwohl es schon eine halbe Ewigkeit her ist, erinnert sich Lothar Köhler noch genau an die erste Begegnung mit seiner späteren Braut. Er stand damals vor einer Tür in Hüsten, weil er Kunden Getränke liefern wollte. Die Tochter des Hauses habe ihm geöffnet, erzählt er mit einem Strahlen im Gesicht: „Ich sah sie und war wie vom Blitz getroffen.“
Die spontane Sympathie beruhte auf Gegenseitigkeit. „Der gefällt mir“, dachte auch das junge Mädchen, das ihn freundlich begrüßte. So fing es an, beide ahnten damals noch nicht, dass sie künftig so viele Jahre gemeinsam durchs Leben gehen sollten. Bald schon zogen sie zum Standesamt. Unvergessen das Weihnachtsfest 1962, die Jahreswende als frisch gebackene Eheleute und dazwischen die Hochzeitsfeier mit Mittagessen und Kaffeetrinken im kleinen Kreis bei den Eltern der Braut. Die Familie wuchs: Eine Tochter und zwei Söhne kamen zur Welt. Köhlers wurden Großeltern von fünf Enkeln, und mit vier Urenkeln gratuliert am heutigen Dienstag schon die nächste Generation.
Blicken die beiden zurück, dann kommt es ihnen so vor, als sei die Zeit wie im Flug vergangen. „Es war sehr schön“, berichten sie über ihre Zeit im Freibad - ein kleines Ferienparadies am Soestbach für Familien und Freundes-Cliquen. Kinder zahlten ein paar Pfennig Eintritt.
Die Köhlers kamen 1969 zum Freibad, und sie verabschiedeten sich mit dem Ruhestand. Von der Wohnung im historischen Wärterhäuschen mit Blick aufs Wasser ging es zu Beginn des neuen Jahrtausends nach Oestinghausen ins neue gemütliche Eigenheim im Oistinger Feld.
Schlendern die beiden durch Soest, wissen sie, dass ihnen hier ständig jemand zuwinken wird, ehemalige Frühschwimmer ebenso wie die Kinder von einst, die bei Lothar Köhler stolz ihre Seepferdchen-Prüfung abgelegt haben oder denen er das Freischwimmer-Abzeichen für Badehose und Bikini überreicht hat.
Sein Wort hatte Gewicht. „Ich war großzügig“, meint er. Die Leute sollten ja Spaß haben. Doch schlug mal jemand zu sehr über die Stränge, dann sprach der Schwimmmeister Tacheles. Wer partout nicht hören wollte, musste seine Sachen packen. „Meinen Dienst habe ich immer als Verpflichtung den Bürgern gegenüber angesehen“, sagt der 81-Jährige. An manchen Sommertagen war er bis kurz vor Mitternacht im Einsatz, als gelernter Schlosser hielt er auch die Technik in Schuss, nahm sich spätabends noch die Filteranlagen vor.
Morgens um sieben standen oft schon die ersten Soester vor der Tür, die vor der Arbeit Bahnen ziehen wollten. War es heiß in der Börde, strömten die Besuche herbei, manchmal reichte die Schlange vor der Kasse bis zur Straße. Das alte Freibad gibt es nicht mehr, 2005 schlossen sich die Pforten.
Die Musik bildet nach wie vor eine Konstante im Alltag des Paares. Lothar Köhler schildert, wie er als Teenager vor dem Radio saß und gebannt dem kanadischen Sender lauschte, während seine Freunde zum Tanzen gingen. Seine Mutter habe schon Sorge gehabt, er werde zum Stubenhocker und lerne nie ein nettes Mädchen kennen, fügt er schmunzelnd hinzu.
Doch unverhofft kommt oft. Lothar Köhler traf Monika, mit der er heute auf bewegte Jahre schaut, auch auf die Konzerte auf dem sagenhaften Soester „Heuboden“, wo der Gitarrist Lothar Köhler mit seiner Gruppe auftrat. Im Repertoire: Titel der Beatles. Er denkt auch daran, wie er mit einer der Bands, in denen er mitwirkte, in Holland Unterhaltungsmusik spielte, um Geld für seine Familie zu verdienen. Der Tipp der Jubilare für ein harmonisches Miteinander: „Zufrieden sein und immer positiv denken.“ Den Glückwünschen zur Diamantenen schließt sich auch unsere Zeitung an.