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Wilde Müllkippe: 200 Autoreifen illegal auf dem Acker entsorgt

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Von: Klaus Bunte

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Wilde Müllkippe: 200 Autoreifen illegal auf dem Acker entsorgt
200 Altreifen türmten sich auf dem Feld südlich von Heintrop. © Privat

200 Altreifen türmten sich auf dem Feld südlich von Heintrop. Die Gemeinde hofft auf Hinweise zum Umweltsünder größeren Kalibers.

Heintrop – Wer einen Spaziergang durch die Felder unternimmt, möchte die frische Luft und die Natur genießen – ein Anblick an der Bauernstraße südlich von Heintrop beeinträchtigte dieses Erlebnis unlängst nachhaltig. Dass jemand seine abgefahrenen Winterreifen nicht zur Deponie fährt und stattdessen irgendwo im Straßengraben entsorgt, ist an der traurigen Tagesordnung. 200 Autoreifen hingegen, das ist eine stattliche Negativ-Leistung.

„Der Eigentümer der Fläche hat den Stapel dort selber erst gar nicht bemerkt“, schildert Stephanie Grabenschröer vom Hauptamt der Gemeindeverwaltung. Der Eigentümer hatte Glück, denn da die Reifen direkt von der Straße aufs Feld gekippt worden waren, war die Gemeinde zuständig, der Bauhof transportiert sie ab. Dies seit das zweite Mal, dass in er Gemeinde Lippetal in solch einem Umfang Reifen entsorgt worden seien, fährt Grabenschröer fort. Im Bereich der Straße Wilde See sei es unlängst schon einmal passiert. Die illegale Entsorgung ist kein Kavaliersdelikt – ein achtlos weggeworfener Altreifen bekommt erfahrungsgemäß bald Gesellschaft von weiterem Müll, denn er senkt die Hemmschwelle bei anderen Verbrauchern. Die Gemeinde erhofft sich daher auch Hinweise auf die Täter. Wer etwas gesehen hat, möge sich beim Ordnungsamt melden.

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Hohe Bußgelder und Kosten

Und dann kann es teuer werden. Die Höhe des Bußgeldes ist in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich. Für das Ablegen von ein bis fünf Reifen beträgt die Strafe laut www.bußgeldkatalog.org in Nordrhein-Westfalen zwischen 80 und 200 Euro. Für mehr als fünf Reifen bezahlt man bis zu 510 Euro Strafe. Das ist vergleichsweise preiswert, in anderen Bundesländern berappt man vierstellige Beträge. Hamburg etwa berechnet maximal pauschal 75 Euro pro Reifen – wer dort 200 Reifen illegal entsorgt und erwischt würde, müsste also 15 000 Euro blechen.

Grabenschröer: „Aber da kommen noch die Personal- und Entsorgungskosten der Gemeinde in Höhe von etwa 2000 Euro dazu sowie ein Bußgeld wegen eines Umweltdelikts.“ Das kann je nach Einkommen des Täters zwischen 100 und 100 000 Euro betragen, Ordnungsamtsleiter Ludger Schenkel geht in diesem Fall von immerhin 5000 bis 10 000 Euro aus.

Nachhaltige Wiederverwertung

Das alles ginge legal deutlich preiswerter, weiß Nicklas Dreckmann, Prokurist und Mitinhaber des Soester Entsorgungsbetriebs Compes & Schmidt. Firmen wie seine oder Kfz-Werkstätten seien die korrekte Adresse, um Reifen loszuwerden – der Wertstoffhof in Soest hingegen nimmt nur fünf Stück pro Tag und Anlieferung zu je 2,50 Euro an, mit Lkw- oder Traktorreifen hingegen darf man direkt wieder umkehren. Dreckmann: „Bei Privatpersonen, die einen alten Satz Reifen entsorgen, nehmen wir drei Euro pro Reifen, und wenn die Felge noch dran ist, sogar nur einen Euro. Bei gewerblichen Mengen berechnen wir nach Tonnen, bei Pkw-Reifen wäre das zwischen 100 und 200 Euro.“ Bei einem durchschnittlichen Reifengewicht von 9 Kilo läge der Lippetaler Umweltsünder bei 360 Euro. Die Verwertung alter Lkw- und Traktor-Reifen sei aufwendiger, komme daher etwas teurer.

Zum Bußgeld für die illegale Entsorgung kommen noch Personal- und Entsorgungskosten der Gemeinde in Höhe von etwa 2000 Euro dazu sowie ein hohes Bußgeld wegen eines Umweltdelikts.

Stephanie Grabenschröer, Gemeinde Lippetal

Dreckmann: „Und für den Besitzer des Grundstücks, auf dem so etwas abgeladen wird, kommen ja noch zusätzliche Kosten für den Abtransport hinzu. Bei Reifen geht es noch, die kann man einfach aufladen. Aber neulich hatten wir den Fall, da hatte jemand 30 Tonnen Bauschutt auf einem Feld abgeladen. Das wieder abzutragen und abzufahren, ist eine ganz andere Arbeit. Dabei hätte eine solche Menge, wäre sie bei uns abgeladen worden, nur 150 Euro gekostet.“

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