„Es war Liebe auf den ersten Blick“: Ein Alfa Spider von 1966

Andreas Jung und sein Alfa Spider stammen beide von 1966. Zum 40. Geburtstag machte sich der Lippetaler mit dem Cabrio selbst ein Geschenk.
Nordwald – Es sollte ein Geburtstagsgeschenk der ganz besonderen Art sein. 40 wird man nun mal nur einmal im Leben. Die Kinder werden langsam flügge, müssen nicht jedes Mal mitfahren, wenn Mama und Papa unterwegs sind. Also darf man sich selber einen Traum erfüllen, den man schon lange hegte, sich quasi selber ein Geschenk zum Eintritt ins fünfte Lebensjahrzehnt machen.
Das ist im Fall von Andreas Lang nun schon 17 Jahre her. Seither nennt der Lippetaler einen Alfa Spider Duetto sein Eigen und die automobile Schönheit aus den 1960er-Jahren kreuzt hin und wieder über die Straßen von Nordwald und Umgebung. Anerkennende Blicke, nicht nur der Auto-Enthusiasten, sind Andreas Lang und seiner Schatzkiste sicher.

Schließlich zählt die Formgebung aus der Karosserieschmiede von Pininfarina zu den absoluten Klassikern in der Automobilgeschichte; insbesondere die erste Generation des offenen Zweisitzers, die von Meister Battista Pininfarina noch höchstpersönlich gezeichnet wurde. Mitte der 60er-Jahre wurde der Neuling aus Arese bei Mailand zwar argwöhnisch beäugt von den Anhängern des Vorgängers, der Giulia Spider. Oder auch von der Weltpresse, die im Alfa-Zweisitzer einen „Osso di Seppia“ zu erkennen glaubte.
Als Gummiboot verhöhnt
Der Tintenfischknochen, beliebtes Zubehör als Schnabelwetzstein für Käfigvögel, hat genau die länglich ovale Form, die der Alfa Spider Duetto beim Anblick von oben bot. In Deutschland wurde er damals aber eher als Gummiboot verhohnepipelt. Schließlich erkannten einige Zeitgenossen in ihm – insbesondere bei roter Lackierung – eben jene aufblasbaren Gefährte, die Kindern im Hochsommer viel Freude auf dem Wasser bereiten.
Von all diesen Namensgebungen ließen sich die Liebhaber des Alfa Spider aber nicht beeindrucken. Er bereitete seit 1966 eben auch viel Spaß im Sommer, fand eine treue Fangemeinde, die von Italien aus über Europa hinaus bis in die USA reichte. Über ein Vierteljahrhundert lang wurde er inzwischen längst zum Klassiker; kein Auto dieser Bauart wurde länger auf die vier Räder gestellt. Bis 1993 lief der Spider in Norditalien vom Band, in nicht weniger als 124 000 Exemplaren. Kein Wunder, dass dieser Schönling ganz weit vorne fährt in der Liste der Autos mit H-Kennzeichen in Deutschland.
Wie eben auch die Schatzkiste von Andreas Lang, die eben genauso alt wie der Besitzer. Als der Traum von einem Cabrio Realität werden sollte, war noch gar nicht sicher, welches Modell es denn sein sollte. „Aber als wir einen Alfa Spider zufällig auf einer Straße haben stehen sehen, beschäftigte ich mich ernsthaft mit dem Thema“, schildert der Spider-Fahrer seine Gedankengänge von vor 17 Jahren.
Liebe zu Italiener
„Italien geht immer, ob Urlaub oder schöne Autos“, hat der Lippetaler eine Affinität zum Land, wo die Zitronen blühen. Also wurde recherchiert, wurden die einschlägigen Verkaufsportale durchleuchtet. Da wurde er fündig. Ausgerechnet ein 66er-Baujahr wurde angeboten, aus dem eigenen Geburtsjahr also. „Das war Liebe auf den ersten Blick“, gesteht Andreas Lang. Vor allem, weil es eben der Spider mit dem Rundheck ist, das sich wohltuend abhebt von jenen Exemplaren mit dem seit 1969 gebauten Fastheck.
Ein Rechtsanwalt aus Regensburg hatte den Spider in den 90er-Jahren erworben, mit dem Wiederaufbau des Oldtimers begonnen. Die Erstzulassung aus 1966 lief auf einen Modeschöpfer aus München, danach ging der Italiener durch mehrere Hände. Der Jurist hatte aber keine Zeit mehr, sich weiter der Restaurierung des Spiders zu widmen; also bot er ihn zum Verkauf an.
Viel Arbeit investiert
Für Andreas Lang kam das Angebot wie gerufen. Nach einem Telefonat ging es nach Regensburg, auf den eigenen vier Rädern und mit eigenem Antrieb wurde der Oldie ins Lippetal geholt. Dort allerdings gab es ein beinahe böses Erwachen. Denn bei genauem Hinsehen entpuppten sich einige tragende Teile des Fahrwerks als absolut nicht mehr tragend. Der Rostfraß hatte ganze Arbeit geleistet, wenig fachmännisch kaschiert mit schwarzem Unternbodenschutz.
„Da mussten viele Schweißarbeiten erledigt werden“, erinnert sich Andreas Lang, der Stammgast wurde bei einem Alfa-Spezialisten in Dortmund. Auch an die Bremsen musste die Experten ran, während Motor und Getriebe tadellos liefen. Auch nach jetzt 77 000 Kilometern gibt es dahingehend keinen Grund zur Klage. „Seit sechs Jahren läuft er tadellos, hat auch ein neues Verdeck“, freut sich Andreas Lang auch über kompetenten Service der Firma Willenbrink in Herzfeld. So gerüstet geht es schon mal auf die Sassendorf Classic, auf eine Tour nach Münster oder ins hessische Bergland. Aber nur bei gutem Wetter, versteht sich. Denn der Alfa Spider will natürlich mit offenem Verdeck gefahren werden, so wie es schon Dustin Hofmann vorgemacht hatte, als mit dem Cabrio aus der Lombardei in der „Reifeprüfung“ 1968 über die Kino-Leinwand sauste.