„Die Preisträgerinnen und Preisträger zeigen anderen Landwirtinnen und Landwirten was in Sachen Tierwohl und Umweltschutz in einem landwirtschaftlichen Unternehmen möglich ist. Sie gehen voran, haben die eingefahrenen Wege hinter sich gelassen. Ich danke Ihnen an dieser Stelle für Ihren Mut, das ist inspirierend und motivierend zugleich“, sagte Özdemir in seiner Laudatio.
Für die Albersmeiers ist der Preis vor allem eins: Die Bestätigung, dass sie den richtigen Weg einschlugen, als sie die auf dem Hof vorhandene Substanz in Richtung 100-prozentiger Strohhaltung mit Auslauf für die Tiere ausbauten.
Dabei wäre der Preis beinahe an dem Landwirtspaar vorbei gegangen. „Im Mai war eine zwölfköpfige Jury bei uns auf dem Hof. Sie haben alles bis ins kleinste Detail durchleuchtet“, erzählt Marianne Albersmeier, die die Öffentlichkeitsarbeit für den Hof macht. Auf alles hatten sich die beiden Hüttinghauser vorbereitet. Dokumente bis hin zum Jahresabschluss lagen bereit.
„Dann wurde nach der Baugenehmigung gefragt. Wir konnten sie nicht finden.“ Ein Mitarbeiter des Kreises Soest schickte eilends eine Kopie per E-Mail. „Das war an einem Freitag um fünf vor zwölf. Ich habe mich dann in mein Auto gesetzt und bin dem Bus mit der Jury hinterher gefahren“, ist Marianne Albersmeier dem Kreisbeamten dankbar.
Die Familie bewirtschaftet den konventionell geführten Schweinemastbetrieb in der vierten Generation. Vor rund vier Jahren stellten die Eheleute Albersmeier ihr Konzept um und nahmen zum Wohl der Tiere bauliche Veränderungen vor: Stallwände wurden durchbrochen, Türen zu neu geschaffenen Ausläufen gesetzt, Abteile entfernt und die Spaltenböden zubetoniert.
Auf dem Gelände, einer Hofanlage mit Backsteingebäuden, werden heute 3 500 Schweine in mehreren Ställen gehalten, das sind 80 Prozent des Bestandes vor den Umbaumaßnahmen. Es gibt Ausläufe mit und ohne Außenklima, die Böden sind mit Stroh bedeckt.
Die Stallanlagen zeichnen sich durch Freiflächen aus, pro Stall hält Klaus Albersmeier Großgruppen von bis zu 450 Schweinen, die den Platz haben, sich in Untergruppen zusammen zu finden. „Die Tiere sind gesünder. Sie liegen auf Stroh, das ist wie eine Fußbodenheizung und wir können viel frische Luft in die Ställe lassen. Die Schweine wühlen im Stroh, sind damit beschäftigt. Sie wirken ausgeglichen und glücklich“, sagt der Landwirt in einem kurzen Film, der neben Filmen der anderen prämierten Betriebe auf der Online-Plattform Youtube auf dem Kanal des KTBL zu finden ist.
Auch Albersmeiers Ferkelzulieferer aus Heppen hat auf Strohhaltung umgestellt, abgebissene Ringelschwänze sind seitdem fast Vergangenheit. Zum Konzept gehörte auch, dass sich Albersmeier bereits vor der Umstellung um einen Vermarkter seiner „Strohschweine“ kümmerte.
Hervorgehoben wurden seitens der KTBL auch: Die Öffnung der Anlage für Besucher, Kultur am Stall, regenerative Landwirtschaft, Agroforstversuche, die Nutzung von Dachflächen für Solarpaneele. Wer sich Hof und Schweine in den Ausläufen anschauen möchte, hat dazu bei Kultur am Stall 13./14. Mai 2023, Gelegenheit. Infos auf www.hofalbersmeier.de.