Lippborg - „Diese Entscheidung kam letztes Jahr ja noch von ganz oben, und während wir ihr folgten, hat Köln ja trotzdem gefeiert“, hat er aus der Ferne die Entwicklung in der rheinischen Narrenhochburg auch eher mit Skepsis beobachtet.
„Aber wir sind voll in der Planung“, meint er und verweist auf den Terminplan, der schon festgezurrt ist (siehe Infokasten). Beim Treffen der Wagenbauer Ende Oktober wird auch das Motto der kommenden Session festgelegt. Auch Nachfolger fürs Prinzenpaar zu finden, sei kein Problem – aber pssst, das Geheimnis wird erst am 12. November gelüftet.
Mit der Bekämpfung von Covid 19 sei das närrische Virus in Lippborg nicht ausgemerzt worden. Im Gegenteil, nicht im Hals, sondern in den Fingern jucke es allen Beteiligten, „und das sogar ganz gewaltig. Man hört es hier von vielen Leute, dass sie voller Vorfreude sind“. Denn alle Corona-konformen Alternativen, mit denen man die beiden vergangenen Jahren überbrückte, seien doch nur Ausweichverfahren gewesen, „da geht das Herz eines Karnevalisten nicht so auf wie bei richtigem Karneval mit Prunksitzung um Umzug.“
Auch wenn alles nach Plan läuft, so gibt es etwas, worauf die Aktiven keinen Einfluss haben: die Passiven. Sprich, Zuschauer, die sich zum Beispiel aus Gründen fortgeschrittenen Alters vielleicht noch immer nicht unter größere Menschenansammlungen trauen. „Aber unter den Mitwirkenden hat noch keiner abgesagt, die sind alle voller Euphorie.“
Sicher, Beiträge, die schon zur Gala-Sitzung 2020 hätten laufen sollen und die thematisch zeitlos sind, kann man auch jetzt noch bringen. Wer natürlich zwei Jahre in Folge Büttenreden vorbereitet, die auf aktuelles Geschehen eingehen, hat für den Papierkorb geschrieben. Das kann frustrierend sein.
Dass dies erneut passiert, könnte weniger der Pandemie geschuldet sein, als dem Krieg in der Ukraine. Gut, Konfettibomben zündet man in Lippborg eh nicht, dazu ist der KKL zu umweltbewusst. Aber Helau und Alaaf, während sich in der Ukraine die Menschen gegenseitig in Fetzen schießen? „Hätte Corona nicht eh schon dafür gesorgt, dass wir auch in diesem Jahr nicht feiern konnten, hätten wir mit Blick auf die Ukraine alles abgesagt“, blickt Kaubisch zurück. Die Session wäre zeitlich genau mit dem Ausbruch des Krieges zusammengefallen.
Der dauert nun schon länger, als irgendjemand, am wenigsten wohl Putin selber, es für möglich gehalten hätte. Bis zu den tollen Tagen sind es zwar noch fünf Monate, bis zur Prinzenproklamation dagegen keine sieben Wochen mehr. Niemand kann sagen, wie die Lage im Februar aussieht. Deswegen schon jetzt die Segel streichen, das möchten die Karnevalisten nicht, „wir hoffen, dass der Krieg bis dahin endlich vorbei ist“. Natürlich nicht nur um der eigenen Session willen – aber eben auch.