Niederbauer: Der erste Spargel sprießt unter Folie

In Niederbauer hat die Ernte begonnen. Bis zum 24. Juni gibt es im Hofverkauf, auf Märkten und im Einzelhandel grünen Spargel vom Spargelhof Dieckmann-Großhundorf.
Niederbauer – Ein gerader Wuchs, die Spitzen geschlossen, feucht schimmernde Schnittkanten an den Füßen und ein quietschendes Geräusch, wenn die Stangen aneinander reiben. So beschreibt Friedrich Dieckmann die Qualitätsmerkmale eines guten Spargels.
Seit Beginn der Woche wird auf dem Hof Dieckmann-Großhundorf das schlanke Gemüse geerntet, am Samstag, 15. April, beginnt der Hofverkauf. Neben dem grünen Spargel aus eigenem Anbau gibt es dann auch Kartoffeln, Hollandaise-Sauce und Bleichspargel. „Und für den Notfall Sparschäler“, sagt Dieckmann lachend.
Der Bleichspargel wird aus dem Münsterland zugekauft, ist auch geschält erhältlich. Anders als der grüne Spargel, wächst das weiße Pendant im Erddamm und wird unter der Erde gestochen. Bei Dieckmanns wächst der Spargel oberhalb der Erdoberfläche auf dem Feld, denn die Familie hat sich der grünen Sorte verschrieben. Durch die Sonneneinwirkung entwickelt sich in den Stangen Chlorophyll, was die grüne Farbe ausmacht.

„Er enthält die Vitamine A, B, C, E und Folsäure und Magnesium. Er hat einen höheren Anteil an Asparaginsäure, als der weiße, dadurch hat er das schöne Aroma. Die Harnproduktion wird erhöht und die Nierenfunktion verbessert - er wirkt entgiftend“, zählt der 27-Jährige den gesundheitlichen Aspekt des grünen Spargels auf.
Persönliche Vorliebe
Täglich gibt es das Saisongemüse nun nicht, erzählt der junge Spargelbauer, aber seine Mutter probiert immer wieder neue Rezepte aus, da lässt sich immer noch etwas finden. Dieckmann selbst bevorzugt eine einfache Zubereitung: „Die Stangen in der Pfanne oder im Wok acht bis zehn Minuten dünsten, sodass sie noch bissfest sind. Und dann mit Butter und ein wenig Parmesan servieren.“
Mit dem Anbau grünen Spargels begann Vater Wilhelm, der den Betrieb zusammen mit seinem Sohn führt, nach einem Aufenthalt 1986 in Kalifornien. „In Deutschland wird zu 80 Prozent Bleichspargel gegessen, weltweit ist das aber genau anders“, erzählt Friedrich Dieckmann. In England und den USA beispielsweise, sei die weiße Sorte sogar weitestgehend unbekannt.
Lippetaler Sandboden
In Niederbauer fand Dieckmann Senior gute Bedingungen, der Lippetaler Sandboden wärmt schneller auf und schont die zarte Haut des Gemüses. Heute werden bei Dieckmanns auf zwölf Hektar Fläche die Pflanzen in die Erde gesetzt. Sie werden einjährig von einem Züchter bezogen, kommen März/April in die Erde. „Als Dauerkultur lassen sie sich dann bis zu zwölf Jahre beernten“, sagt Dieckmann Junior.
Fast zehn Prozent der Ernte wird am Hof in Niederbauer verkauft, über 90 Prozent geht in den Handel, wird auf Märkten und im Lebensmitteleinzelhandel angeboten.
Folie wärmt Boden
Ein Drittel des Dieckmannschen Spargels wächst unter Minitunneln aus Thermo-Folie, die absorbiert das Sonnenlicht und wärmt den Boden auf. „Da reichen wenige Stunden am Tag.“ Der so gewachsene Spargel kommt als erstes in die Ernte. Die restlichen zwei Drittel wachsen an der Luft und sorgen für eine Ernte bis zum 24. Juni.
„Der Grünspargel ist im Anbau aufwendig. Er ist Wind, Starkregen und im April/Mai auch noch Bodenfrost ausgesetzt. Wir haben uns über die Jahre das notwendige Wissen hierüber angeeignet“, erklärt Friedrich Dieckmann. Der Zeitpunkt der Ernte ist wichtig, geht man zu früh ran, kann Frost die Pflanze schädigen. Wartet man zu lange, dann öffnen sich die Spitzen, „Blüte nennt man das. Da kann sich gegebenenfalls Sand rein setzen“.
Mitarbeiter pflegen
Gelernt hat er bei einem Spargelbauer im Münsterland, der weißen Spargel anbaut. Aber alles was den grünen betrifft, weiß er von seinem Vater. Im Herbst wird Dieckmann, der noch studiert, den Bachelor-Abschluss in Betriebswirtschaft machen. Nebenbei arbeitet er bei seinem Onkel im Büro eines Kunststoffrecyclingbetriebs.
„Nach der Saison bleibt Zeit“, zeigt sich Dieckmann flexibel. Für drei Monate sind in Niederbauer etwa 15 Mitarbeiter aus Rumänien fest angestellt, sie kommen jetzt nach und nach an. Vier Aushilfen sind aus der Region.
„Wir versuchen, ein schönes Ambiente zu bieten, spielen Tischtennis mit ihnen und grillen“, schätzt der Junior den Wert seiner Angestellten. Denn auch auf dem osteuropäischen Markt verbesserten sich die Arbeitsbedingungen und dauerhaft Angestellte bekämen nicht für drei Monate frei.

Auch an dem Spargelhof gehen die Teuerungen nicht vorbei, der Preis für die Folie hat sich verdoppelt, der gesamte Betriebsmitteleinsatz ist gestiegen und höhere Auflagen bedeuten einen höheren Verwaltungsaufwand. Der Kilopreis wird sich für den grünen Spargel in diesem Jahr zwischen 14 bis 17 Euro einpendeln, rechnet Dieckmann.
Sortiert wird von Hand, das kann keine Maschine so gut wie ein Mensch.
Die Stangen werden mit 30 Zentimeter Länge geerntet, der Erntehelfer schneidet sie leicht unterhalb der Erdoberfläche, sodass sich die Arbeiter zu einem späteren Zeitpunkt nicht verletzten, denn der stehen bleibende Stumpf trocknet schnell aus und wird sehr hart. Am Hof werden die Stangen maschinell auf 24 Zentimeter gekürzt und gewaschen. „Sortiert wird von Hand, das kann keine Maschine so gut wie ein Mensch.“
Öffnungszeiten Hofverkauf
Spargelhof Dieckmann-Großhundorf, Deilweg 1 , Montag bis Freitag 9 bis 18 Uhr, Samstag 9 bis 15 Uhr, Sonntag 9 bis 13 Uhr