Lippborg: Meister backt Brot für Notzeiten

Es sind andere Zeiten, die wir momentan erleben. Zeiten, die Bäckermeister Simon Lippling veranlassten, über neue Rezepturen nachzudenken. Nun liegt in den Regalen seiner Bäckerei-Filialen „Lippling’s Notzeitenbrot“.
Lippborg – Und das ist angelehnt an eine Erfindung Konrad Adenauers. „Adenauer war als Erster Beigeordneter der Stadt Köln für die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung zuständig. Gemeinsam mit befreundeten Bäckern versuchte er, ein Rheinisches Schrotbrot nachzuahmen. Letztlich ging es darum, ein Verfahren zu entwickeln, mit dessen Hilfe Breigetreide zu Brot verarbeitet werden können“, erläutert Lippling.
Auf der Suche nach neuen Rezepten stieß der 25-Jährige auf das Adenauer-Brot, welches schließlich 1915 zur Zeit des 1. Weltkrieges patentiert wurde. „Es ist ein sehr festes Brot, nach heutigen Maßstäben kaum genießbar“, fährt Lippling fort. Breigetreide, in Adenauers Fall Mais, Gerste und Reis, seien für Brote nicht geeignet, da sie kein Klebernetz bilden können, welches dafür sorge, dass die Hefe arbeite. Sie werden als Tierfutter verwendet.
Ich möchte es nicht überdramatisieren. Die Zeiten damals waren weitaus härter, aber wir erleben gerade eine Wirtschaftskrise.
Getreidesorten, die für das Backen von Brot geeignet sind, seien Dinkel, Weizen und Roggen – Letztere waren zur Kriegszeit allerdings Mangelware. „Ich möchte es nicht überdramatisieren. Die Zeiten damals waren weitaus härter, aber wir erleben gerade eine Wirtschaftskrise“, sagt der junge Bäckermeister.
Bäckereien seien angesichts der steigenden Energiekosten doppelt betroffen: Als Energie-intensive Unternehmen haben sie selbst hohe Energiepreise zu zahlen, sind dabei gleichzeitig auf die Kaufkraft der Kunden angewiesen, die aber auch mit den steigenden Preisen umgehen müssen.
Andere Zeiten
„In den letzten Jahren mussten Bäcker sich immer etwas Besonderes einfallen lassen, um am Markt mithalten zu können, man arbeitete mit Süßkartoffeln und Chia-Samen – Zutaten, die auch mehr kosten. Das ist heute nicht mehr der richtige Weg“, stellt Lippling fest. Niemand wisse, wie es dem Bäckerhandwerk in einem halben oder einem Jahr gehe. Der Preis von Weizen habe sich wegen dem Krieg in der Ukraine fast verdoppelt, Roggen und Dinkel seien im Preis nicht so stark gestiegen.
Nun hat Simon Lippling ein einfaches, im Preis stabiles Brot entwickelt und gibt darauf eine Preisgarantie bis Juni 2023. „Es ist im Aufbau simpel, aber bezahlbar. Die Hauptzutaten sind Roggenschrot und Roggensauerteig sowie Dinkelmehl. Außerdem stammen die Zutaten aus der Region“, beschreibt er den Neuling im Lipplingschen Brotregal, mit dem er der aktuellen Situation begegnen will.