In Lippetal reagieren Gastronomen unterschiedlich auf die zu erwartende Maßnahme. Melanie Lammert, Betreiberin des Melle’s in Oestinghausen, sieht eine schwierige Zeit kommen. Trotzdem wird sie mit ihrem Team versuchen, die Öffnungszeiten zu halten, um für ihre Gäste da sein zu können. Die Sommermonate liefen recht gut, mit Einsetzen der kälteren Jahreszeit und steigenden Auflagen kamen jedoch weniger Besucher. „Die Kontrolle von Personalausweis und Impfzertifikat wird von meinen Gästen akzeptiert“, sagt sie.
Lammert hofft, dass die Menschen, wenn sie sich ohnehin morgens für den Besuch des Fitnesscenters oder einen Bummel durch die Fußgängerzone haben testen lassen, später am Tag bei ihr hereinschauen. Testmöglichkeiten gibt es in der Apotheke, bei Hausärzten und im Eventcenter. Zusätzlich gibt es in der ab Donnerstag geltenden Coronaschutzverordnug die Möglichkeit, dass Gäste sich selber vor Ort unter Aufsicht testen (siehe Info-Kasten), sofern die Wirte dies den Gästen anbieten können und wollen.
Zudem will Lammert mit ihrem Abhol- und Lieferservice, den sie im vergangenen Jahr während des Lockdowns einführte und auch nach dem Ende des Pandemiegeschehens beibehalten will, verstärkt auf das Geschäft außer Haus setzen. Angesichts der Situation ergänzt sie: „Man muss Ideen entwickeln.“ Gäste können auf ihrem Parkplatz im eigenen Wohnmobil die Speisen verzehren. Ein Wohnmobil-Dinner und die Möglichkeit des Abholens bietet auch Jörg Goldammer vom Landhof Kesseler in Herzfeld auf der hauseigenen Internetseite an. Die angekündigte Maßnahme kommt für ihn jedoch einem Lockdown nah: „Die Leute sind ohnehin verunsichert durch die vielen Nachrichten und sich ständig ändernden Vorgaben.“ Zur Weihnachtszeit habe er einige vorsorgliche Absagen gehabt. Dass Gäste sich für einen spontanen Restaurantbesuch zu einem Schnitzel oder einem Bier extra testen lassen werden, bezweifelt der Gastronom. Im Januar und Februar laufe das Geschäft ohnehin ruhiger, Biker und Radfahrer seien kaum unterwegs. Nun müsse er überlegen, ob sich das Öffnen der Lokalität bei den anfallenden Kosten rechne. „Es ist eine Zwickmühle“, urteilt Goldammer, denn er möchte auf keinen Fall Personal verlieren.
Weitaus zuversichtlicher klingt dagegen Gabriele Willenbrink vom Gasthof Willenbrink in Lippborg. „Wir dürfen, anders als im vergangenen Jahr, öffnen“, erklärt die Wirtin und fügt hinzu: „das ist eine vernünftige Entscheidung, die es den Menschen weiter ermöglicht, auszugehen.“ Zu wenig wird ihr in der Diskussion der Fokus auf die Geboosterten gerichtet: „Unsere Gäste sind zu 98 Prozent geimpft, ein großer Teil davon ist bereits geboostert und benötigt keinen Test.“ Große Veranstaltungen entfallen zurzeit und für November und Dezember rechnet sie mit einem Umsatzrückgang von 25 bis 30 Prozent.
Dem À-la-carte-Geschäft sieht Willenbrink gelassen entgegen. Gäste ihres Restaurants reservieren in der Regel, ein notwendiger Test werde dann mi teingeplant und bei auswärtigen Besuchern an deren Wohnort durchgeführt. Einen Aspekt hebt die Wirtin noch als grundsätzlich positiv hervor: „Man schützt sich und seine Gäste und senkt die Gefahr, dass das Virus ins eigene Haus getragen wird.“