1. Soester Anzeiger
  2. Lokales
  3. Kreis und Region

Nach mehr als 20 Jahren: Wolfgang Lückenkemper verlässt die Polizei für eine neue Aufgabe

Erstellt:

Von: Daniel Schröder

Kommentare

Lückenkempers Zeit bei der Polizei ist vorbei.
Lückenkempers Zeit bei der Polizei ist vorbei. © schröder

Wolfgang Lückenkemper verlässt die Soester Polizei nach mehr als 20 Jahren. Er berichtet, welche Fälle ihm aus seiner Zeit als Polizeisprecher am stärksten im Kopf geblieben sind.

Soest – Wolfgang Lückenkemper verlässt nach rund 22 Jahren die Kreispolizeibehörde Soest. Der nun ehemalige Polizeisprecher ist ab sofort Sprecher seiner Heimatgemeinde Welver.

2001 war Lückenkemper zur Polizei gekommen, begleitete dort den technischen Wandel, programmierte die erste Internetseite der Behörde, schulte Mitarbeiter im Umgang mit E-Mails. 2006, vor mittlerweile 17 Jahren, wechselte er in die Pressestelle. Ein damals ungewöhnlicher Schritt, diese Stelle mit einem Nicht-Polizeibeamten zu besetzen. Doch Lückenkemper zum Akteur des Soester Pilotprojekts zu machen, sei damals eine nahe liegende Option gewesen: „Es hieß, dass ich eben jemand sei, der durch seine Tätigkeit sowieso alles weiß, was in der Behörde läuft“, erinnert sich der 57-Jährige.

Als er Polizeisprecher wurde, gab es Facebook in Deutschland noch nicht - auch vom iPhone war noch keine Rede

Unter Winfried Schnieders nahm Lückenkemper seine neue Herausforderung an. Kurze Zeit später – er war für vier Wochen alleiniger Kopf der Pressestelle – kam der erste tödliche Verkehrsunfall. Lückenkemper rückte aus, gab Fernsehinterviews vor Ort. Als Schnieders zurückkehrte, habe er gefragt, wie es gelaufen sei. Lückenkempers Antwort: „Gut, ich glaube, jetzt kann ich alles.“ Der „Sprung ins kalte Wasser“ sei „nie verkehrt“, ist „lü“ bis heute überzeugt.

Wie viel 17 Jahre in einem Beruf „mit Medien“ sind, zeigt allein der Blick auf den Zeitstrahl: Das mobile Internet, wie es heute selbstverständlich ist, gab es 2006 noch nicht. Erst das 2007 als Weltneuheit präsentierte iPhone ebnete den Weg. 2008 kam Facebook auf den deutschen Markt. „Die Technik hat sich in der Zeit überschlagen“, sagt Lückenkemper.

Die Soester Polizei gehörte – von Lückenkempers Initiative getrieben – zu den ersten Behörden, die auf dem weltweit größten sozialen Netzwerk mit einem eigenen Account vertreten war. „Nach Paderborn waren wir die erste kleinere Behörde im Land.“ Damals habe es „viel Angst in der Behörde“ vor der zusätzlichen Arbeitslast gegeben. Im Sommer 2015 brach dann ein Großbrand in einer Warsteiner Galvanik aus, Lückenkemper setzte kurze Zeit nach Brandausbruch die erste Polizeimeldung dazu bei Facebook ab, ging auf Anwohnerfragen ein. „Nach dem ersten Posting hörten die Telefone in der Leitstelle auf, zu klingeln.“ Lückenkemper erinnert sich: „Das war damals ein Glücksfall für uns. Seitdem hat es keine Vorbehalte mehr gegeben.“

Die Tücken des Internets für einen Behördensprecher

Doch das Internet und die Sozialen Medien ließen den Alltag schnelllebiger werden. „Damals gab es morgens eine Nachricht, man sammelte Informationen, verschickte die Meldung am Mittag und am nächsten Morgen stand sie in der Zeitung. Heute passieren viele Dinge in Echtzeit. Der Druck ist höher geworden. Wir sollen sofort etwas zu Dingen sagen können, haben oftmals aber noch gar keine gesicherten Informationen. Am Anfang war es wirklich schwierig, mit dem neuen Tempo zurechtzukommen.“

Der Fall Liesa Schulte beschäftigt ihn bis heute

Auf die Frage, welche Fälle ihm am stärksten im Gedächtnis geblieben sind, muss Lückenkemper nicht lange überlegen: „Liesa Schulte. Da war ich vom ersten Tag an Bord. Anfangs galt sie nur als verschwunden, doch sofort war eine Mordkommission aus Dortmund dabei. Die Kommunikation in diesem Fall war am Anfang eine große Herausforderung. Wie kann ich das nach außen transportieren, was ich nicht sagen darf?“ Auch die Schießerei mit zwei Toten auf offener Straße in Geseke ist Lückenkemper im Kopf geblieben. „Der am weitesten entfernteste Anruf eines Journalisten dazu kam aus Japan. Alle wollten sofort wissen, was los ist. Doch wir konnten die ganze Zeit nur sagen: ‘Ja, da ist geschossen worden. Ja, da liegen zwei Tote. Nein, wir wissen nicht, warum und wer es war.’“ Der Fall ist bis heute rätselhaft.

Doch es habe auch schöne Erlebnisse gegeben: „Alles, was in irgendeiner positiven Hinsicht mit Tieren und Kindern zu tun hatte.“ Besonders die gemeinsamen Termine mit seinen Kollegen von der Verkehrssicherheit und ihrer Puppenbühne hätten immer wieder großen Spaß gemacht. Vor allem die rund 80 Abschiedsschreiben von Polizeipensionären, die Lückenkemper stets per E-Mail über Neuigkeiten in der Behörde informiert hatte, bescherten dem Soester zum Ende seiner Polizei-Zeit Freude.

„Ich hab‘s gerne gemacht“

Seinen Lebensabschnitt bei der Polizei fasst er so zusammen: „Es gab schöne Geschichten, es gab doofe Geschichten, es war alles dabei. Ich hab’s gerne gemacht.“ Doch jetzt, nach 17 Jahren, sei es an der Zeit für einen Tapetenwechsel: „Ich musste ehrlich zu mir sein: Wenn man kreativ arbeiten möchte, ein Thema zum 185. Mal auf dem Tisch hat und sich schon fragt, wie man es beim letzten Mal gemacht hat, dann wird es Zeit, etwas anderes zu machen.“ Die offene Stelle bei der Gemeinde Welver – seiner Heimatgemeinde – sei „wie ein Sechser im Lotto“ gewesen. „Da freue ich mich richtig drauf!“

Auch interessant

Kommentare