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Kreis Soest reagiert auf niedrige Wasserstände in stehenden und fließenden Gewässern

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Von: Karin Hillebrand

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Die niedrigen Wasserstände in Oberflächengewässern, wie hier der Heve am Möhnesee, beschäftigen die Wasserwirtschaft im Kreis. © Peter Dahm

Die Wasserwirtschaft des Kreises Soest erteilt nach Angaben des Kreispressesprechers Wilhelm Müschenborn momentan keine neuen genehmigungspflichtigen Wasserentnahmen aus Oberflächengewässern.

In anderen Kreisen, wie Steinfurt oder Borken, haben die zuständigen Behörden Entnahmeverbote auch für bestehende Genehmigungen erlassen, im Kreis Coesfeld appelliert man an die Bürger, kein Wasser für den eigenen Garten zu entnehmen und erinnert andere daran, sich an die festgelegten Mindestwasserstände zu halten. Bei Zuwiderhandeln drohen Bußgelder.

Gemeingebrauch

Oberflächengewässer sind oberirdisch gelegene stehende und fließende Gewässer. Die Nutzung des darin befindlichen Wassers ist über das Wasserhaushaltsgesetz geregelt. Dieses unterscheidet zwischen dem „Gemeingebrauch“, also der privaten Nutzung des Wassers beispielsweise zum Wässern des Hausgartens oder zum Baden und eben der genehmigungspflichtigen Wasserentnahme.

Gewerbliche Bewässerung

„Die Lage hier ist nicht gut, aber entspannter, als in anderen Regionen“, sagt Müschenborn angesichts niedriger Pegelstände. Auch die Regenfälle der letzten Woche hätten an der angespannten Lage nicht viel geändert. Wer im Kreisgebiet für seine beantragte Kubikmeter-Menge Wasser eine Genehmigung hat, dürfe diese unbefristet nutzen, neue Genehmigungen würden zur Zeit jedoch nicht ausgestellt. Dies betreffe beispielsweise Landwirte, Gemüsebauern oder Baumschulen, die ihre Pflanzen gewerblich bewässern. Auch das Befüllen von Fischteichen mit Wasser zählt dazu.

Naturschutz

Die Regelungen dienen dem Schutz der Gewässer und der darin enthaltenen Lebewesen und Pflanzen. „Es ist eine ernste Sache“, erklärt Biologin Doktor Margret Bunzel-Drüke von der Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz im Kreis Soest (ABU). Und das gleich mehrfach, denn wenn der Wasserspiegel niedrig ist und die Sonne das Wasser erhitzt, sinke der Sauerstoffgehalt im Nass. Bunzel-Drüke: „Je kälter das Wasser, desto mehr Sauerstoff ist darin enthalten und die Tiere können besser atmen.“

Kiemen verstopfen

Ein starker Gewitterguss sei im Falle trockener Gewässer auch keine Hilfe, sondern gegebenenfalls kontraproduktiv. „In allen Rohren sitzt Schlamm und Staub. Bei spontan aufkommendem Starkregen werden Feinsedimente mit einem Schwung in das Wasser geschwemmt und verstopfen die Kiemen von Fischen“, führt Margret Bunzel-Drüke weiter aus. Setze der Regen langsam ein, dann sei das kein Thema. Außerdem entstünden bei Dürre im Lauf eines Baches sogenannte Tümpelketten, das heißt, die tiefen Stellen sind noch mit Wasser gefüllt und werden zu Tümpeln, weil an flacheren Stellen kein Wasser mehr vorhanden ist. Entnimmt jemand an einer tiefen Stelle Wasser, weiß er unter Umständen gar nicht, dass in einiger Entfernung der Bachlauf unterbrochen ist.

Tümpelketten

Problematisch könne sich des Weiteren die Einleitung durch Kläranlagen entwickeln. „Die Mengen sind so berechnet, dass eine Verdünnung stattfindet, sinkt der Wasserspiegel, dann ist auch die Verdünnung geringer. Manche Fische und Wasserinsekten vertragen das nicht“, sagt Bunzel-Drüke.

Geringe Verdünnung

Zudem legten Amphibien wie Frösche oder Molche ihre Larven ins Wasser. Sind die noch nicht ausentwickelt, vertrocknen sie. Viele Arten hätten es vor der Trockenheit geschafft, die Gelbbauchunke sei jedoch immer etwas später dran. In stehenden Gewässern können auch Algen zu einem Problem werden.

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