Verbotenes Gift kam zum Einsatz: Rotmilan getötet - Zeugen gesucht

Im Kreis Soest wurde offenbar ein Rotmilan vergiftet. Das Gift ist auch für Haustiere und Menschen gefährlich. Es werden Zeugen gesucht.
Kreis Soest - In Geseke-Mönninghausen wurde nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz im Kreis Soest e.V. (ABU) ein Rotmilan vergiftet.
Bereits am 3. August sei Greifvogelexperte Hubertus Illner nach Mönninghausen gefahren. Die ABU war von einem Landwirt kontaktiert worden, der den toten Greifvogel am Rande eines Feldes östlich von Mönninghausen gefunden hatte.
Illner analysierte: „Der Vogel war äußerlich intakt, verdächtig war ein handballengroßes Fleischstück einer Taube, das 2 Meter entfernt auf dem Weg lag.“ Eine Untersuchung durch das Arnsberger Veterinäramt sollte Erkenntnisse über die Umstände des Todes geben. Das Ergebnis liegt nun vor und bestätigt, dass der Rotmilan vergiftet wurde.
Rotmilan mit Parathion vergiftet: Gefahr auch für Haustiere und Menschen
Im Einzelnen hieß es, dass der Rotmilan und das gefundene Fleischstück das Gift Parathion, auch „E 605“ genannt, enthielten. Der Milan war laut ABU-Angaben also an dem vergifteten Köder gestorben. „Dies zeigt, dass beabsichtigt war, geschützte Greifvögel zu töten. Bei solchen Vergiftungsfällen besteht immer auch die Gefahr, dass Haustiere oder sogar Menschen zu Schaden kommen“, betonte Illner in einer ABU-Mitteilung. Die Anwendung von Parathion zur Bekämpfung von Insekten ist seit 2001 in der Europäischen Union verboten. Es handelt sich demnach um eine Straftat, die vom Veterinäramt zur Anzeige gebracht wird.
Parathion E 605
Parathion ist eine Flüssigkeit, die leicht verdampft und giftig für Insekten und Warmblüter ist. Die Flüssigkeit ist in reinem Zustand farblos und fast geruchlos, die in den Handel kommende technische Verbindung ist gelb bis braun, mit einem stechend knoblauchartigen Geruch.
Parathion blockiert das Enzym Acetylcholinesterase und wirkt als Kontaktgift - daher darf es nicht mit der Haut in Berührung kommen. Wer an einer Parathion-Vergiftung leidet, kämpft mit Erbrechen, Durchfall, Schweißausbrüchen, Muskelzuckungen, Kopfschmerzen, Atemlähmungen und Krämpfen.
Rotmilane werden laut Angaben des Experten als typische Aasfresser „relativ häufig Opfer solcher Vergiftungsaktionen“. Dies sei „besonders bedauerlich“, da der Rotmilan nur in West- und Mitteleuropa vorkommt und der größte Anteil der Weltpopulation in Deutschland brütet, was für keine andere Vogelart gilt. Bei dem getöteten Rotmilan handelte es sich laut Illner um ein geschlechtsreifes, gut genährtes Weibchen, das wahrscheinlich zum hiesigen Brutbestand gehörte. „Unnatürliche Verluste“ von Altvögeln einer langlebigen Vogelart, wie in diesem Fall die offenbar vorsätzliche Vergiftung, wirken sich besonders negativ auf die Bestandsentwicklung aus, da es mehrere Jahre dauern kann, bis ein geschlechtsreifer neuer Partner sich im Brutrevier einfindet.
Es handelte sich nicht um den ersten Vergiftungsfall im Bereich nördlich von Geseke. Demnach fielen im Vorjahr drei Rotmilane und im Jahr 2012 eine weibliche Rohrweihe am Nest mit Jungen Vergiftungen zum Opfer. In diesen Fällen waren die Köder mit dem ebenfalls verbotenen Gift Carbofuran bestrichen worden. Sachdienliche Hinweise auf die Täterschaft sind „sehr willkommen“ und können unter anderem an die ABU unter 02921/52830 oder per Mail an abu@abu-naturschutz.de gerichtet werden.