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Unkraut bekämpfen ohne Chemie: Mit diesen Tricks klappt es

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Von: Klaus Fischer

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Lästig, aber kaum wegzudenken im Frühling: das Unkraut. Aber es muss nicht immer die Chemie sein, die das Unkraut vernichtet, meist reichen schon einfachste Alternativen.

Soest – Jetzt im Frühling kann man den Pflanzen beim Wachsen zusehen. Es sprießt und grünt aus allen Ecken und Ritzen. Nicht nur der Rasen schießt in die Höhe. Auch die vielen Wildkräuter, die gemeinhin als Unkräuter bezeichnet werden und die wir gar nicht gerne auf unseren Beeten zwischen den Nutz- und Zierpflanzen haben wollen, wachsen, was das Zeug hält. (Viele weitere Garten-Tipps hier)

Der Begriff Unkraut

Dieser Begriff „Unkraut“ stammt übrigens aus dem professionellen Nutzpflanzenanbau. Die alte Vorsilbe „Un“ bedeutet im Deutschen so viel wie „nicht“: Unheil, unzufrieden, unglücklich, Unwetter und eben Unkraut. Das ist faktisch gesehen falsch, denn die Wildkräuter sind natürlich auch Kräuter, nur eben welche, die auf den von mir beackerten Flächen nicht erwünscht sind, daher die „Un“-Bezeichnung.

Es steckt in dem Wort also eine massive Bewertung in „gut“ und „schlecht“, was allerdings fraglich ist. Denn viele Wildkräuter haben durchaus sehr wertvolle Eigenschaften für uns Menschen, denken wir beispielsweise an Heilwirkungen.

Nicht absprechen aber kann man den Wildkräutern, dass sie für unsere Nutz- und Zierpflanzen eine erhebliche Konkurrenz sind und diesen Nährstoffe und Wasser, Raum und Licht streitig machen. Da sie fast immer „stärker“ sind als unsere Nutzpflanzen, weil viel besser an die Lebensverhältnisse angepasst, jäten wir sie in unseren Beeten – anstrengende Arbeit.

Keine Chemie im grünen Paradies

Also sinnen wir danach, was wir machen können, um diesen Wildkräutern das Leben schwer zu machen, zumindest in unseren Beeten. Für viele Menschen, Profis wie Laien, ist die „chemische Keule“ in unserer Zeit das Mittel der Wahl.

Ein ungewöhnliches organisches Mulchmaterial: Kirschkerne, gesehen auf einer Landesgartenschau. Aber Achtung, je höher der Holzanteil im Mulchmaterial ist, desto kräftiger muss der Boden vorm Mulchen gedüngt werden.
Ein ungewöhnliches organisches Mulchmaterial: Kirschkerne, gesehen auf einer Landesgartenschau. Aber Achtung, je höher der Holzanteil im Mulchmaterial ist, desto kräftiger muss der Boden vorm Mulchen gedüngt werden. © Fischer

Ich zumindest, und ich hoffe, dass das auch für andere Gartenbesitzer so gilt, möchte in meinem grünen Paradies aber keine Chemie einbringen. Also brauche ich Alternativen.

Mulchen als Alternativen

Das beste Mittel gegen unerwünschten Wildwuchs in den Beeten ist das Mulchen. Wenn wir ein Beet frisch bearbeitet haben, besitzt es viel „freien“ Boden, fein krümelig, vielleicht gut gedüngt, tief durchgelockert – klar, wir wollen ja den Nutz- und Zierpflanzen optimale Wachstumsbedingungen bieten.

Einen solchen blanken Boden finden wir aber in der freien Natur nicht. Innerhalb kürzester Zeit wird diese Fläche von allerlei Pflanzen besiedelt, deren Samen vielleicht seit vielen Jahren im Boden geschlummert hat oder die vom Wind eingetragen werden. Auch Wurzelausläufer finden schnell solche Flächen.

Wildkräuter sollen es schwer haben

Mulchen bedeutet, dass wir den freien Boden mit organischer Masse komplett bedecken. Bei einem gut eingewachsenen Staudenbeet ist das kaum nötig.

Denn da sorgen die Stauden durch ihr dichtes Kleid – Bodendecker nennen wir das – selber dafür, dass es Wildkräuter sehr schwer haben, zwischen ihnen Fuß zu fassen. Aber bei allen neuen Beeten bieten wir viel freien Boden, und da ist Mulchen dringend angeraten.

Frischer Rasenschnitt als Mulch

Organisches Material gibt es in unserem Garten in Hülle und Fülle. Da haben wir beispielsweise den frischen Rasenschnitt. Richtig aufgebracht, schützt er den Boden und bietet ihm, wenn er von Mikroorganismen zersetzt wird, auch noch Nährstoffe.

Richtig aufgebracht bedeutet, dass wir ihn nur zwei, drei Zentimeter dick ausbringen, vielleicht noch mit anderem Häckselgut aus Wildkräutern vermischt. Diese dünne Mulchschicht ist je nach Wetter innerhalb weniger Tage abgebaut.

Bloß nicht zu dick auftragen

Dann müssen wir erneut mulchen – macht also eine gewisse Arbeit. Keine Alternative ist es jedoch, die Mulchschicht deshalb viel dicker auszubringen.

Gerade Rasenschnitt neigt dann dazu, zu faulen, weil nicht mehr genügend Sauerstoff in diese dicke Schicht gelangt. Und das schädigt auch unsere Nutzpflanzen.

Kohlenstoff und Stickstoff

Alles organische Mulchmaterial besteht vor allem aus Kohlenstoff (C) und Stickstoff (N). Je nach Gewächs stehen diese beiden Elemente in einem bestimmten Mengenverhältnis zueinander.

Das C-N-Verhältnis beeinflusst entscheidend, wie schnell das Material im Boden abgebaut wird, je enger, desto schneller. Als Mulchmaterial und Humusbildner ist organische Substanz mit einem C-N-Verhältnis von 20 bis 25 am besten geeignet. Hier einige C-N-Verhältnisse: Urin hat 0,8:1, Hornspäne 3:1, Rasenschnitt 12:1, Stallmist 20:1, Küchenabfälle 23:1, Stroh 80:1 und Holzschnitzel 130:1.

Stroh und Holzschnitzel brauchen Strickstoff

Stroh und Holzschnitzel liegen also sehr viel länger auf dem Boden, bis sie abgebaut sind. Das Problem an der Sache: Die Mikroorganismen benötigen für ihre Abbautätigkeit Stickstoff.

Da sie bei Stroh und Holz aber nur sehr langsam an dieses Element kommen, entziehen sie dem Boden den Stickstoff – und der fehlt dann plötzlich unseren Nutzpflanzen. Sie kränkeln oder gehen sogar ein.

Wer also unbedingt mit Rinden- und Hackschnitzeln mulchen will, der muss vorher das Beet kräftig mit einem Stickstoff-betonten Dünger bearbeiten, damit die Nutzpflanzen nicht „verhungern“.

Im Trend

Seit einigen Jahren werden uns von der Gartenindustrie Rinden- und Holzschnitzel als ideales Mulchmaterial angeboten. Ich habe sie im Gartencenter sogar in verschiedenen Farben gesehen – künstlich eingefärbt, versteht sich. Das mag vielleicht stylisch sein, ich bringe Farben lieber durch meine Pflanzen in die Beete.

Nicht jeder Balkon bekommt viel Sonne ab. Es gibt aber Pflanzen, die für den Schattenplatz auf dem Balkon geeignet sind und auch ohne viel Licht auskommen. Wer sich fragt, was er mit den gepflanzten Kräutern im Winter machen soll, muss sich keine Sorgen machen: Die meisten Kräuter sind winterhart.

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