Kastrationspflicht: "Viel Katzenleid verhindern"

Soest - „Die unkontrollierte Vermehrung von Katzen ist das größte Tierschutzproblem, das wir in Deutschland haben“, bringt Birgit Oberg, Leiterin des Soester Tierheims, die Sache auf den Punkt. Nicht nur in Soest, sondern überall in den Unterkünften sind drei Viertel der Findeltiere Katzen.
„Das liegt daran, dass zu viele Leute ihre Katzen nicht kastrieren lassen“, sagt die Tierheim-Leiterin. Dabei herrscht in den Kommunen des Kreises mittlerweile Kastrationspflicht. „Diese Vermehrung hat nichts mit Tierliebe zu tun, sondern einfach nur mit Profitgier“, sagt Oberg. Sie weiß, wovon sie spricht: Er kürzlich holte sie aus einer Ein-Zimmer-Wohnung in Soest neun Katzen, aus einem Einfamilienhaus 30 Tiere.
In Werl wurde sie in eine Etagenwohnung gerufen, wo 26 Katzen zusammengepfercht waren. Sie sollten verkauft werden.
„Es war der Horror“, schildert Oberg. „Die Tiere waren total verhaltensgestört.“ Katzen sind nicht dazu gemacht, im Rudel zu leben. Sie sind Einzelgänger und entwickeln Abwehrreaktionen, wenn sie zu eng aufeinander leben müssen.
Ganz abgesehen davon waren die Tiere ungepflegt und zum Teil krank. Die so genannten „Halter“ interessierte das offenbar nicht. Ihnen ging es darum, die Katzen zu verkaufen – je mehr, umso besser. „Wenn alle Katzen pflichtgemäß kastriert würden, bliebe Tieren viel Leid erspart“, sagt Oberg. Die meisten Halter seien verantwortungsbewusst und ließen ihre Tiere sterilisieren.
Aber es gebe eben auch nachlässige, verantwortungslose und unkundige. Unerwarteter Kindersegen wachse ihnen über den Kopf und die Kleinen würden nicht versorgt. In allen Kommunen des Kreises Soest, die das Soester und das Lippstädter Tierheim gemeinsam betreuen, schreibt die Gemeindeordnung die Kastration von Katzen vor. Wer sich nicht daran hält, begeht eine Ordnungswidrigkeit. Zuletzt wurde die Pflicht vor zwei Jahren in Werl eingeführt. Nur in Bad Sassendorf und Wickede gilt sie nicht. „Ich weiß nicht, warum diese Gemeinden die Kastration nicht zur Pflicht machen. Vielleicht ist ihnen der Verwaltungsaufwand zu groß“, zeigt sich Oberg verständnislos.
Im Soester Tierheim werden die Findlinge in zehn eigens für Katzen eingerichteten „Zimmer“ untergebracht. Birgit Oberg und ihr Team haben darauf geachtet, dass die Räume hell und freundlich gestaltet wurden und Möglichkeiten zum Klettern, Kuscheln und Verstecken bieten.
Das mögen die Stubentiger. Mütter kommen in der Regel mit ihren Würfen in einen Raum. Beim Tierheim können sich Katzenhalter melden, die bedürftig sind und befürchten, sich die Kastration finanziell nicht leisten zu können. Das Heim übernimmt die Kosten für die Sterilisierung, der Halter arbeitet den Gegenwert dort ab. Denn: „Hilfe können wir immer gebrauchen“, sagt Birgit Oberg.
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