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Nachgehakt: Wie lange hält das Handynetz bei Stromausfall?

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Von: Daniel Schröder

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Wie lange sind mobiles Internet und Mobil-Telefonate bei Stromausfall möglich? Für eine konkrete Antwort fehlen noch die Erfahrungswerte.
Wie lange sind mobiles Internet und Mobil-Telefonate bei Stromausfall möglich? Für eine konkrete Antwort fehlen noch die Erfahrungswerte. © Daniel Schröder

Der Kreis Soest hat sein Zukunfts-Projekt „Bürger-Notfunk“ präsentiert. Es soll im Falle eines flächendeckenden Stromausfalls die Notfall-Kommunikation ermöglichen. Doch ab wann würde dieser Notfunk relevant?

Kreis Soest – Das am Montag vom Kreis Soest präsentierte Projekt „Bürger-Notfunk“ sorgte für große Aufmerksamkeit in der Bevölkerung, die Berichterstattung zog so große Wellen, dass der Kreis sogar aus anderen Bundesländern Anfragen aus Behörden zu dem Projekt erhielt. Doch wie lange und in welcher Größenordnung muss der Strom ausfallen, dass das Handynetz ausfällt und der „Bürger-Notfunk“ für Notfälle relevant werden würde?

Telekom-Sprecher Maik Exner erklärte gegenüber unserer Redaktion, „dass jede zusätzliche Kommunikationsmöglichkeit im Fall der Fälle helfen“ könne – ein Zuspruch der Telekom für den „Bürger-Notfunk“ also. Grundsätzlich, so erklärten Telekom und Vodafone übereinstimmend, seien die Antennenstandorte „zur kurzzeitigen Überbrückung von Stromausfällen“ mit Batterien ausgestattet. Nach „zwei bis vier Stunden“ ohne Strom sei die Batteriekapazität allerdings aufgebraucht, berichtete Vodafone-Sprecher Volker Petendorf. „Ein schwerwiegender regionaler Totalausfall der Stromversorgung würde in dem betroffenen Gebiet somit nicht zum sofortigen Ausfall des Mobilfunknetzes führen.“

Handynetz bei Stromausfall: Nach ein paar Stunden braucht es Notstrom-Aggregate

Wenn die Batterien am Ende sind, müssten benzinbetriebene Notstrom-Aggregate zu den betroffenen Stationen gebracht werden. Auch für die fortlaufende Betankung dieser Aggregate gebe es Konzepte, so Petendorf, der unterstrich: „Nach der Flutkatastrophe im Juli 2021 haben wir unser Notfall-Konzept für längere Stromausfälle noch weiter verstärkt und zahlreiche zusätzliche Notstrom-Generatoren angeschafft.“

BBK empfiehlt Vorrats-Checkliste

Der Kreis Soest betonte, dass die Bevölkerung sich in Eigenverantwortung grundsätzlich auf eine mögliche Krisen-Situation vorbereiten solle – egal ob oder wann diese eintreten könnte. Dazu gehöre beispielsweise auch ein Vorrat an Lebensmitteln. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) hat eine Checkliste für einen solchen Vorrat veröffentlicht. Hier geht es direkt zur Checkliste.

Der Vodafone-Sprecher weiter: „Für jede Stadt und für jeden Landkreis in Deutschland ist genau definiert, welche Mobilfunkstation auch im Falle eines längeren Stromausfalls weiter in Betrieb bleiben soll, damit eine Mobilfunk-Grundversorgung der Bevölkerung in der jeweiligen Region aufrecht erhalten bleibt.“ Grundversorgung heiße für den Mobilfunkkunden, „dass er in bewohnten Gebieten weiter mobil telefonieren, Notrufe absetzen und teilweise auch das mobile Internet nutzen kann – das aber nicht überall mit den hohen Geschwindigkeiten, die er im Normalbetrieb gewohnt ist.“

Handynetz bei Stromausfall: Es fehlen die Erfahrungswerte

Telekom-Sprecher Exner betonte jedoch: „Eine genaue regionale Angabe, wie groß ein Stromausfall im Mobilfunk sein kann, kann nicht getroffen werden, da die Mobilfunkstandorte aller Netzbetreiber in der Regel am regionalen Stromnetz angeschlossen sind.“ Heißt im Klartext: Es fehlen die Erfahrungswerte, ab welcher Größenordnung eines Stromausfalles das Handynetz ausfällt. Je größer die Fläche ist, desto geringer werden zudem natürlich auch die Ressourcen an Strom-Aggregaten für die einzelnen Regionen.

Exner: „Zu berücksichtigen ist zudem, dass Telekommunikation nicht nur bei den Telekommunikationsnetzbetreibern, sondern auch bei den Kunden eine Stromversorgung voraussetzt. Sowohl Router als auch Smartphones benötigen Strom.“

„Bürger-Notfunk“: „Haben ist besser als brauchen“

Ab welcher Stromausfall-Größenordnung das Projekt „Bürger-Notfunk“ – bei dem Notrufe über PMR-Funkgeräte (Walkie-Talkies) von Bürger zu Bürger bis zu den Rettungskräften kommuniziert werden – benötigt würde, kann aktuell also noch nicht prognostiziert werden. Fakt ist: Je größer die Fläche des Stromausfalls ist, er also beispielsweise nicht nur eine Stadt, sondern den gesamten Kreis oder das ganze Land betreffen würde, desto wahrscheinlicher wäre es, dass der Mobilfunk nach einer gewissen Zeit nicht mehr verfügbar wäre. Für die zwischen 15 und 20 Euro teuren PMR-Funkgeräte gilt dann das beliebte Motto: „Haben ist besser als brauchen.“

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