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Stockende Vergütung ärgert Corona-Tester im Kreis Soest

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Von: Dirk Wilms

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Horst Heidel (links) und Ralf Wischnewski kritisieren, dass die Vergütungen für die Corona-Tests stocken.
Horst Heidel (links) und Ralf Wischnewski kritisieren, dass die Vergütungen für die Corona-Tests stocken. © Dirk Wilms

Ralf Wischnewski ist sauer; und Horst Heidel stimmt ihm zu. „Keiner weiß, wann gezahlt wird“, hegen der Betreiber von fünf Testzentren im Kreis Soest und der Apotheker aus der Kreisstadt Zweifel, wie es weitergehen soll in Sachen Corona-Tests.

Kreis Soest - Denn sie bekommen derzeit keine Vergütung für ihre Leistungen. Die Kassenärztliche Vereinigung hat die Auszahlungen gestoppt. „Das sind handwerkliche Fehler in Berlin“, schiebt Heidel, Vorsitzender der Bezirksgruppe Soest im Apothekerverband Westfalen-Lippe, Gesundheitsminister Karl Lauterbach den Schwarzen Peter in die Schuhe. Denn nach der Änderung der Testverordnung Ende Juni fehlen noch immer die erforderlichen Vorgaben vom Bund für die Abrechnungen. „Ich habe monatlich laufende Kosten von 85 000 Euro“, lässt Wischnewski durchblicken.

Mieten, Personal und Material wollen bezahlt werden. Und auf diesen Kosten bleibt er momentan sitzen. Zwar gibt es seitens der Kassenärztlichen Vereinigung die Zusage, dass im September wieder Vergütungen erfolgen sollen. Doch im Moment stockt der Geldfluss für die Schnelltests. Vor allem die Kontrollen, ob jemand berechtigt ist, einen kostenlosen Test zu bekommen, erscheinen als Zankapfel. Hier will die Kassenärztliche Vereinigung nicht die Verantwortung übernehmen. Sie fürchtet, für mögliche Betrügereien bei den Ermäßigungen haftbar gemacht zu werden.

Die bürokratische Mehrbelastung mit einem Wust an Zetteln, die tagtäglich von den Testpersonen ausgefüllt werden müssen, ist ein zusätzlicher Streitpunkt. Unter diesen Umständen denken viele Testanbieter darüber nach, den Dienst zu quittieren. Schon haben in Nordrhein-Westfalen binnen eines Jahres fast die Hälfte der Zentren geschlossen; jüngst wurden noch 8633 gezählt.

Ralf Wischnewski, der am Overweg in Soest, in Bad Sassendorf, Scheidingen, Körbecke und Hirschberg Testzentren mit insgesamt 72 Mitarbeitern betreibt, mahnt: „Wir müssen für den kommenden Herbst und Winter eine funktionierende Teststruktur haben. Denn wie sich die Infektionszahlen entwickeln, das ist reine Kaffeesatzleserei.“

Er will also weitermachen, auch wenn zuletzt die Nachfrage um etwa 30 Prozent gesunken ist. Horst Heidel geht weiter. In seiner Engel-Apotheke ist ein Rückgang um 90 Prozent zu verzeichnen. „Vielleicht sollten die Einrichtungen selber testen“, weist er darauf hin, dass weitgehend nur noch Besucher von Krankenhäusern und Altenheimen Tests in Anspruch nehmen.

Sein Apotheken-Verbandsvorsitzender Thomas Rochell fordert klipp und klar: „Die Bundesregierung muss hier umgehend handeln und Klarheit schaffen. Noch besser wäre, sie würde die gesamte, wenig gelungene Testverordnung noch einmal überarbeiten.“ Er verweist auf den enormen Aufwand, die Nachweise zu kontrollieren: „Fragt ein Bürger nach einem Test mit der Begründung, dass er noch am gleichen Tag Kontakt zu einer Person über 60 Jahre habe, ist die letztlich gar nicht zweifelsfrei zu prüfen. Das ist eine Farce“, bemängelt Rochell.

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