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Mit der Tupperschale zum Imbiss: Ab sofort gilt für Gastronomen die Mehrweg-Pflicht

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Von: Sarah Hanke

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Bei Mekong gibt es die gebratenen Nudeln bereits seit einiger Zeit in Mehrweg-Boxen. Doch langsam gehen Inhaberin Hang Tran, die Behältnisse aus, weil Kunden sie nicht mehr zurückbringen. So könne der Kreislauf, den das Mehrweg-System haben sollte, nicht funktionieren.
Bei Mekong gibt es die gebratenen Nudeln bereits seit einiger Zeit in Mehrweg-Boxen. Doch langsam gehen Inhaberin Hang Tran die Behältnisse aus, weil Kunden sie nicht mehr zurückbringen. So könne der Kreislauf, den das Mehrweg-System haben sollte, nicht funktionieren. © Hanke

Die Manta-Platte in Pappschalen, Dips und Soßen im Plastikbecherchen und der in Alu-Folie eingewickelte Döner: Der Verzehr unterwegs oder daheim nach dem Bestellen lässt große Müllberge entstehen. Die neue Mehrwegpflicht ab soll das ändern. Das sagen Gastronomie-Inhaber im Kreis Soest.

Kreis Soest – Die Manta-Platte in Pappschalen, Dips und Soßen im Plastikbecherchen und der in Alu-Folie eingewickelte Döner: Der Verzehr unterwegs oder daheim nach dem Bestellen lässt große Müllberge entstehen. Die neue Mehrwegpflicht ab soll das ändern.

Cafés, Restaurants und Lieferdienste, sind seit dem Jahreswechsel verpflichtet, Kunden auf Wunsch Alternativen zum Wegwerfgeschirr anzubieten. Wer sich einen Kaffee für unterwegs holt, muss also zwischen Einweg- oder Mehrwegbecher wählen können. Vielerorts gibt es im Kreis Soest bereits Mehrweg.

Neue Mehrwegpflicht: Boxen und Becher werden nicht zurückgebracht

So hat das Mekong in Soest bereits erste Erfahrung gesammelt. „Seit etwa vier Monaten geben wir Dosen für drei Euro Pfand an unsere Kunden heraus, die Essen zum Mitnehmen bestellen“, erzählt Hang Tran. „Das wird sehr gut angenommen“, schildert die Inhaberin ihre bisherigen Erfahrungen weiter. Wenn die Kunden dann wieder Lust auf gebratene Nudeln oder Pekingsuppe haben, würden sie die Dose einfach wieder sauber mitbringen. Meistens zumindest. „Das klappt nicht immer. Manche Kunden behalten die Dosen über einen langen Zeitraum. Uns gehen langsam die Dosen aus“, erzählt Tran und öffnet den Schrank, in dem die Mehrwegbehälter verstaut sind. Von rund tausend sind nicht mal mehr 50 vorhanden. „Das Kreislauf-System kann nur funktionieren, wenn die Kunden die Dosen auch zurückbringen.“

Grundsätzlich findet die Inhaberin die Neuregelung gut – aus Nachhaltigkeits- und Umweltaspekten. „Damit lässt sich unheimlich viel Müll vermeiden.“ Den letzten Anstoß hätten für das Mehrwegsystem hätten damals ihre Kinder gegeben. Aber auch die Kunden selbst. Als die Pandemie noch in vollem Gange und die Gastronomie geschlossen war, habe sie mit ihnen gesprochen. Essen nach Hause oder zum Mitnehmen zu bestellen käme für sie nicht infrage – zu viel Müll. Jedes Jahr fallen laut Nabu (Naturschutzbund Deutschland) knapp 350.000 Tonnen Abfall für Einweggeschirr und Verpackungen im To-Go-Bereich an. Davon bringen Systemgastronomien und Imbisse jeweils ein Drittel in den Verkehr.

Burger-King nutzt „Recup“

Neben Cafés und Restaurants sind auch Tankstellen von der Mehrwegpflicht ab 2023 betroffen. Die Tankstellen von HEM nutzen bereits seit längerem das „Recup“-Mehrwegsystem. Auch die Fastfood-Kette Burger King hat sich zur Mehrweg-Angebotspflicht ab Januar 2023 für diese Mehrweglösung entschieden. „Die Gäste können in allen 750 deutschen Burger King-Restaurants Getränke, Milchshakes und Eis im praktischen Mehrwegbecher von Recup bestellen“, verkündet das Unternehmen in einer Pressemitteilung.

Gegen jeweils einen Euro Pfand für den Becher und den Deckel (also insgesamt zwei Euro) werden die nachhaltigen Becher, die in drei unterschiedlichen Größen zur Verfügung stehen, an die Kunden herausgegeben. Zwar müssten die Becher aufbewahrt und hinterher wieder gereinigt werden. Doch der Aufwand hält sich in Grenzen. „Für die Umwelt und mehr Nachhaltigkeit, die ganz klar zu den wichtigen Themen der Zukunft gehören, ist das sicher eine gute Sache“, so Joshua Wagner, Pächter der HEM-Tankstelle am Wisbyring. Auch er stellt allerdings fest, dass Kunden die Becher oft nicht zurückbringen. Daher müssten sie oft nachbestellt werden.

Mehrweg-Becher noch nicht angekommen

Auch in Bad Sassendorf will man den Kaffee zum Mitnehmen künftig in Mehrwegbechern ausgeben. Noch sind sie aber nicht angekommen. „Solange behelfen wir uns mit Tassen aus Porzellan, die wir gegen Pfand rausgeben“, erklärt Antje Balogh von der Adda Kirst GmbH, die unter anderem die Cafés Blaubeere und Brunnenhaus und das Cappuccino in der Gemeinde betreibt. Auch wenn sie den Umweltaspekt durchaus nachvollziehen kann, bedeute die Neuregelung zusätzliche Belastung für die Gastronomie. Die Becher müssten ja bestellt und gelagert werden. „Ich bin gespannt, ob und in welchem Zustand die Becher ihren Weg zu uns zurückfinden“, so Balogh. Kuchen und Pizzen würden aktuell noch in unbeschichtetem Papier verpackt. Die Kunden könnten jedoch auch ihren eigenen Teller mitbringen.

Mehrwegpflicht

Restaurants, Bistros und Cafés, die Essen für unterwegs verkaufen, sind ab 2023 verpflichtet, ihre Produkte sowohl in Einweg- als auch in Mehrwegverpackungen anzubieten. Die Mehrwegvariante darf nicht teurer sein als das Produkt in der Einwegverpackung. Außerdem müssen für alle Angebotsgrößen eines To-go-Getränks entsprechende Mehrwegbecher zur Verfügung stehen. Es ist erlaubt, die Mehrwegverpackung nur gegen ein Pfand auszugeben, das bei der Rückgabe dann wieder ausgezahlt wird. Von der Pflicht ausgenommen sind kleinere Geschäfte wie Imbisse, Spätkauf-Läden und Kioske, in denen insgesamt fünf Beschäftigte oder weniger arbeiten und die eine Ladenfläche von nicht mehr als 80 Quadratmetern haben. Diese Betriebe müssen jedoch ihren Kunden ermöglichen, deren eigene, mitgebrachte Mehrwegbehältnisse befüllen zu lassen. Wer gegen die neuen Vorschriften verstößt, riskiert ein Bußgeld von bis zu 10 000 Euro.

Johnny Miracco von der „Anno-Pizzeria Napoletana“ in Soest und vom erst kürzlich eröffneten „Baia – Ristorante e Bar“ in Möhnesee legt viel Wert auf eine hochwertige und nachhaltige Verpackung. Sie gehöre zu einem guten Essen einfach dazu. Essen zum Mitnehmen wird deshalb mit biologisch abbaubaren Behältnissen aus Zuckerrohr des Unternehmens „Greenbox“ verpackt. Lange habe er gebraucht, um für seine Pasta eine Verpackung zu finden, die die Qualität nicht mindere.

Fast so einfach wie früher

Die Einführung der Mehrwegpflicht findet Miracco gut. „Meine Oma hat mich früher in Italien auch immer mit der Kanne zum Milchholen los geschickt“, sagt er. Wenn wir dahin wieder zurückkommen würden, umso besser.“

Was heißt die Änderung für Kunden? Ärgert Sie das auch? Im Restaurant abgeholtes oder geliefertes Essen steckt in unzähligen Plastik-Verpackungen, die geleert im Müll landen. Ab 2023 kann sich das ändern, wenn Sie wollen.

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