„Die Kunden müssen sich darauf einstellen, dass die Preise zwischen 20 und 28 Prozent erhöht werden“, kündigt Norbert Bitter, Obermeister der Friseur-Innung Soest-Lippstadt, an. Ein durchschnittlicher Herrenhaarschnitt würde damit 38 Euro kosten.
Gemeinsam mit seinen Kollegen Ingo Lanowski (Obermeister der Friseur-Innung Hamm) Björn Barthold (Obermeister der Friseur-Innung des Kreises Unna) sowie Detlef Schönberger Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Hellweg-Lippe wirbt er um Rückenwind bei der Kundschaft. Die Inhaber der rund 280 Betriebe im Bezirk haben schlicht keine andere Wahl, als die gestiegenen Kosten an die Kunden weiterzugeben.
Seit Anfang Oktober 2022 verdienen angestellte Gesellen bis zu 25 Prozent pro Stunde mehr. „Das musste einfach sein, um unser Handwerk zu anderen Berufen zu positionieren – und auch gegenüber dem wohl kommenden, gesetzlichen Mindestlohn für völlig ungelernte Kräfte“, so Bitter. Die Mindestlohn-Erhöhung erhöhe den Druck auf das Lohngitter der Branche. Dies würde alles hochreißen.
Das Friseur-Handwerk sei durchaus gewillt, den Mitarbeitern wirklich gute Gehälter zu zahlen, ergänzt Lanowski: „Wir brauchen aber Entlastungsbereiche, um die Mehrkosten nicht vollständig auf den Verbraucher umlegen zu müssen“, so der Obermeister, der außerdem Stellvertretender Verbandsvorsitzender im Friseur- und Kosmetikverband NRW ist. Das Friseur-Handwerk fordere deshalb, staatliche Unterstützung sowie eine zeitlich begrenzte Senkung der Mehrwertsteuer auf sieben Prozent auf Friseurdienstleistungen. „Die verringerte Mehrwertsteuer würde etwa 1,1 bis 1,2 Milliarden Euro ausmachen“, sagt Lanowski. Das entspreche etwa den Verlusten, die die Friseure in den letzten zweieinhalb Jahren gemacht haben. So würde der Verlust zumindest ein wenig abgefedert werden.
„Die Corona-Pandemie war für alle Gewerke schwierig. Aber uns Friseure hat es doch schon sehr hart erwischt“, sagt Barthold. Insgesamt 16 Wochen lang waren die Salons geschlossen; unter Auflagen durften sie wieder öffnen. Die versprochenen Corona-Hilfen seien auch nicht wirklich bei den den Betrieben angekommen.
Aktuell belasten das heimische Friseurhandwerk die Kostenexplosionen bei Energie und Materialien. „Wasser, Strom, Miete, aber auch Haarsprays, Shampoos, Haarfarben und sogar Haarverlängerungen und Zweithaar sind teils extrem teurer geworden“, berichtet Bitter.
Sein Gaslieferant habe bereits einen Preissprung von 65 Prozent angekündigt. Bei manchen Friseurprodukten habe es bereits zweimal oder öfter gestiegene Preise gegeben.
Natürlich würden die Friseurbetriebe versuchen, die Kostensteigerungen eine Weile aufzufangen. „Doch irgendwann geht das nicht mehr und wir müssen unsere Preise erhöhen. So sicherlich auch jetzt“, sagt Bitter.
Der 65-jährige Obermeister und seine knapp 120 Handwerkskollegen der zuständigen Friseur-Innung Soest-Lippstadt setzen auf das Verständnis ihrer Kundschaft.
Drei Stunden Zeit für eine Typveränderung: In einer „Vorhair Nachhair-Show“ zeigt der Soester Friseur Fabian Gosselke, was er draufhat.