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„Rettet uns“: 35 Rettungskräfte des Kreises Soest gehen auf die Straße

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Von: Daniel Schröder

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Am Dienstag streikten wieder mehrere Kräfte des Rettungsdienstes. Sie bekamen bei einer großen Kundgebung donnernden Applaus.

Kreis Soest/Gelsenkirchen - Viel ging es im Vorfeld um das Streikrecht. Der Kreis Soest hatte in der vergangenen Woche Mitarbeitern des Rettungsdienstes verboten, am Streik teilzunehmen, zu dem die Gewerkschaft Verdi aufgerufen hatte.

Am Wochenende gab es zumindest in der Frage nach dem Streikrecht Einigkeit zwischen Kreis und Gewerkschaft. So war für die streikwilligen Rettungsdienstler klar: Sie dürfen streiken, solange genug Personal vor Ort bleibt, um die Notfallrettung zu gewährleisten.

Die Einsatzkräfte kamen ihrem Arbeitgeber sogar noch ein großes Stück mehr entgegen: Sie organisierten im Vorfeld, dass Kollegen ihre Schichten übernehmen, damit sie selbst an einer der zentralen Kundgebungen in Gelsenkirchen teilnehmen können. So waren es am Dienstag laut Verdi-Angaben 35 Mitarbeiter des Soester Rettungsdienstes, die auf die Straße gingen.

Für die Rettungskräfte des Kreises gab es viel Applaus, berichtete ein Teilnehmer.
Für die Rettungskräfte des Kreises gab es viel Applaus, berichtete ein Teilnehmer. © Soester Anzeiger

Mit Blick auf den Rettungsdienst erklärte Kreis-Sprecherin Birgit Kalle gegenüber unserer Redaktion, dass die Notfallrettung trotz des Streiks sichergestellt werden konnte. Das war die Vereinbarung, die Kreis und Verdi am Sonntag in einem klärenden Telefonat abgemacht hatten. Kalle: „Die Mitarbeiter des Rettungsdienstes sind sich ihrer besonderen Verantwortung bewusst. Sie haben die Dienste untereinander getauscht. Alle Rettungswagen und Notarzteinsatzfahrzeuge konnten am Dienstag in den Dienst gehen, es musste niemand aufgefordert werden, zum Dienst zu erscheinen.“ Darüber hinaus legten laut Kalle 18 Mitarbeiter des Kreises Soest aus anderen Abteilungen ihre Arbeit nieder.

„Rettet uns“ statt „Rettungsdienst“ prangte auf dem Rücken eines Rettungsdienst-Mitarbeiters.
„Rettet uns“ statt „Rettungsdienst“ prangte auf dem Rücken eines Rettungsdienst-Mitarbeiters. © Soester Anzeiger

Ein Rettungsdienst-Mitarbeiter berichtete im Gespräch mit unserer Redaktion, dass er und seine Kollegen in Gelsenkirchen massiven Zuspruch erhalten hätten. „Wir haben viel Applaus bekommen.“ Zudem habe Verdi sie zu einer Streik-Kundgebung auf Bundesebene in Potsdam eingeladen, die für kommenden Montag geplant ist.

Rettungsdienst geht auf die Straße: Appell an die „Vollkasko-Gesellschaft“

Den Rettungsdienst-Mitarbeitern und Verdi gehe es zwar um eine bessere Bezahlung und unbefristete Übernahmen von Azubis. Großen Wert legen viele Retter jedoch darauf, dass die Arbeitsumstände sich ändern müssten. Ein großes Problem sei die „Vollkasko-Gesellschaft“, die aufgrund von Kleinigkeiten, die eigentlich ein Fall für den Hausarzt wären, einen Rettungswagen anfordern. Dazu passt das „modifizierte“ Rückenschild eines Rettungsdienstlers, der am Streik teilnahm: Statt „Rettungsdienst“ prangte auf seinem Rücken: „Rettet uns“.

Auch bei der Stadt Soest wurde am Dienstag gestreikt. Auswirkungen seien laut Stadtsprecher Thorsten Bottin jedoch lediglich im Bürgerbüro und am Wertstoffhof zu spüren gewesen.

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