Der vermeintlich recht hohe Wert von 96,7 ist mit einem roten Balken markiert. Wie sehr die Eurobahn sich verschlechtert hat, zeigt vor allem der Vorjahresvergleich. Zum dritten Quartal 2021 rangierte die RB 59 im Landesvergleich auf Platz 25, lag mit insgesamt 94,5 Prozent im gelben Bereich. Die RB 89 rangierte sogar auf Platz 15, Gesamtzufriedenheit: 95,4 Prozent. Die Pünktlichkeit war deutlich besser (92,8 und 90,7 – grün), genauso die Zuverlässigkeit (93,7 und 98,2 – rot). Innerhalb eines Jahres sind beide Linien im Ranking deutlich abgerutscht.
Ja, man müsste eigentlich etwas tun bei solchen Abweichungen von den Verträgen, sagt Uli Beele, Sprecher des Zweckverbands Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) auf Anfrage. Das Vertragscontrolling des NWL habe die Werte permanent im Blick und bewerte, was die Unternehmen leisten. „Und ja, es kann zu vertraglichen Sanktionen führen, wenn sich Probleme häufen und die Unternehmen sie zu verantworten haben.“ Aber – und das sei entscheidend: Es gebe halt auch Faktoren, die nicht die Unternehmen zu verantworten haben. Aktuell gebe es auf nahezu allen Linien im Land Störungen im Bahnverkehr.
„Die gesamte Branche kämpft gegen strukturelle Probleme.“ Zur ohnehin dünnen Personaldecke mit fehlenden Kräften komme ein „extrem nach oben geschnellter Krankenstand“ durch Corona und andere Infektionen, zudem technische Fragen wie Baustellen und nicht zuletzt finanzielle Schieflagen durch steigende Energiepreise in der energieintensiven Branche, die zu lösen das eigentliche Vertragswerk gar nicht mehr in der Lage ist. Auch da gelte es, Lösungen zu finden. Nach massiven Schwierigkeiten vor gut einem Jahr sei die Eurobahn eigentlich wieder in der Spur, sagt Beele. „Wir stellen fest, dass alle Unternehmen massive Probleme haben, denen sie allein kaum beikommen können. Da wollen wir jetzt nicht auch noch den Knüppel aus dem Sack holen.“
Die Eurobahn erklärt dazu, dass „nur 5 Prozent der Verspätungsursachen in diesem Jahr bis einschließlich 7. Dezember eigenverschuldet“ seien. Es sei so, wie es der NWL gesagt habe: „Die Einbußen unserer Pünktlichkeit haben tatsächlich vordergründig externe Ursachen, auf die wir als Verkehrsunternehmen keinen Einfluss nehmen können“, sagt eine Unternehmenssprecherin. Der Großteil der Verspätungen entstehe durch Zugfolgeverspätungen und infrastrukturbedingte Probleme. „Durch die kurzen Wendezeiten in Dortmund und Soest können Verspätungen, die während des Fahrtverlaufs entstehen, leider kaum in der Folgefahrt abgebaut werden“, heißt es am Beispiel der RB 59. Seit Juli 2021 sei hier eine Verschlechterung der Pünktlichkeit sichtbar. Damals sei eine langfristige Baumaßnahme der DB Netz am Dortmunder Bahnhof gestartet mit Umleitungen des RE 11, der einen Teil des Abschnittes der RB 59 nutzt – getaktet mit nur wenigen Minuten Differenz. Das sei „statistisch deutlich erkennbar“ und bleibe zunächst bestehen. Das Thema Pünktlichkeit werde bei der Eurobahn „fortlaufend untersucht und wo möglich Maßnahmen dazu angepasst und weiterentwickelt“. Durch interne Schulungen werde das Fahrpersonal zudem sensibilisiert.
Qualitätsmonitor
https://www.nwl-info.de/der-nwl/qualitaet-und-sicherheit/spnv-qualitaetsmonitor-nrw.html