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RB 59 und RB 89: Die Eurobahn wird immer unpünktlicher

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Von: Gerald Bus

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Eurobahn hält am Bahnhof in Werl
Die Eurobahn hat ihre Werte auf den Linien RB 59 und RB 89 verschlechtert, vor allem bei der Pünktlichkeit hapert es mehr und mehr. © Bus, Gerald

Die Eurobahn lässt auf ihren Linien RB 59 und RB 89 zu wünschen übrig - vor allem in Sachen Pünktlichkeit.

Soest – Wenn es eilt, wird es sprichwörtlich „höchste Eisenbahn“. Wenn die Eisenbahn es aber langsam angehen lässt, wird’s ärgerlich. Die beiden Eurobahn-Linien RB 59 und RB 89 lassen in puncto Pünktlichkeit zu wünschen übrig. Das zeigt ein Blick in den Qualitätsmonitor der Aufgabenträger für den Schienenpersonennahverkehr NRW. Die RB 59, auch bekannt als Hellweg-Bahn zwischen Soest und Dortmund, ist mittlerweile im NRW-weiten Ranking in den vier Bewertungskategorien mit drei roten Balken belastet: In der Gesamtbewertung, bei der Pünktlichkeit und bei der Zuverlässigkeit wird sie als unzureichend bewertet. Nur im Bereich „Zugbildung“ (kommen so viele Wagen, wie im Plan stehen) stimmt die Leistung zu 99,5 Prozent.

Kurios: Da es auf anderen Linien in Nordrhein-Westfalen noch stärkere Verschlechterungen gibt, hat sich die RB 59 (Dortmund-Soest mit Zwischenhalt in Werl und Westönnen) im Qualitätsvergleich aller Eisenbahnverkehrsunternehmen trotz mieserer Werte von Platz 66 auf Platz 47 verbessert. Im Land NRW werden 91 Linien gelistet. Die RB 59 schafft aktuell insgesamt eine Gesamtbewertung von 88,7 Prozent, damit nochmals weniger als im März (89,6 Prozent). Deutlich weiter vorn, auf Platz 35: Die RB 89, Ems-Börde-Bahn mit der Strecke Münster – Paderborn, mit Halten in Welver, Soest und Bad Sassendorf. Die Linie erreicht einen Gesamtwert von 91,6 Prozent, das gilt genauso als „noch erträglich“ wie der Pünktlichkeitswert von 83 und die Zugbildung mit 98,8 Prozent. Bei der Zuverlässigkeit allerdings kann auch die „Ems-Börde-Bahn“ nicht punkten.

Der vermeintlich recht hohe Wert von 96,7 ist mit einem roten Balken markiert. Wie sehr die Eurobahn sich verschlechtert hat, zeigt vor allem der Vorjahresvergleich. Zum dritten Quartal 2021 rangierte die RB 59 im Landesvergleich auf Platz 25, lag mit insgesamt 94,5 Prozent im gelben Bereich. Die RB 89 rangierte sogar auf Platz 15, Gesamtzufriedenheit: 95,4 Prozent. Die Pünktlichkeit war deutlich besser (92,8 und 90,7 – grün), genauso die Zuverlässigkeit (93,7 und 98,2 – rot). Innerhalb eines Jahres sind beide Linien im Ranking deutlich abgerutscht.

Eurobahn wird immer unpünktlicher: Schuld sind auch diese Faktoren

Ja, man müsste eigentlich etwas tun bei solchen Abweichungen von den Verträgen, sagt Uli Beele, Sprecher des Zweckverbands Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) auf Anfrage. Das Vertragscontrolling des NWL habe die Werte permanent im Blick und bewerte, was die Unternehmen leisten. „Und ja, es kann zu vertraglichen Sanktionen führen, wenn sich Probleme häufen und die Unternehmen sie zu verantworten haben.“ Aber – und das sei entscheidend: Es gebe halt auch Faktoren, die nicht die Unternehmen zu verantworten haben. Aktuell gebe es auf nahezu allen Linien im Land Störungen im Bahnverkehr.

„Die gesamte Branche kämpft gegen strukturelle Probleme.“ Zur ohnehin dünnen Personaldecke mit fehlenden Kräften komme ein „extrem nach oben geschnellter Krankenstand“ durch Corona und andere Infektionen, zudem technische Fragen wie Baustellen und nicht zuletzt finanzielle Schieflagen durch steigende Energiepreise in der energieintensiven Branche, die zu lösen das eigentliche Vertragswerk gar nicht mehr in der Lage ist. Auch da gelte es, Lösungen zu finden. Nach massiven Schwierigkeiten vor gut einem Jahr sei die Eurobahn eigentlich wieder in der Spur, sagt Beele. „Wir stellen fest, dass alle Unternehmen massive Probleme haben, denen sie allein kaum beikommen können. Da wollen wir jetzt nicht auch noch den Knüppel aus dem Sack holen.“

Die Eurobahn erklärt dazu, dass „nur 5 Prozent der Verspätungsursachen in diesem Jahr bis einschließlich 7. Dezember eigenverschuldet“ seien. Es sei so, wie es der NWL gesagt habe: „Die Einbußen unserer Pünktlichkeit haben tatsächlich vordergründig externe Ursachen, auf die wir als Verkehrsunternehmen keinen Einfluss nehmen können“, sagt eine Unternehmenssprecherin. Der Großteil der Verspätungen entstehe durch Zugfolgeverspätungen und infrastrukturbedingte Probleme. „Durch die kurzen Wendezeiten in Dortmund und Soest können Verspätungen, die während des Fahrtverlaufs entstehen, leider kaum in der Folgefahrt abgebaut werden“, heißt es am Beispiel der RB 59. Seit Juli 2021 sei hier eine Verschlechterung der Pünktlichkeit sichtbar. Damals sei eine langfristige Baumaßnahme der DB Netz am Dortmunder Bahnhof gestartet mit Umleitungen des RE 11, der einen Teil des Abschnittes der RB 59 nutzt – getaktet mit nur wenigen Minuten Differenz. Das sei „statistisch deutlich erkennbar“ und bleibe zunächst bestehen. Das Thema Pünktlichkeit werde bei der Eurobahn „fortlaufend untersucht und wo möglich Maßnahmen dazu angepasst und weiterentwickelt“. Durch interne Schulungen werde das Fahrpersonal zudem sensibilisiert.

Qualitätsmonitor

https://www.nwl-info.de/der-nwl/qualitaet-und-sicherheit/spnv-qualitaetsmonitor-nrw.html

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