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Für Kinder kann Trauer bunt sein: Hospizdienste an Grundschulen

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Machen sich für das Projekt „Hospiz macht Schule“ stark: (v.l.) Wiegbert Lummer, Andrea Brink, Bettina Kettelgerdes, Katharina Guderjan, Beate Otten, Karina Böthel, Gerty Eden und Michaela Schulte.  © Meschede, Dagmar

Mit „Hospiz macht Schule“ gehen Ehrenamtliche der Hospizdienste in Grundschulen und sprechen über Trauer.

Von Dagmar Meschede

Kreis Soest – Am liebsten hört man von den Sonnenseiten des Lebens. Doch es gibt auch Schattenseiten – etwa, wenn ein Angehöriger stirbt oder ein enger Freund wegzieht. Diesen Schattenseiten widmet sich das Projekt „Hospiz macht Schule“. Ehrenamtliche Mitarbeiter heimischer Hospizdienste kommen dann in die Grundschule und bringen den Kindern in einer Projektwoche die Themen Tod, Trauer und Trösten näher.

Für Philipp ist die Trauer bunt. Gelbe, rote, grüne und blaue Farbkleckse zieren sein Bild. Nur ein paar Linien zeichnet er schwarz. Am oberen Bildrand sind noch ein paar Tupfer Blau zu sehen. Es ist also auch ein kleiner Lichtblick erkennbar.

Projektarbeit

Die Trauer hat viele Farben. Darum geht es letztlich in dem bundesweiten Projekt „Hospiz macht Schule“. Im Dezember letzten Jahres sind knapp 20 ehrenamtliche Hospiz-Mitarbeiter aus Lippstadt, Geseke, Erwitte, Anröchte, Soest und Meschede für dieses spezielle Hospiz-Projekt geschult worden. Bei dem von Dr. Paul Timmermanns geleiteten Seminar ging es aber auch darum, ein Netzwerk der ambulanten Hospizvereine mit aufzubauen.

Das ist nun da. Mitarbeiter des Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienstes für den Kreis Soest, der Hospiz-Initiative Erwitte-Anröchte, der Hospiz-Bewegung Geseke und des Hospizkreises Lippstadt trafen sich zum Gedankenaustausch und Arbeitsgespräch in Geseke. Geht es nach ihnen, könnten sie gleich im Team loslegen.

Projektwoche angestrebt

Bei einigen Hospiz-Kreisen geschieht dies auch bereits. An den Grundschulen in Soest und Störmede hat es in der Vergangenheit schon mehrfach das Projekt „Hospiz macht Schule“ gegeben. Es soll nun aber noch mehr in die Breite gehen. „Wünschenswert wäre, wenn möglichst viele Grundschulen im Kreis Soest eine Projektwoche dazu veranstalten“, sagen Bettina Kettelgerdes von der Hospiz-Bewegung Geseke und Beate Otten vom Hospizkreis Lippstadt.

Beim Projekt „Hospiz macht Schule“ führen Teams aus jeweils sechs speziell ausgebildeten ehrenamtlichen Hospiz-Mitarbeitern jeweils an den Grundschulen eine Projektwoche durch. Ideal seien dafür dritte Klassen. Denn das Projekt schweiße die Klassengemeinschaft zusammen, weiß Kettelgerdes aus Erfahrung. „Es bleibt etwas fürs Leben“, betont sie. Gut sei das Thema natürlich auch für Viertklässler.

Umgang mit Tod und Trauer

Im Mittelpunkt stehen dabei Themen wie „Werden und Vergehen“, „Krankheit und Leid“, „Sterben und Tod“, „Traurig-Sein“ und „Trost und Trösten“. Und diesen Themen nähert sich das Projekt „Hospiz macht Schule“ mit unterschiedlichsten Mitteln und Aktionen. „Es wird sehr viel gemacht. Wir malen zum Beispiel, basteln etwas, tanzen oder singen. Auch ein Film wird gezeigt. Es passiert ganz viel. Wir arbeiten immer in Kleingruppen“, erläutert Kettelgerdes.

Jeder Projekttag habe seinen Schwerpunkt. Dabei spannen die Hospiz-Mitarbeiter den Bogen vom „Werden und Vergehen“ bis zum „Trösten und Spaß“. „Ja, auch der Spaß gehört dazu“, ergänzt Andrea Brink von der Hospiz-Bewegung Geseke. Erinnerungen und Anekdoten könnten tröstlich sein. „Es ist etwas Positives“, so Kettelgerdes.

Schließlich kommt für jeden Menschen einmal der Tag, an dem er Verluste erfährt. Sei es der Umzug des besten Freundes, der Tod des Lieblingstiers, ein Streit oder der Tod eines Großelternteils. Damit müssen die Kinder dann irgendwie umgehen können. „Jeder kommt irgendwann in eine Abschiedssituation. Rund 75 Prozent der Kinder der dritten und vierten Klassen haben schon Erfahrungen mit Sterben und Tod von Menschen im nahen Umfeld gemacht“, unterstreicht Timmermanns im Befähigungskurs für die Hospiz-Mitarbeiter.

Ziel des Projekts sei, den Kindern die Angst zu nehmen, über die Themen Verlust, Trauer und Tod zu nehmen. Die speziell für dieses Projekt ausgebildeten Hospiz-Mitarbeiter übernehmen die Aufgabe, die Kinder zu begleiten und ihnen Antworten „auf Augenhöhe“ zu geben. Eine Projektwoche hält Timmermanns – zugleich auch Gründer der Bundes-Hospiz-Akademie – für hilfreich, weil sich vieles erst im Gruppenprozess entwickle. Dabei gehe es darum, Tod und Sterben zu enttabuisieren und das eigene Erleben der Kinder mit einzubeziehen. „Aufeinander zuzugehen und zu überlegen, was einem guttut, wenn man traurig ist, kann sehr tröstlich sein“, findet Bettina Kettelgerdes.

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