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Polizei im Kreis Soest: Immer mehr Tatverdächtige sind jünger als 14

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Von: Kathrin Bastert

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Polizei Symbolbild
Die Polizei (Symbolbild) ist alarmiert. Immer häufiger werden Kinder als Tatverdächtige geführt. © Klaus-Dietmar Gabbert

Der Fall Freudenberg hat großes Entsetzen ausgelöst, ganz besonders wegen des jungen Alters der Täterinnen. Jüngst erst hat auch die Kriminalitätsstatistik für Nordrhein-Westfalen nachgewiesen: Die Kinderkriminalität hat nach Aussagen der Polizei auffallend zugenommen - auch im Kreis Soest.

Kreis Soest - Der Trend zeigt sich auch im Kreis Soest. So registrierte die Kreispolizeibehörde im Jahr 2022 insgesamt 310 Tatverdächtige, die jünger als 14 Jahre alt waren. Im Jahr 2021 waren es noch 161. Das ist ein Anstieg von mehr als 92 Prozent: Landesweit liegt die Steigerung bei 41 Prozent. Der überwiegende Teil der jungen Tatverdächtigen war demnach männlich (218, das entspricht 70 Prozent). Der Anteil hat sich gegenüber dem Vorjahr kaum verändert (115, entspricht 71 Prozent).

Die Kreispolizei vermerkte vor allem Diebstähle, Körperverletzungen und Sachbeschädigungen mit Tatbeteiligung von Kindern unter 14, fasst Polizeisprecherin Jana Alteheld zusammen. Die Frage nach der Herkunft der jungen Täter beanwortet die Behörde nicht – Innenminister Herbert Reul hatte bei der Vorstellung der Landeszahlen von überwiegend deutscher Staatsangehörigkeit gesprochen.

Kinder als Tatverdächtige: 37 Fälle von Gewalttaten

In 37 Fällen waren Kinder 2022 an Gewalttaten beteiligt, 2021 waren es noch 17 Fälle. Offenbar war die Schule besonders häufig Tatumfeld: 49 Mal rückte die Polizei im vergangenen Jahr zu Schulen im Kreis Soest aus, vor allem aufgrund von Körperverletzungsdelikten, vereinzelt aufgrund von Diebstahl, Bedrohung oder Sachbeschädigung.

Die Kreispolizeibehörde arbeite bei der Bekämpfung der Kinderkriminalität unter anderem nach einem Intensivtäterkonzept mit spezieller Jugendsachbearbeitung, kooperiere eng mit Jugendämtern und Staatsanwaltschaften. Alteheld verweist auch auf das Projekt „Kurve kriegen“.

Kinder als Tatverdächtige: Zusammenhang mit Corona-Pandemie

Reul vermutet eine Vielzahl von Faktoren, die die Kriminalitätsentwicklung bei Kindern beeinflussen könnten. Möglich sei, dass die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie, insbesondere der Lockdown, bei Kindern negative Auswirkungen entfalte. Zusätzlich belasteten der Ukraine-Krieg und die Energie-Krise die psychische Gesundheit. „Es ist möglich, dass sich diese multiplen Belastungen in einer Erhöhung der Gewaltbereitschaft von Kindern äußern“, sagte Reul. Auf die Corona-bedingte Belastung von Kindern weisen auch im Kreis Soest Beratungsstellen und Schulsozialarbeiter immer wieder hin.

Drei Unfälle mit mehreren Verletzten musste die Polizei jetzt in Lippstadt aufnehmen. In Ense schlidderte ein Auto 50 Meter auf der Seite liegend über die B516.

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