Wer dem Sieveringer die Tür öffnet, für den hat Frieling ein kleines Geschenk dabei: ein Gläschen Honig. Auf den ersten Blick nicht mehr als eine simple Aufmerksamkeit, ein Wahlkampf-Präsent eben.
Doch für den CDU-Mann ist das Töpfchen mit dem schwarzen Deckel viel mehr. Nämlich ein echtes Symbol für das, wofür er stehen will.
„Der Honig stammt von meinem Bruder Friedrich. Der ist Imker“, sagt Frieling. „Das ist also echter Honig hier aus der Region. Aus der Soester Börde.“
Heimatverbundenheit ist für Heinrich Frieling schließlich ein hohes Gut. Geboren in Soest, aufgewachsen auf einem Hof in Sieveringen.
„Ich bin auf einem landwirtschaftlichen Betrieb mit Tierhaltung groß geworden. In einem Drei-Generationen-Haushalt“, erzählt er.
Ein Hintergrund, der ihn täglich begleitet. Und das, obwohl er schon seit 2017 im Düsseldorfer Landtag sitzt.
Seinen Wohnort hat er seit seiner Kindheit nicht verändert. Noch immer lebt Frieling in Sieveringen. Nach Düsseldorf pendelt er mit der Bahn.
„Meistens von Westönnen oder Borgeln aus“, sagt er. Schon in Zeiten seines Jura-Studiums in Münster sei er so immer zur Uni gefahren.
Das sei besser für die Umwelt als die ständige Fahrt mit dem Auto. „Und außerdem treffe ich im Zug oft Kollegen aus dem Landtag.“
Termin der NRW-Landtagswahl 2022 ist Sonntag, 15. Mai. 64 Parteien schicken Kandidaten ins Rennen. Knapp 13 Millionen Wahlberechtigte können in 128 Wahlkreisen ihre Erst- und Zweitstimme abgeben. Die Wahlbenachrichtigung wird Mitte April versendet. Ab dann ist auch Briefwahl möglich. Laut Umfragen und Prognosen ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen CDU und SPD zu erwarten. Eine gute Entscheidungshilfe wird wieder der Wahl-o-mat sein. Landtagswahlen 2022 finden außerdem im Saarland, in Schleswig-Holstein und Niedersachsen statt.
Einmal im Monat stehen in Düsseldorf eine ganze Woche lang täglich Sitzungen auf dem Programm. Ansonsten muss Frieling auch immer mindestens zwei- bis dreimal pro Woche in die Landeshauptstadt.
„Eine Zeit lang hatte ich deshalb ein Zimmer dort“, meint der Abgeordnete. Das Gebäude sei aber mittlerweile abgerissen worden. „Daher übernachte ich jetzt im Hotel, wenn ich in Düsseldorf bin.“
Freizeit hat Frieling am Rhein jedoch nicht. „Die Tage sind in der Regel so lang, dass ich nur zum Schlafen im Hotel bin. Selten komme ich vor 22 Uhr aus dem Landtag. Von der Stadt habe ich in den vergangenen fünf Jahren nicht viel gesehen.“
Seine Parlamentsarbeit fordert Frieling. Jeden Dienstag gibt es eine Fraktionssitzung. „Da besprechen wir, welche Themen wir setzen wollen und wie wir auf die Anträge der anderen Fraktionen reagieren“, erklärt er.
Dazu kommen die Sitzungen der Arbeitskreise aus den einzelnen Ausschüssen. Hier sitzt Frieling im Innenausschuss und im Ausschuss für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz.
„Im Innenausschuss werden wichtige Themen wie Polizei und Feuerwehr behandelt“, sagt Frieling. „Im Umwelt-Ausschuss gibt es vielfältige Bereiche. Das ist wirklich spannend.“
Der Sieveringer war außerdem noch stellvertretender Vorsitzender im Haushalts-Kontroll-Ausschuss. Eine zahlenlastige und trockene Arbeit, findet er. „Doch das muss ja wer machen.“
Zusätzlich fungierte er als Sprecher des parlamentarischen Untersuchungs-Ausschusses, der Hacker-Angriffe unter die Lupe nahm. Am Ende stand hier ein Abschlussbericht von mehr als 1 000 Seiten.
„Das war eine interessante Erfahrung. Man lernt viel über die Arbeit der einzelnen Ministerien.“
Alles zum Wahlkreis 119 Soest I
Alles zum Wahlkreis 120 Soest II
Ist Frieling aber in seiner Heimat, nutzt er die freie Zeit, um den Kopf von der Politik freizubekommen. Dann geht er gerne wandern.
„Das habe ich schon vor Corona immer mal wieder mit Freunden gemacht“, erzählt der 36-Jährige. Doch die Pandemie hat ihn nochmal eine ganz neue Begeisterung für dieses Hobby entdecken lassen.
„Da habe ich richtig Schwung bekommen. Jetzt gehe ich mal alleine los. Das habe ich früher nie gemacht.“ Seinen ganzen Wahlkreis habe er inzwischen abgewandert und die Region so deutlich besser kennengelernt.
„Die schönsten Wanderwege hat man häufig vor der Tür und weiß es gar nicht“, sagt Frieling.
Besonders angetan hat es ihm eine alte Handelsroute von Sieveringen über Epsingsen und Röllingsen. „Von dort aus kann man bis nach Soest schauen“, beschreibt er.
Aber auch die Routen rund um die Möhne seien wunderschön. „Und sie sind super ausgebaut.“
Gisela Folke kennt Heinrich Frieling schon seit seiner Kindheit. Sie ist seit mehr als 40 Jahren in der ehrenamtlichen Arbeit für die evangelische Kirchengemeinde Ostönnen aktiv.
Dort hat sie Frieling auch das erste Mal gesehen. „Der Heiner kam als kleiner Junge immer Hand in Hand mit seinen drei Geschwistern zu unserem Kindergottesdienst“, erinnert sie sich. „Das war schon wirklich süß.“
Hier in seiner Heimat nennen sie Heinrich Frieling nur Heiner. Das hat familiäre Gründe. „Ich bin nicht der erste Heinrich in der Familie“, verrät Frieling.
Sein Vater heiße ebenfalls so, und vor ihm auch schon andere Vorfahren. „Also musste man eine Unterscheidung finden. Da hat meine Oma mich eben Heiner genannt.“
Die Kirche spielte immer eine Rolle in Frielings Leben – und tut das noch immer. „Meinen Eltern war das wichtig“, erzählt der CDU-Mann. „Ich bin dann auch 1999 zur Konfirmation gegangen.“
Eine Entscheidung, die den Grundstein für sein heutiges Engagement gelegt hat. Denn nach Frielings Konfirmation sprach Gisela Folke den damals noch Jugendlichen an, ob er sich nicht im Helferkreis für den Kindergottesdienst engagieren wolle.
„Da hat er sich sehr gefreut“, erzählt sie. Schnell übernahm Frieling eine eigene Gruppe, auch die Kasse habe Folke ihm ruhigen Gewissens überlassen. „Mit Zahlen konnte er gut“, meint sie.
Und von nun an begleitete er in jedem Jahr die Fahrt der Konfirmanden. „Ich kann von mir sagen, dass ich seit 1999 fast keine Fahrt verpasst habe“, sagt Frieling. „Außer kurz vor Corona. Da konnte ich einmal nicht.“
Die Jugendarbeit ist dem Abgeordneten stark ans Herz gewachsen. „Auch heute macht er noch mit, wenn er die Zeit dafür findet“, erzählt Folke, die ihn 2016 ins Presbyterium holte.
„Er sagt zwar immer, dass er wegen der Politik nicht weiß, ob er es schafft, doch am Ende ist er trotzdem immer da.“
Das ehrenamtliche Engagement in der Kirchengemeinde hat den jungen Frieling begeistert. Er wollte seinen Einsatz daher ausweiten und trat nach dem Abitur 2004 in die CDU ein.
„Ich war schon immer politisch interessiert und habe leidenschaftlich diskutiert“, sagt Frieling.
Silvia Klein, bis vor kurzem Vorsitzende der Enser CDU, und Ulrich Häken, Kreistags-Abgeordneter der CDU, hätten ihn direkt an die Hand genommen. „Die haben mich ermutigt, etwas zu tun.“
So gründete er 2005 zusammen mit ein paar Freunden den Enser Ortsverband der Jungen Union. Den hatte es zwar schonmal gegeben, er war aber in der Zwischenzeit wieder aufgelöst worden.
Frieling wurde Vorsitzender der JU und schaffte es innerhalb von zwei Jahren, 100 Mitglieder zu gewinnen. „Er hat die Junge Union wieder auf Vordermann gebracht“, erinnert sich Hubert Wegener.
Der ehemalige Bürgermeister von Ense hat Frieling in dieser Zeit kennengelernt. „Er war damals schon sehr redegewandt.“ 2008 sah sich der parteilose Wegener dem als Gegner gegenüber.
Er kandidierte als Bürgermeister, Frieling und die CDU unterstützten aber seinen Gegenkandidaten Detlef Budde. „Das war damals eine harte Nummer, gegen sie anzukommen.“
Doch Wegener siegte – und Frieling bewies Größe. „Er kam auf meine Wahlparty und gratulierte.“
In den Folgejahren beobachtete Wegener eine enorme politische Entwicklung beim jungen Ratsherrn.
„Anfangs hatte er nur die CDU im Sinn“, berichtet er. „Doch er hat sich gemacht. Ist Kompromisse eingegangen und bald wollte er nur noch das Beste für Ense.“
Dass Frielings Weg ihn bis in den Landtag führen würde, hätte Wegener damals nicht gedacht. „Doch ich ziehe meinen Hut davor, dass er es geschafft hat“, sagt der Ex-Bürgermeister.
Heute sitzt Frieling im Rat der Gemeinde Ense, ist Vorsitzender der CDU-Fraktion. Auch der Kreis-CDU sitzt er vor. Den Entschluss, für den Landtag zu kandidieren, hat er zu Zeiten der rot-grünen Landesregierung getroffen.
„Damals hieß es, dass sich Dörfer unter 2 000 Einwohner nicht mehr entwickeln sollen“, weiß Frieling noch. „Das hätte große Folgen für Ense gehabt, deshalb wollte ich mich dagegen einsetzen.“
Er meint, die Kommunen vor Ort sollten über die Entwicklung der Dörfer entscheiden dürfen. „Das haben wir nach der Wahl 2017 auch sofort umgesetzt.“
Die Verbindung von kommunaler und Landespolitik will der Sieveringer auch in Zukunft beibehalten. „Die Kommunalpolitik kann sich nur in Rahmen bewegen, die in Düsseldorf geschaffen werden“, begründet er.
Diese Rahmen wolle er mitgestalten. „Als Kommunalpolitiker merkt man die konkreten Auswirkungen der Arbeit im Landtag sofort. Da ist eine Unmittelbarkeit. Und das macht mir so viel Spaß daran.“
Auch in den nächsten fünf Jahren möchte er sich daher für den Kreis Soest in Düsseldorf einsetzen. Die Menschen im ländlichen Raum sollen an der Wertschöpfung der örtlichen Windräder teilhaben.
Nur so sei die Energiewende möglich, glaubt Frieling. Dazu möchte er den Polizei-Standort Kreis Soest stärken. Die hohen Einstellungszahlen bei der Polizei durch Schwarz-Gelb hätten sich bemerkbar gemacht.
Die Zahl der Einbrüche sei stark zurückgegangen. Das hätten die Menschen bemerkt.
„Die Leute erzählen mir immer wieder, dass sie merken, dass die Themen Sicherheit und Polizei eine größere Rolle einnehmen“, sagt Frieling. „Die meisten fragen aber, was in Sachen Ukraine noch auf uns zukommt.“
Die Herausforderungen im Landtag werden wohl also nicht weniger. Frieling weiß das. „Das Schöne an diesem Job ist die Vielseitigkeit. Man hat Kontakt zum Wahlkreis und Einfluss in Düsseldorf“, meint er.
„Die Tage können so zwar auch mal lang werden, doch man weiß ja, wofür man das macht.“ Vor allem dann, wenn man der Heimat so verbunden ist wie der Sieveringer.
„Er hat uns nicht vergessen“, sagt Gisela Folke. Und Hubert Wegener ergänzt: „Geht man auf ein Fest in Sieveringen, ist Heiner Frieling nicht weit.“