Deutlich überraschend fiel hingegen das Ergebnis der Grünen aus: Nachdem sie 2017 nur knapp über 5 Prozent erreicht hatten, erhielten sie jetzt rund das Dreifache der Stimmen und fuhren mit 16 Prozent das beste Landtagswahl-Ergebnis der Parteigeschichte ein. Dagmar Hanses, die für den Wahlkreis 120 Soest II über die Reserveliste zum zweiten Mal in den Landtag einziehen wird, fasste ihre Gefühlswelt mit den Worten „krass, krass, krass“ zusammen. Jürgen Klug freut sich über 15 Prozent Stimmenanteile im Westkreis – ein mehr als respektables Ergebnis und ein Erstimmenzuwachs von 10 Punkten. Mit ihren 16 Prozent landen die Grünen auf Platz drei hinter der SPD, die mit 24,6 Prozent ein historisch schlechtes Ergebnis einfährt und rund sieben Prozent der Stimmen aus 2017 verlor. Bei der SPD standen im West- und auch im Ostkreis neue Namen auf dem Zettel: Till Heemann aus Soest und Jens Behrens aus Erwitte verfehlten ihr Ziel – den Düsseldorfer Landtag – im Gleichschritt.
Ebenfalls über fünf Prozent liegen FDP (5,6 Prozent) und AfD (5,5 Prozent, -1,5 Prozent). Die FDP verlor mit einem Minus von 7 Punkten fast genauso viele Stimmen wie die SPD. 2017 hatten die Liberalen im Kreis Soest satte 12,6 Prozent abgeräumt und ordentlich, nämlich um 4,4 Punkte zugelegt – umso schwerer wiegt der Verlust 2022, zumal er auch bei den beiden Direktkandidaten, Mayela Hiltenkamp (5 Prozent -4,3 Punkte weniger als ihr Parteikollege Ingo Schremmer 2017) und Christof Rasche (8,7 Prozent, -1,6) durchschlug. AfD-Direktkandidat Dr. Wilfried Jacobi steigerte sein persönliches Ergebnis auf 6,1 Prozent (2017: 5,6). 1,7 Prozent der Wähler aus dem Wahlkreis Soest I wählten die Linken – 2,4 Prozent weniger als bei der letzten Landtagswahl. Die Tierschutzpartei bekam 0,92, „die Basis“ 0,88 Prozent. Sonstige Parteien erhielten zusammen 3,32 Prozent der Zweitstimmen.
So deutlich die Gewinne der CDU und der Grünen, so klar auch die Verluste von SPD und FDP sind – in einer Hinsicht sind alle demokratischen Parteien als Verlierer zu bezeichnen: Die Wahlbeteiligung hat auch im Kreis Soest mächtig nachgelassen: Im Westkreis wählten am Sonntag (oder schon zuvor bei der Briefwahl) gerade mal 57,38 Prozent der Wahlberechtigten den Landtag mit, im Ostkreis lag sie mit 55,96 Prozent marginal niedriger. Zum Vergleich: Vor fünf Jahren hatten die Parteien im Westkreis noch 66,6 Prozent der 115 689 Wahlberechtigten mobilisieren können. Deutlich wird das am Beispiel Heiner Frieling: Machten 2017 noch 32 325 Wähler ihr erstes Kreuz beim Christdemokraten, so kommt er diesmal nur auf 28 420 Stimmen.