199 von ihnen hatten zum ersten Mal Kontakt zu der Beratungsstelle. Die Allgemeine Frauenberatungsstelle im Kreis Soest existiert seit Ende 2020. Mehr als 50 Prozent der Ratsuchenden kamen aus den Städten Soest, Lippstadt, Werl und Warstein. Beratungen finden in den Räumen der Beratungsstelle in Soest statt; regelmäßige Sprechstunden werden auch in Lippstadt und in Warstein angeboten. 27-mal wurden Frauen laut einer Mitteilung der Beratungsstelle zu Gerichtsverhandlungen, Vernehmungen bei der Polizei, Anwälten, Ärzten oder Vergleichbares begleitet. 58 Prozent der Frauen sind zwischen 26 und 50 Jahren, 20 Prozent der Ratsuchenden leben alleine, 43 Prozent leben mit ihren Kindern zusammen.
„Die Zahlen in 2022 verdeutlichen: Die Frauenberatungsstelle steht für alle frauenrelevanten Fragen zur Verfügung“, stellt Barbara Batzik fest und Sawina Kordistos ergänzt: „Die Ratsuchenden finden – auch ohne von Gewalt betroffen zu sein – psychosoziale Beratung und weitere Hilfen, um persönliche, auch allgemeine, Probleme zu lösen, eine Krise zu bewältigen oder Entscheidungen zu treffen.“ Knapp 43 Prozent der Frauen nennen Trennung, Scheidung oder Beziehungsprobleme als Beratungsanlass. Bei gut 30 Prozent der Ratsuchenden ist der (Wieder-)Aufbau des Selbstwertgefühls der Frauen wichtiger Inhalt des Prozesses. 63 Prozent der Frauen nennen „erlebte Gewalt“ – physisch oder psychisch – als Beratungsanlass. Bei 23 Prozent der Frauen ist das Thema sexualisierte Gewalt das Hauptthema. Weitere Themen sind Stalking, Belästigung und Mobbing.
Sexualisierte Gewalt begegnet uns in sämtlichen Lebensbereichen und vielfältigen Kontexten: in einer Partnerschaft oder in der Familie, im Büro oder auf einer Party, im Sportverein oder im Internet.
Seit April 2022 ist die Frauenberatung Soest erweitert um die „Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt“. „Sexualisierte Gewalt begegnet uns in sämtlichen Lebensbereichen und vielfältigen Kontexten: in einer Partnerschaft oder in der Familie, im Büro oder auf einer Party, im Sportverein oder im Internet“, erläutert Lena Sauerland und fügt hinzu: „Dabei kann sexualisierte Gewalt in ganz unterschiedlichen Formen auftreten. Beispiele sind sexuelle Belästigung, das Verbreiten von intimen Fotos gegen den Willen der Betroffenen, Bemerkungen von Kollegen im Job, unerwünschte Berührungen, aber auch eine Vergewaltigung durch den eigenen Partner oder einen Fremden. Auch sexualisierte Gewalt in (Sport-)Verbänden, Vereinen oder kirchlichen Einrichtungen und Institutionen gerät zunehmend in den Fokus der Aufmerksamkeit.“
Beim Anlass „sexualisierte Gewalt“ handelt es sich bei 66 Prozent um Vergewaltigung oder sexuelle Nötigung. 25 Prozent der Frauen, die sexualisierte Gewalt erlebt haben, erlebten Taten gegen ihre sexuelle Selbstbestimmung bereits in der Kindheit.
Für eine bedarfsgerechte Beratung sei eine verbindliche öffentliche Finanzierung unerlässlich. „Die Frauenberatung erhält zwar sowohl Fördermittel des Landes als auch des Kreises Soest“, erläutert Pfarrerin Birgit Reiche, Leiterin der Beratungsstelle. „Zugleich verbleibt jedoch ein erheblicher Eigenanteil von 10 Prozent, der von der Trägerin, der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen, aufgebracht werden muss.“ Mehr denn je sei die Frauenberatung auch auf Spenden angewiesen, bis eine kostendeckende und bedarfsgerechte öffentliche Finanzierung existiere, nur so könne ein niedrigschwelliger Zugang für alle von Gewalt betroffene Frauen gewährleistet werden.
„Die zeitnahe umfassende Umsetzung der Istanbul Konvention sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene gilt es einzufordern“, fügt sie hinzu. Die Istanbul Konvention gilt seit fünf Jahren in Deutschland und ist jedoch in einigen wichtigen Passagen nicht umgesetzt. „So gilt es auch die vertrauliche Spurensicherung umfassend umzusetzen und zeitnah eine niedrigschwellige und umfassende Versorgung Betroffener nach sexualisierter und körperlicher Gewalt aufzubauen, dezentrale Angebote zu implementieren und kurze Wege sowie eine niedrigschwellige Erreichbarkeit der Angebote sowohl in Kliniken als auch in Praxen zu gewährleisten,“ so Reiche.
Die Allgemeine Frauenberatungsstelle im Kreis Soest stellt seit Dezember 2020 eine Ergänzung im Netz der Hilfen im Kreis Soest dar. Zum April 2022 wurde die Arbeit der Frauenberatung Soest erweitert. Neben der Allgemeinen Frauenberatungsstelle im Kreis Soest gibt es jetzt zusätzlich die Förderung des Landes und des Kreises für eine Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt. Neben Barbara Batzik und Lena Sauerland komplettiert seit August 2022 Sawina Kordistos das Team. Die Frauenberatung ist in Trägerschaft der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen. Weitere Informationen unter www.frauenberatung-soest.de