„Die Gesamtquote bei der Personalausstattung für den Kreis Soest liegt bei 97,6 Prozent“, heißt es dazu auf Anfrage der Redaktion von der Bezirksregierung Arnsberg. „Damit liegt die Zahl der besetzten Stellen etwas über der Quote für den gesamten Regierungsbezirk.“ Diese liege bei 95,1 Prozent.
Der tatsächliche Fehlbedarf dürfte jedoch höher ausfallen: Lehrer, die gerade in Mutterschutz oder Elternzeit sind oder Langzeiterkrankte, die ihrem Dienst aktuell nicht nachgehen (können), sind in den Zahlen mitinbegriffen. Zum Stichtag gab es im gesamten Kreis Soest 2.693 Lehrerstellen für die Schulen, 2.628 waren davon vergeben.
Ich kann nicht einfach einen Mathe- durch einen Geschichtslehrer ersetzen.
Besonders an den Grundschulen fehlt es an Lehrern. Im Kreis Soest sind hier nur noch 89,4 Prozent der Stellen besetzt, laut Bezirksregierung fehlen im Primarbereich etwa 80 Pädagogen. „Die Zeiten sehen auf keinen Fall rosig aus“, sagt Volker Wilmes, Leiter der Petri-Grundschule. „Wir können unsere Stundentafel nur knapp erfüllen.“ 16 Lehrer unterrichten aktuell an seiner Schule; zwei davon in Vollzeit.
„Lehrermangel ist vor allem ein strukturelles Problem der Grundschulen“, sagt Andreas Heihoff, Sprecher der Schulleiter der weiterführenden Schulen in Soest. Gymnasien seien hingegen personell oft gut ausgestattet, wobei dies nicht für alle zutrifft. Lediglich 0,82 Prozent der Stellen im Kreis Soest sind unbesetzt.
Am „Archi“ liegt die Quote sogar bei 0,1, sagt Schulleiter Marcus Roß. „Wir sind im Wesentlichen voll belegt und können deshalb nicht laut klagen.“ Etwas 64 Lehrer unterrichten derzeit 800 Schüler am Archi. „Auch wir stellen zwar fest, dass die Zahl an Bewerbungen rückläufig ist“, so Roß. „Aber wenn wir dann doch mal eine Lehrerstelle ausgeschrieben haben, war diese eigentlich auch schnell wieder besetzt.“ Sogenannte Quereinsteiger, also nicht als Lehrer ausgebildete Fachkräfte, gebe es nicht.
„Dennoch entsteht vor allem aus Elternsicht schnell der Eindruck, es herrsche Lehrermangel“, so Heihoff. Dies war beispielsweise der Fall, als die Grippewelle grassierte. „Die Zahl der ausgefallenen Lehrkräfte war hier mit jener zur Corona-Zeit überhaupt nicht vergleichbar. Aber zum Glück sind jetzt alle wieder da“, sagt Heihoff, der das Conrad-von-Soest-Gymnasium führt.
Beim Thema Lehrermangel sieht der Sprecher jedoch auch ein fächerspezifisches Problem: Während es beispielsweise für die Fächerkombi Deutsch und Englisch genügend Personal gebe, fehlten vor allem im naturwissenschaftlichen Bereich Fachkräfte (MINT-Fächer). „Ich kann nicht einfach einen Mathe- durch einen Geschichtslehrer ersetzen.“ Informatiker oder andere Naturwissenschaftler bevorzugten heute eher eine Anstellung außerhalb des Schulwesens, sagt er. Der Grund: Dort verdienen sie mehr. Dabei ist der Bedarf an Pädagogen hoch.
Das Thema Inklusion beschäftigt derzeit alle Schulen auch wegen der ukrainischen Flüchtlinge. Quereinsteiger an Schulen sind deshalb unverzichtbar angesichts des Lehrermangels. „Für Lehrkräfte, die sich in der Beurlaubung/Elternzeit befinden, können aus den eingesparten Besoldungs- und Vergütungsmitteln Aushilfskräfte eingestellt werden“, sagt Bezirksregierungssprecherin Ursula Kissel. „Hier besteht ein Potenzial von 88,5 Stellen für den Kreis Soest.“
Um die personelle Ausstattung weiter zu verbessern, seien aktuell 54 Stellen im Kreis Soest ausgeschrieben. Zum nächsten Einstellungstermin am 1. Februar 2023 konnten bereits 4,8 Stellen neu besetzt werden. Darunter eine Stelle an einer Grundschule in Bad Sassendorf, eine Stelle an einem Berufskolleg und 1,8 Stellen an der Soester Gesamtschule.
Regierungsbezirk Arnsberg: Bedarf 33 235 Stellen, 31 595 Stellen, Fehlbedarf: 1 640 Stellen
Kreis Soest: Bedarf 2 693,2 Stellen, 2 627,6 besetzt, Fehlbedarf: 65,6 Stellen
Bad Sassendorf: Bedarf 37,3 Stellen, 36,5 besetzt, Fehlbedarf: 0,8 Stellen
Lippetal Bedarf: 101,8 Stellen, 99,0 besetzt, Fehlbedarf: 2,9 Stellen
Möhnesee: Bedarf 61,4 Stellen, 61,1 besetzt, Fehlbedarf: 0,3 Stellen
Stadt Soest: Bedarf 788,6 Stellen, 784,1 besetzt, Fehlbedarf: 4,5 Stellen
Welver: Bedarf 27,5 Stellen, 27,0 besetzt, Fehlbedarf: 0,5 Stellen