Kein Corona-Bonus für Rettungsdienst-Beschäftigte: „Die Belastung ist längst an der Grenze“

Einige Arbeitnehmer im Kreis Soest bekommen in den nächsten Tagen einen Corona-Bonus ausgezahlt. Doch viele gehen leer aus: darunter auch die Mitarbeiter des Rettungsdienstes. Das sorgt für Frust.
Kreis Soest - Die NRW-Landesregierung hat beschlossen, dass es unter anderem für die „aktiven Beamten des Landes Nordrhein-Westfalen, der Gemeinden, der Gemeindeverbände sowie der Aufsicht des Landes unterstehenden Körperschaften, Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts eine Corona-Sonderzahlung“ geben soll. „Die Auszahlung der Corona-Sonderzahlung in Höhe von 1.300 Euro ist als einmalige Abschlagszahlung mit den Bezügen für den Monat März 2022 erfolgt“, heißt es.
Für den Kreis Soest bedeutet das, dass unter anderem die Mitarbeiter der Rettungsleitstelle in Soest den Corona-Bonus erhalten, weil es sich bei ihnen um Feuerwehr-Beamte handelt, so Wilhelm Müschenborn, Sprecher des Kreises Soest. Die Leitstellen-Mitarbeiter disponieren die Rettungsfahrzeuge im Kreisgebiet, schicken sie zu Notfalleinsätzen und Krankentransporten. Die Rettungskräfte auf den Fahrzeugen gucken in Sachen Corona-Bonus jedoch in die Röhre.
Kein Corona-Bonus für Rettungsdienst-Mitarbeiter: „Entscheiden nicht wir“
Denn sie sind keine Beamte, sondern Beschäftigte beim Kreis Soest. „Bei Beschäftigten ist es von den Tarifverhandlungen abhängig. Im Beamten-Bereich gibt es gesetzliche Reglungen“, sagt Wilhelm Müschenborn und unterstreicht damit: „Wer die Sonderzahlung bekommt, entscheiden also nicht wir, sondern eine Tarifkommission oder der Gesetzgeber.“
Die Tarif-Einigung sehe für Beschäftigte lediglich einen Corona-Bonus vor, wenn sie zwischen dem 1. März 2021 und dem 28. Februar 2022 „in einer Gesundheitsbehörde (..) für mindestens einen Monat überwiegend zur Bewältigung der Corona-Pandemie eingesetzt wurden.“
Kein Corona-Bonus für Rettungsdienst-Mitarbeiter: „Zum Teil arbeiten Kollegen mehr als 80 Stunden die Woche
Für die Einsatzkräfte des Rettungsdienst sorgt das für eine Menge Frust: „Es wird so dargestellt, als wenn der Rettungsdienst zu einer Berufsgruppe zählen würde, die nicht besonders gefährdet oder besonders von Corona belastet wäre“, so ein Rettungsdienst-Mitarbeiter, der anonym bleiben möchte. Doch laut ihm und weiteren Kollegen sei das Gegenteil der Fall: „Gefühlt ist derzeit jeder zweite Krankentransport Corona-positiv. Die Belastung ist längst an der Grenze, zum Teil arbeiten Kollegen mehr als 80 Stunden die Woche und dann wird uns offenbart, dass wir nicht ins Raster für eine Bonus-Zahlung fallen. Im Moment macht es echt keinen Spaß.“
Kreis Soest: Keine Zahlen zu aktuellen Quarantäne-Fällen im Rettungsdienst oder Überstunden
Hans-Peter Trilling, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes im Kreis Soest, erklärt, dass er nicht sagen könne, wie viele Mitarbeiter im Rettungsdienst bisher Corona-bedingt ausgefallen sind und wie viele aktuell Corona-bedingt fehlen: „Corona-bedingt heißt sowohl krankheitsbedingt als auch Quarantäne-bedingt. Die krankheitsspezifischen Ausfälle sind selbstverständlich nicht von uns einsehbar bzw. numerisch zu listen.“
Beim Kreis sehe man jedoch durch die täglichen Mitarbeiter-Tests eine mal größere und mal kleinere „Anflutung von positiven Testungen.“ Ebenso sei laut Trilling unklar, wie viele Überstunden sich bei Mitarbeitern im Rettungsdienst derzeit anhäufen, weil sie für Kollegen einspringen müssen, die Corona-bedingt zu Hause bleiben müssen: „Den Kausalzusammenhang können wir nicht herstellen. Da wir immer noch keine 100-prozentige Stellenbesetzung haben (Personalmangel), fallen natürlich Überstunden an.“ Nach Angaben von Trilling musste bisher jedoch „noch kein Fahrzeug in der Notfallrettung akut stillgelegt werden.“