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Abschussplan 2022/23: Jäger sollen mehr Wild erlegen - enorme Schäden im Wald

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Von: Tobias Hinne-Schneider

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Niedersachsens Jäger schießen mehr
Die Jäger im Kreis Soest sollen wieder mehr Wild erlegen, da ist sich der Kreisjagdbeirat einig. © dpa

Es gibt zu viel Wild im Arnsberger - und das richtet Waldschäden an. Die Jäger haben zuletzt weniger erlegt, als erlaubt gewesen wäre. Das soll sich ändern.

Kreis Soest - Es gibt zu viel Rotwild und Sikawild im Arnsberger Wald. Die Vielzahl an Tieren sorgt für enorme Waldschäden. In der vergangenen Jagdsaison haben die Jäger im Kreis Soest nicht annähernd so viele Tiere erlegt, wie es notwendig gewesen wäre, um den Bestand zu reduzieren. Nach einer hitzigen Diskussion hat der Kreisjagdbeirat den neuen Abschussplan für 2022/2023 beschlossen.

Kreisjagdbeirat

Bei jeder unteren Jagdbehörde wird ein Jagdbeirat gebildet, der die Behörden in allen wichtigen Fragen der Jagdverwaltung zu beraten hat. Er wirkt unter anderem bei der Betätigung oder der Festsetzung der Abschusspläne mit. Der Beirat besteht aus Vertretern der Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Jagdgenossenschaften, Gemeinden, Eigenjagdbesitzern, Jagdscheininhaber, Jagdpächter und anerkannter Naturschutzverbände.

Abschussplan 2022/23: Jäger sollen mehr Wild erlegen - enorme Schäden im Wald

Anders als bei Wildschweinen, bedarf es bei der Jagd auf Rot-, Sika-, Dam- und Muffelwild – alle diese Wildarten kommen im Kreis Soest vor – eines genehmigten Abschussplans. Gemeinsam mit der unteren Jagdbehörde ist der Kreisjagdbeirat für dessen Festsetzung verantwortlich.

„Der Klimawandel und Aufbau von Mischwäldern in Verbindung mit der Jagd ist eine Giga-Herausforderung“, sagte der Leiter des Regionalfortsamts Soest-Sauerland, Edgar Rüther. Eine zu hohe Population an Wildtieren macht den Wiederaufbau des – unter anderem durch den Borkenkäfer zerstörten – Waldes unmöglich. „Wir können nicht den ganzen Arnsberger Wald einzäunen“, sagte Rüther. Er kritisierte die niedrige Erfüllungsquote des Abschussplans aus dem vergangenen Jahr.

Tatsächlich liegt die Quote unter 80 Prozent, erläuterte Hubert Schümmer, Rotwildsachverständiger für den Hochsauerlandkreis und Soest. Von 174 genehmigten Abschüssen beim Rotwild wurden nur 123 erfüllt; beim Sikawild war die Quote nur unwesentlich höher – dort waren 671 Abschüsse genehmigt und 545 wurden gemeldet. Jäger dürfen keinesfalls wahllos auf die Tiere schießen. Um alte oder mittelalte Hirsche schießen zu dürfen, muss zuvor eine entsprechende Anzahl an Kahlwild erlegt werden.

Beim Kahlwild handelt es sich um weibliches oder junges Wild ohne Geweih. Schümmer zeigte auf, dass nur das Schießen einer hohen Anzahl an Kahlwild dauerhaft zu einer Reduktion des Bestandes führen werde.

Schießen von mittelalten Hirschen hat keine „ökologischen, sondern ökonomische Gründe“

Lena Arens, Vertreterin der kommunalen Forstwirtschaft, forderte, dass auch eine höhere Anzahl an mittelalten Rothirschen zum Abschuss freigegeben werden müsse. Dahinter stecken keine „ökologischen, sondern ökonomische Gründe“, so Schümmer: Ein Jagdgebiet lasse sich für mehr Geld verpachten, wenn man einen Hirschabschuss anbieten könne, sagte er.

„Bei der heutigen Jagdpraxis provozieren wir die Schäden im Wald“, fasste Jürgen Schulte-Derne, der als Kreisjagdberater und Vorsitzender des Beirats wiedergewählt wurde, zusammen. Ebenso wie der übrige Beirat plädierte Schulte-Derne: Die Jäger sollen mehr Wild erlegen.

Dabei gebe es aber auch Probleme. „Jeder Jagdausübungsberechtigte mag seine Tiere“, sagt er im Anzeiger-Gespräch.

Sikawild ist unter anderem an der Kanzelbrücke zwischen den Ortsteilen Wamel und Völlinghausen zu finden.
Sikawild ist unter anderem an der Kanzelbrücke zwischen den Ortsteilen Wamel und Völlinghausen zu finden. © Peter Dahm

Darüber hinaus sei es gar nicht so einfach, einen sicheren Schuss abzugeben. Mittlerweile befänden sich zu jeder Tageszeit Menschen im Wald – Jogger, Mountainbiker und Hundebesitzer. Schulte-Derne berichtet von einem Vater mit Kindern, der mit einer Taschenlampe in der Dunkelheit im Wald Geocaching betrieben hat. „Die Leute wissen gar nicht, wie gefährlich das ist“, sagt er.

Die Vermarktung des Wildfleisches – wenn mehr geschossen würde – sei in der Regel kein Problem, gebe es doch Restaurants und Metzgereien, die sich darauf spezialisiert haben. „Wie bekommen wir es hin, dass mehr (Wild, Anm. d. Red.) geschossen wird“, stellte Beiratsmitglied Andreas König die entscheidende Frage.

Abschussplan 2022/23 verabschiedet: Arbeitsgruppe soll gegründet werden

Am Ende verabschiedete das Gremium den vorgeschlagenen Abschussplan der unteren Jagdbehörde. Darüber hinaus einigten sich die Mitglieder darauf, eine Arbeitsgruppe zu gründen, die Maßnahmen erarbeiten soll, die zu einer höheren Erfüllungsquote führen. Außerdem sollen der Hochsauerlandkreis und Kreis Soest den Rüther-Vorschlag prüfen, inwieweit eine genaue Wildzählung per Drohne machbar ist.

Bislang wird der Tierbestand lediglich anhand von Sichtungen, Spuren und Schätzungen ermittelt – eine genaue Zahl könne auch Jäger überzeugen, so der Tenor, die bislang darauf verweisen, es gebe bei ihnen nicht zu viel Wild im Revier.

Auch Muffel- und Damwild im Kreis Soest dürfen bejagt werden – allerdings in deutlich geringerer Stückzahl. Laut Abschussplan darf in 2022/23 je ein männliches und weibliches Muffelwild sowie ein Damhirsch, fünf Damwildkälber, zwei Alttiere und ein Schmaltier erlegt werden.

Überraschende Wende im Streit der Tierrechtsorganisation Peta mit hiesigen Jägern: Das Kreis-Veterinäramt hat mitgeteilt, dass es von der Anlage zur Ausbildung von Hunden zur Fuchsjagd in Werl-Sönnern überhaupt nichts wusste. „Die benannte Schliefenanlage war bis zu den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft weder dem hiesigen Veterinärdienst noch der unteren Jagdbehörde offiziell bekannt und wurde folglich auch nie kontrolliert.“

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