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Im Kreis Soest brüten Kiebitze gut behütet

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Von: Ludger Tenberge

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In der Feldflur zwischen Weslarn und Ostinghausen hat sich in diesem Frühjahr ein recht großes Brutgebiet ergeben: Wie die Kiebitzgelege, die per Karte auf dem Smartphone verzeichnet wurden, geschützt werden können, erläutern (von links) Landwirt Kai Schulte, die ehrenamtlichen Helfer Robert Plattfaut-Schumacher und Edith Schumacher-Rinsche sowie die ABU-Experten Natalia Jaworski und Christian Härting.
In der Feldflur zwischen Weslarn und Ostinghausen hat sich in diesem Frühjahr ein recht großes Brutgebiet ergeben: Wie die Kiebitzgelege, die per Karte auf dem Smartphone verzeichnet wurden, geschützt werden können, erläutern (von links) Landwirt Kai Schulte, die ehrenamtlichen Helfer Robert Plattfaut-Schumacher und Edith Schumacher-Rinsche sowie die ABU-Experten Natalia Jaworski und Christian Härting. © Ludger Tenberge

Das abstehende Federbüschel am Kopf, akrobatische Flugkünste und ein markanter Ruf: Der Kiebitz ist ein ziemlich auffälliger Vogel – den viele Menschen im Vergleich zu früheren Zeiten heutzutage aber nur noch selten zu Gesicht bekommen. Feuchtes Dauergrünland ist wegen der Kultivierungsmaßnahmen der vergangenen Jahrzehnte selten geworden.

Kreis Soest – Statt der Wiesen prägen Ackerflächen die Landschaft, und in diesen Regionen tut sich die Vogelart schwer. Die Kiebitze weichen für die Brut zwar auf freie, unbestellte Ackerflächen aus, doch dort sind die Gelege durch die Landmaschinen während des Ackerns und Säens bedroht.

Dass die Vogelart Hilfe braucht, zeigen die Erhebungen der Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz im Kreis Soest (ABU). Kreisweit gab es 1997 noch 1 100 Brutpaare, 2019 waren es nur noch 308. Seit 2017 setzt sich die ABU daher mit dem Projekt Kiebitzschutz dafür sein, dass die Nester der Bodenbrüter besser geschützt werden.

In Zusammenarbeit mit den Landwirten gehe es darum, die Nester zu finden und zu schützen, erläutern Natalia Jaworski und Christian Härting. Unterstützt werden die beiden ABU-Mitarbeiter durch ehrenamtliche Helfer wie Edith Schumacher-Rinsche und Robert Plattfaut-Schumacher aus Wiggeringhausen.

Ein Altvogel mit vier Küken: Dank des Kiebitzschutzprogramms können viele Gelege vor Zerstörung während der Feldbestellung bewahrt werden.
Ein Altvogel mit vier Küken: Dank des Kiebitzschutzprogramms können viele Gelege vor Zerstörung während der Feldbestellung bewahrt werden. © Christian Härting/ABU

Wie gut der Einsatz in Kooperation mit den Landwirten funktioniert, zeigt sich in der Feldflur zwischen Weslarn und Ostinghausen. Am 3. April habe sie 27 Kiebitze im Flug über den Feldern beobachtet, berichtet Edith Schumacher-Rinsche, der die Begeisterung für die markanten Vögel anzumerken ist. Die Vermutung lag nahe, dass diese Nachzügler auf den Feldern dort mit dem Brüten beginnen. In der Tat fanden die ABU-Mitarbeiter und ihre Helfer auf einem noch unbestellten Feld neun Gelege.

Ende April sollte dort jedoch Mais angebaut werden, die Nester wären unter Umständen zerstört worden. In Absprache mit Landwirt Kai Schulte aus Weslarn wurden die Gelege daher während der Feldbestellung zur Seite getragen und später an ihren Platz zurückgelegt. Tatsächlich haben die Altvögel die Nester wieder angenommen. Bei einer Brutzeit von etwa 26 Tagen dürften die Küken inzwischen alle geschlüpft sein, was Edith Schumacher-Rinsche bestätigen kann, die ein wenige Tage altes Küken beobachten konnte, wie es über das Feld lief und einen Wurm aus der Erde zog. Als Nestflüchter sind die Jungvögel vom ersten Tag an auf Nahrungssuche, sie werden aber von den Altvögeln geführt, erklärt Härting.

Neben den Gelegen auf dem Maisfeld haben die Vogelschützer auf benachbarten Flächen wie einem Kartoffelacker weitere zwölf Gelege registriert. Mit 21 Gelegen gehört die Feldflur bei Weslarn aktuell mit zu den größten Kiebitzbrutgebieten der Region, sagt Natalia Jaworski. Zugute komme den Vögeln wohl auch die Nähe zum Feuchtgebiet Woeste bei Ostinghausen.

Wie Kollege Christian Härting erläutert, betreut die ABU ergänzend zum Kiebitzschutzprogramm seit 2021 das Life-Projekt Wiesenvögel NRW für den Kreis Soest. Vor allem gehe es darum, eine Gruppe von ehrenamtlichen Helfern aufzubauen, die dank guter Ortskenntnis die betreffenden Landwirte kennen, damit diese beim Schutz der Gelege mitwirken können.

Der Kiebitz und sein Lebensraum

Kiebitze bevorzugen offenes, feuchtes Dauergrünland wie Wiesen und Überschwemmungsflächen. Diese Lebensräume sind jedoch selten geworden. Oft trifft man Kiebitze auch auf Äckern an. Die Bruterfolge sind dort aber schwierig wegen der Frühjahrsbestellung. Durch den Gelegeschutz werden im Kreis Soest seit 2017 jährlich 60 bis 90 Nester durch Aussparung bei der Bestellung oder das kurzzeitige Wegtragen der Gelege geschützt. Die Schlupferfolge lagen bei 50 bis 70 Prozent, dies sei ein gutes Ergebnis, berichtet die ABU auf ihrer Homepage. Die Hauptbrutzeit ist im April und Mai, sie schwankt witterungsabhängig aber von Anfang März bis Juni. Das Gelege besteht meist aus vier olivbraunen und schwärzlich gefleckten Eiern. Nach 26 bis 29 Tagen schlüpfen die Küken, mit 35 bis 40 Tagen können sie fliegen. Weitere Infos der ABU finden sich hier.

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