Ralf Wischnewski, der im Kreis mehrere Testzentren betreibt (siehe Infokasten), machte zuletzt zwei auffallende Beobachtungen. Die neuen Omikron-Subtypen verbreiten sich immer weiter – und: „Die Infektionsverläufe bei den Jüngeren zwischen 20 und 25 Jahren werden schlimmer.“ Die Betroffenen würden zunehmend unter ständiger Müdigkeit, Gelenk- und Kopfschmerzen und anhaltenden Schnupfen klagen. „Der Allgemeinzustand bei den Betroffenen ist wesentlich schlechter als noch vor einigen Wochen.“
Die steigenden Zahlen führt Wischnewski auf Veranstaltungs-Marathons aus Schützenfesten, Sport- und Musikveranstaltungen und Co. zurück. Auch das Neun-Euro-Ticket und die dadurch teils übervollen Züge würden das Infektionsgeschehen beeinflussen.
„Der Infektionsdruck in der Bevölkerung ist weiterhin hoch. Das Robert Koch-Institut schätzt die Gefährdung durch Covid-19 für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland insgesamt als hoch ein“, unterstreicht der Kreis Soest und rät nachdrücklich: „Vor dem Hintergrund wieder steigender Inzidenzen und einer prognostizierten Zunahme durch die stärkere Verbreitung der Omikron-Sublinien BA.4 und BA.5 sollten die bekannten Empfehlungen zur Infektionsvermeidung (AHA+L) verstärkt eingehalten werden. Darüber hinaus sollten die Möglichkeiten der Covid-19-Impfung ausgeschöpft werden.“
Wer positiv getestet wird, sei unter anderem dazu verpflichtet, unverzüglich „alle ihnen bekannten Personen zu unterrichten“, zu denen sie in den letzten zwei Tagen vor dem positiven Test engen persönlichen Kontakt hatten. Das Gesundheitsamt betont: „Wie im Straßenverkehr bei der roten Ampel ist jeder Bürger selbst verantwortlich für sein Handeln.“ Noch bis September hat das Gesundheitsamt personelle Unterstützung. „Im Bedarfsfall werden gegebenenfalls hausinterne Unterstützer, landesfinanzierte Aushilfskräfte, RKI-Scouts oder auch die Bundeswehr wieder anzufordern sein“, blickt der Kreis perspektivisch auf die zweite Jahreshälfte.
Wenn Ralf Wischnewski, die Zahlen der Corona-Testzentren im Kreis Soest analysiert, die er betreibt, kommt er zu einem eindrucksvollen Ergebnis: „Wir testen derzeit dreimal so viel wie noch Anfang Juni“, sagt der Betreiber. Die „Hochburgen der positiven Tests“ seien bei ihm derzeit Möhnesee, Warstein und Bad Sassendorf – dort sei im Schnitt jeder vierte Test der Anfangspunkt für die Isolation der Getesteten. In Soest seien es weniger, doch das liege vermutlich auch daran, dass in das Testzentrum im Gewerbegebiet Soest-Ost viele Angestellte umliegender Firmen kämen, die sich sowieso bei der Arbeit regelmäßig testen lassen würden und die Tests im Testzentrum nur zur zusätzlich Absicherung erledigen lassen würden. Das sei laut Wischnewski vernünftig, denn: „Viele haben mittlerweile erkannt, dass die Selbsttests nicht das Gelbe vom Ei sind in Sachen Qualität. Das fängt bei der Anwendung an: Niemand testet sich selbst so tief, wie er es eigentlich brauchen würde. Aus Reflex zieht man die Hand bei sich selbst eher zurück, als es richtig wäre.“
Wischnewski gehe davon aus, dass es bald eine „kleine Delle“ bei den Infektionszahlen geben wird, die Werte nach Ende der Ferien jedoch explosionsartig nach oben gehen werden. „Wir behalten alle Mitarbeiter, lassen die Testzentren geöffnet und können auf alles reagieren“, versichert er.