Als eines von vielen Beispielen nannte er einen schweren Glatteis-Unfall in Lippetal im Dezember, wo die Feuerwehrleute eine schwerverletzte Frau aus ihrem völlig zerstörten Fahrzeug-Wrack retten mussten. In diesem Zusammenhang lobte der Kreisbrandmeister die Zusammenarbeit mit dem Rettungsdienst. Bei vielen Bränden mussten die Feuerwehrleute – von denen es 3 527 im Kreisgebiet gibt – an ihre Grenzen und darüber hinaus gehen. „Es gab Brände, die zu höchsten Belastungen führten.“ Er erinnerte beispielhaft an einen Brand in einem Soester Fachwerkhaus – Fotos dokumentierten, wie die Feuerwehrleute, die eine vermeintlich vermisste Person im heißen und dichten Rauch gesucht hatten, mit tiefschwarzer Rußschicht überzogen aus dem Haus kamen.
Zudem gab Wienecke den Kreis-Politikern einen Einblick, wie sich die Dinge zuletzt auszahlten, die in der Vergangenheit durch ihre Zustimmung beschafft oder aufgebaut werden konnten: Er nannte die Drohnen-Gruppe des Kreises. „Das Projekt wurde anfangs sehr skeptisch gesehen. 2022 war die Gruppe 17 Mal im Einsatz, wurde oftmals bei Großeinsätzen angefordert – es wurde deutlich: Sie ist eine absolute Notwendigkeit. Zur Lage-Beurteilung sind Drohnen unfassbar wichtig.“ Als elementares Zahnrad bewiesen sich zudem einmal mehr die beiden Quads des Kreises, die in Geseke und Möhnesee stationiert sind: Elf mal waren sie alarmiert – bei sieben Personensuchen sowie vier Rettungseinsätzen.
Auch die Höhenretter, die immer dann im Einsatz sind, „wenn es um Menschenleben geht“, die ABC-Züge, Führungsstab und weitere Spezialeinheiten der Feuerwehren im Kreis Soest wurden von Wienecke hervorgehoben. Der Abrollbehälter-Atemschutz, der von Mitarbeitern der Feuerwehrtechnischen Zentrale des Kreises zu Einsatzstellen gebracht wird, wenn das Atemschutz-Material vor Ort aufgebraucht ist, war 2022 insgesamt 32 Mal im Einsatz. „Das ist extrem, diese Zahl hatten wir noch nie. Auch hier wird klar: Die Brände werden intensiver.“
„Ich bin sehr stolz darauf, dass wir im Kreis Soest im Vergleich zu anderen Gebietskörperschaften einen hervorragenden Stand haben.
Parallel wurde die Ersatz-Einsatzkleidung (PSA) des Kreises zwischen August und Dezember 19 Mal angefordert. „Die jeweiligen Feuerwehren hatten nicht mehr ausreichend persönliche Schutzausrüstung zur Hand, weil die eigene im Zuge von Einsätzen verschmutzt und in die Reinigung gebracht worden war. Die Ersatz-Kleidung des Kreises wurde angefordert, um die Einsatzbereitschaft aufrechtzuerhalten. Das zeigt, dass wir mit unseren Projekten genau auf dem richtigen Weg sind.“ 264 Feuerwehrleute wurden auf Kreis-Ebene in Zusammenarbeit mit den Kreisen Unna, Coesfeld und der Stadt Hamm ausgebildet.
Thomas Wienecke bilanzierte: „Ich bin sehr stolz darauf, dass wir im Kreis Soest im Vergleich zu anderen Gebietskörperschaften einen hervorragenden Stand haben. Es gibt eine enorme Entwicklung, eine enorme Belastung. Dabei muss immer wieder betont werden: Die Feuerwehren im Kreis Soest sind rein ehrenamtlich aufgestellt, außer in Lippstadt, wo es eine hauptamtliche Wache gibt. Aber auch dort sind jeden Tag nur neun Personen im Dienst, auch dort ist die Freiwillige Feuerwehr die Haupt-Stütze.“
Neben der Erwartungshaltung aus der Bevölkerung heraus gebe es auch eine große Erwartung aus Reihen der Politik. „Sie erwarten, dass wir alle Lagen in den Griff bekommen – wir sind gut, aber keine Übermenschen. Wir geben unser Bestes, doch manchmal reicht das nicht und wir kommen an unsere Grenzen.“
Dank an Wienecke und seine 3526 Feuerwehr-Kameraden gab es aus allen politischen Lagern. Der Rüthener CDU-Mann Timo Zimmermann betonte: „Die Feuerwehr ist das professionalisierteste Ehrenamt der Welt.“ Erwin Koch (SPD) aus Warstein unterstrich, dass die Menschen aus dem Kreis Soest sich rund um die Uhr auf die Feuerwehren verlassen könnten und der Werler Shahabuddin Miah (Grüne), gebürtig aus Bangladesch, stellte fest: „In meiner Geburtsgemeinde gibt es keine Feuerwehr, keinen Rettungsdienst, keinen Notarzt. Da muss man selber klarkommen. Hier wiederum erwarten die Menschen oft zu viel.“