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Das Ende für die Corona-Testzentren: Bundes-Finanzierung läuft aus

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Von: Vanessa Moesch, Daniel Schröder

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Die Zeit der kostenlosen Schnelltests ist bald endgültig vorbei.
Die Zeit der kostenlosen Schnelltests ist bald endgültig vorbei.  © Jutta Niggemeier

Auch die letzten Testzentren schließen im Kreis Soest bis zum 28. Februar ihre Türen. Und das für immer. Immer weniger Institutionen wollen einen Test. Aber für die Betreiber kommt das Ende zu früh.

Kreis Soest – In der öffentlichen Wahrnehmung spielt das Coronavirus derzeit nur noch eine untergeordnete Rolle. Zu dieser Beobachtung passt, dass spätestens zum 28. Februar in rund einem Monat alle Testzentren im Kreis Soest verschwunden sein dürften.

Eine Anfrage an den Kreis Soest vom 19. Januar ergab, dass es noch 96 aktive Testzentren im Kreis Soest gibt. Zum 28. Februar läuft nach aktuellem Stand die Bundes-Finanzierung der Testzentren aus. Bedeutet im Umkehrschluss: Nach dem 28. Februar müsste jeder Test privat finanziert werden.

Das Ende für die Testzentren: Bundes-Finanzierung läuft aus

Für Testzentren-Betreiber Hubert Hoff ist damit klar: „Mit dem Ende der Finanzierung verlieren die Testzentren ihre Grundlage. Das Thema Testzentrum ist damit abgeschlossen.“ Es sei denn, schränkt er ein, es gebe noch einen kurzfristigen Kurswechsel in Sachen Finanzierung, mit dem derzeit jedoch nicht zu rechnen ist.

Auch für den Chef der Bären-Apotheke in Werl, Marco Müller, ist am 28. Februar Schluss. „Die Testmöglichkeiten laufen zu diesem Datum aus, dann müssten die Menschen alle Tests selbst zahlen und das macht kaum einer. Aus diesen Gründen werden wir dann auch das Testzentrum schließen“, erklärt Müller. Zumal sich immer weniger Einrichtungen einen Test vorlegen lassen.

Obwohl in vielen Orten die Pflicht zum Testen wegfällt, gibt es sie vereinzelt doch noch. In NRW muss sich vereinzelt noch an die Richtlinien gehalten werden.

„Betriebswirtschaftlich nicht darstellbar“: Tests auf eigene Kosten

Während einige Testzentren bereits vor dem 28. Februar geschlossen haben, gehören Hoff und Müller mit zu den Letzten, die die Türen für ihre Kunden bis zum Schluss offen lassen. Auch in Soest sieht die Situation nicht anders aus.

„Die Testzentren bekommen kein Geld mehr. Es sei denn, sie setzen darauf, dass die Leute ihre Tests selbst bezahlen. Betriebswirtschaftlich ist das nicht darstellbar“, sagt Testzentren-Betreiber Ralf Wischnewski.

Das Ende kommt zu früh: Schließung der Testzentren gleich nach Karneval

Hoff, der zwei Zentren in Werl, zwei in Soest und eins in Welver betreibt und Wischnewski, der Testzentren in Soest, Körbecke und Bad Sassendorf betreibt, sind sich einig: Das Ende der Testzentren kommt aus ihrer Sicht zwei bis drei Monate zu früh. Zwar sind beide in dieser Frage nicht unparteiisch, schließlich verdienen sie mit den Zentren Geld.

Jedoch erklärt etwa Ralf Wischnewski: „Die Tests und Testzentren sind die einzige verlässliche Möglichkeit, um Zahlen zum Infektionsgeschehen zu bekommen. Jetzt schließen die Testzentren ausgerechnet in der Zeit nach Karneval.”

Karneval und Corona – da war doch 2020 was. „Mit Blick auf die dann endende Karnevals-Saison kann ich den Zeitpunkt für das Ende der Finanzierung nicht verstehen”, bestärkt Hubert Hoff. Sein Vorschlag: „Testzentren bis ins Frühjahr laufen lassen, damit wir dann wenigstens die Wintersaison überstanden haben.” Wischnewski und Hoff sind sich einig – bleibt alles beim aktuellen Stand, schließen ihre Testzentren Ende Februar. Es wird wohl kaum andere Vorgehensweisen bei anderen Betreibern im Kreis Soest und darüber hinaus geben.

Das Ende für die Testzentren: Corona rückt in den Hintergrund

Zuletzt war auch die Pflicht zur Vorlage eines offiziellen Tests in Alten-, Pflegeheimen und Krankenhäusern aufgehoben worden. Viele Einrichtungen entschieden sich dennoch, an der Testpflicht festzuhalten. „Auch das Aufheben dieser Pflicht kam aus meiner Sicht sehr verfrüht”, betont Hoff.

Wischnewski: „Es gibt weiter schwere Verläufe, insbesondere bei jüngeren Leuten. Es ist gut, dass vor allem Altenheime weiter auf offiziellen Tests bestehen. Bei den Selbsttests muss man ja fragen: Wer testet sich denn wirklich korrekt selbst? Die Pflicht für offizielle Tests in Altenheimen sorgt weiter dafür, dass es dort keine großen Infektions-Ausbrüche gibt.” Sein Ausblick: „Hoffentlich haben wir die Pandemie mit den höheren Temperaturen ab Frühjahr dann wirklich ausgestanden.”

Pandemie-Geschehen: Abschied mit lachendem und weinemden Auge

Wischnewskis Kritik: „Der Umgang mit der Pandemie wird weiter als Politikum ausgetragen. Jetzt haben wir die Ukraine, die Inflation. Irgendein Problem musste abgeschafft werden. Corona wird nun totgeschwiegen.“ Wischnewski blickt „mit einem lachenden und einem weinenden Auge” auf das Ende der Testzentren:

„Das weinende Auge, weil ich dann 80 Leute wieder freistellen muss von einem Job, mit dem sie Geld verdient haben. Das lachende Auge, weil die Zeit seit Pandemie-Ausbruch mit einer sehr hohen Anspannung verbunden war. Natürlich haben in dieser Zeit viele immer wieder gesagt, dass die Betreiber von Testzentren sich damit dumm und dämlich verdienen. Doch was auch zur Wahrheit gehört: Die Anspannung, jeden Tag dieses umfassende Instrument der Pandemie-Bekämpfung aufrechtzuerhalten, war nicht einfach.”

Er danke seinen Mitarbeitern, „für die großartige Arbeit, die sie geleistet haben”. Er betont: „Für alle Beteiligten war die Aufgabe oft auch eine seelische Belastung. Ganz am Anfang der Pandemie habe ich gesagt, dass ich froh bin, wenn es vorbei ist. Ich bin mir sicher, dass die Testzentren entscheidend dazu beigetragen haben, dass viele Menschen überlebt haben. Doch irgendwann muss auch mal gut sein.”

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