Grundsätzlich gilt: „Chronisch Erkrankte und Betagte sollten sich unbedingt boostern lassen, sobald es geht“, sagt der ehemalige Chefarzt des Warsteiner Krankenhauses.
Im amtsärztlichen Dienst ist er derjenige, der die Totenscheine derjenigen aus dem Kreis Soest sieht, die mit dem Virus verstorben sind.
Von „sehr vielen Ungeimpften unter den Toten“ spricht der Arzt, der die Impfkampagne des Kreises seit November 2020 begleitet. „Der Zusammenhang ist offensichtlich.“
Auch vulnerablen (also gefährdeten) Gruppen empfiehlt Cramer den zweiten Booster („wir müssen uns für den Herbst wappnen, dieselben Fehler dürfen sich nicht wiederholen“).
Zu welchem Zeitpunkt boostern sinnvoll ist, kann bei einem Beratungsgespräch mit dem impfenden Arzt geklärt werden.
Auch hier gilt laut Impfarzt: Ungeimpft ist die schlechteste Variante. „Kinder ab zwölf Jahren können mit einer kleineren Dosierung auch geboostert werden.“
Bei vorerkrankten Kindern oder chronisch Kranken sei die Impfung und auch der Booster „unbedingt vernünftig“; wenn nötig, seien auch Kinder und Teenager schon zum vierten Mal geimpft.
„In der Abwägung zwischen möglichen Nebenwirkungen und Konsequenzen einer Erkrankungen fällt die Wahl zumeist nicht schwer.“
Vorsichtsmaßnahmen seien darüber hinaus sinnvoll, die Lockerungen sind gerade für chronisch kranke Menschen problematisch: „Es lebt sich besser ohne Covid!“
Der Tot-Impfstoff ist seit einigen Wochen verfügbar, hat sich aber als „Ladenhüter“ herausgestellt. Laut Cramer durchaus zu Unrecht: Der Impfstoff sei ebenso wirksam wie die bisher eingesetzten.
„Eine Impfung ist dafür da, den Körper in die Lage zu versetzen, sich selbst zu helfen“, erklärt der Arzt. „Das ist bei allen hier zugelassenen Impfstoffen der Fall.“
Er glaubt nicht, dass der Tot-Impfstoff dazu beiträgt, mehr Menschen zu einer Impfung zu bewegen, die sich bisher weigern.
„Novavax sollte eine Hintertür sein für Menschen, die sich bisher gewehrt haben – aber dies war ein Trugschluss, es gibt kaum Nachfrage danach.“
Cramer gibt zu, dass der Krieg in der Ukraine die Pandemie als Hauptthema der Nachrichten und der Gespräche abgelöst hat. Doch er warnt zugleich: „Wir sind noch mittendrin in der Pandemie, es wird im Sommer nur etwas erträglicher.“
Und: „Ich weiß tatsächlich nicht, wie wir diese Lage dauerhaft beenden können, wenn sich nicht noch mehr Menschen impfen lassen.“