Schüler im Kreis Soest: "Abi-Prüfungen moralisch nicht vertretbar"

Kreis Soest – Die Entscheidung der Kultusminister, das Abitur angesichts von Corona zwar zu verschieben, nicht aber komplett auszufallen zu lassen, stößt nicht bei allen Schülern auf Zustimmung. Etwa bei dem 19-jährigen Laurenz Knappkötter aus Welver.
So hätten viele Schüler „sehr große Angst“, dass sie das Abitur nicht bestehen werden, da sie sich die Themen dafür „lediglich eigenständig aneignen müssen“. Mehrfach sei deshalb seit Ausbruch der Pandemie auch die Rede von einem sogenannten „Durchschnitts Abitur“ ohne Prüfungen gewesen. Auch eine Petition habe diesen Wunsch aufgriffen. Und die Reaktion darauf zeigt Laurenz Knappkötter, dass viele Schüler dies durchaus „sehr befürworten würden.“
Neben der Frage, ob die Schüler tatsächlich ausreichend genug auf den prüfungsrelevanten Stoff vorbereitet sind, treibt Laurenz Knappkötter ein zusätzlicher Aspekt um: Viele Schüler hätten angesichts der Corona-Pandemie „extrem große Ängste um ihre Familien und Mitmenschen“. Denn Infektionen könnten auch tödlich enden. „Somit ist es aus meiner Sicht moralisch und gesundheitlich nicht vertretbar, das Abitur unter diesen Umständen zu schreiben, da die Schüler sich nicht zu 100 Prozent auf die Abiturklausuren konzentrieren können“, hält der Welveraner mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg.
Das sagen die Schulleiter zur Abi-Entscheidung
Betrachte man die aktuellen Zahlen der Infizierten, falle schnell auf, dass diese Kurve exponentiell steige. „Somit wird es – wenn die ersten Abiturklausuren in NRW anstehen – laut aktueller Aussagen mehrerer Virologen eine sehr hohe Anzahl von neu infizierten Coronafällen geben“, ist der Abiturient überzeugt. „Möglicherweise sogar unter jenen Heranwachsenden, die in einem Raum beieinander sitzen und noch gar nicht wissen, dass sie infiziert sind.“
Für Laurenz Knappkötter mithin klar: Er plädiert für das Durchschnittsabitur 2020 ohne Prüfungen, da alles andere „moralisch und gesundheitlich nicht vertretbar ist in dieser weltweiten Corona-Pandemiephase“.
"Undurchsichtig"
Auch Laurenz Gunnemann (18) aus Soest empfindet die momentane Situation als „undurchsichtig“. Seine Stufe sei gespaltener Meinung. Einige fänden es „cool, mehr Zeit für die Vorbereitung“ zu haben, andere, zu denen auch Laurenz gehört, sind „eher genervt“. Nach seinem Abitur möchte er gerne Maschinenbau studieren. „Für das Studium brauche ich ein Praktikum, was sechs Wochen dauert. Durch die Verschiebung des Abiturs wird das jetzt mit der Zeit ziemlich knapp“, sorgt er sich. Durch die dynamische Situation haben sich die Entscheidungen mehrfach überschlagen und man wisse nicht „worauf man sich einstellen muss“, so Gunnemann.
Auch fragt er sich, wie die mündlichen Prüfungen mit all den jetzigen Regeln für die Sicherheit und Gesundheit durchgeführt werden sollen. „Besondere Umstände erfordern jetzt auch besondere Maßnahmen“, meint Laurenz. Aber für ihn steht fest: Er möchte das Ganze „so schnell wie möglich über die Bühne bringen“.