Nachdenklich reagierte der Amtsarzt auf die Nachfrage von Dr. Bernhard Reilmann (CDU), wie die „relativ niedrige Inzidenz im Kreis Soest im Vergleich zu anderen Kreisen zu erklären“ sei: „Das ist eine schwierige Frage“, so Schulze. Aber: „Es ist wenig getestet worden im Kreis Soest.“ Schulze verwies darauf, dass das Impfen jetzt jedoch die größte Aufgabe sei und die Öffnung für Drittimpfungen für einen größeren Personenkreis durch die Ständige Impfkommission (Stiko) für eine große Herausforderung sorge. „Wir brauchen das Impfzentrum. Anders ist das nicht zu leisten.“
„Seit wann wissen Sie das?“, wollte Reilmann genauer wissen. Schulze: „Ich habe das nicht geglaubt, als die niedergelassenen Ärzte gesagt haben, dass das Impfen ihre Aufgabe ist und sie das schaffen würden.“ Jedoch unterstrich der Amtsarzt, dass er „nicht auf die niedergelassenen Ärzte hauen“ wolle. Marianne Schobert (SPD) wollte wissen, ob die Kirmessen in Anröchte, Lippstadt und Soest für Zahlen-Sprünge gesorgt hätten, ob dort überhaupt eine Kontaktnachverfolgung machbar gewesen sei und wie Schulze zu Absagen von Weihnachtsmärkten stehe. Zu den Großveranstaltungen erklärte er: „Wir fragen die Betroffenen natürlich ab: Wo sind deine Kontakte gewesen? Wo würdest du vermuten, hast du dich angesteckt? Doch viele können das nicht beantworten. War es auf der Kirmes, beim Kaffeekränzchen oder im Supermarkt? Bei einer Infektion macht es nicht klick, sodass man weiß, wo man sich infiziert hat.“
Seine Bewertung zur Durchführung von Kirmes oder Weihnachtsmarkt fiel deutlich aus: „Man sollte derzeit keine Kontakte haben, die nicht zwingend erforderlich sind. Als Arzt gehört es zu meinen Aufgaben, etwas anderes zu sagen, als die Leute hören wollen.“ So unterstrich er in Richtung der Politiker: „Machen Sie gerne Werbung für das Absagen von Weihnachtsmärkten.“
Bei der Kontaktnachverfolgung gleite man in Richtung der aktuellen Kapazitätsgrenze: „Das Gesundheitsamt hat bisher eine gute Arbeit gemacht und ich bin froh und dankbar, dass es uns gelungen ist, bisher so gut durch die Pandemie zu kommen. Die Telefonate mit Kontaktpersonen bedeuten viel, viel Arbeit und das sind oftmals keine angenehmen Telefonate.“
Beim Kreis Soest hänge man mit der Bearbeitung in Teilen bereits hinterher. Gesundheits-Dezernentin Maria Schulte-Kellinghaus erklärte, dass es im Gesundheitsamt daher bereits Haus-interne Unterstützung brauche. Der Kreis sei in „gutem Kontakt“ zur Bundeswehr, doch es sei „unklar, ob die nochmal kommt. Die haben unheimlich gute Unterstützung geleistet und wären hier gerne wieder gesehen!“
Schulze appellierte: Jeder kann durch sein eigenes Verhalten selbst mithelfen, jeder hat eine eigene Verantwortung. Es wird noch ein richtig anstrengender Winter.“