Massive Auswirkungen: Streik legt den Kreis Soest in weiten Teilen lahm

Am Montag steht der Mega-Streik an. Auch im Kreis Soest wird er immense Auswirkungen auf Bus und Bahn haben.
Kreis Soest - Der Mega-Streik am Montag wird den Kreis Soest in Teilen lahmlegen. So teilte die Regionalverkehr Ruhr-Lippe GmbH (RLG) am Freitag mit: „Am Montag, 27.03.2023, sind die Beschäftigten der RLG von der Gewerkschaft ver.di zum Warnstreik aufgerufen. Betroffen sind alle RLG-Standorte: Arnsberg, Brilon, Lippstadt und Soest. Daher muss an diesem Tag auf allen Linien der RLG mit erheblichen Ausfällen gerechnet werden.“ Davon ausgenommen ist lediglich der Stadtbus in Meschede. Um ihn kümmert sich eine Privatfirma. Alle anderen Busse der RLG werden am Montag wohl stehen bleiben!
RLG-Sprecherin Annette Zurmühl erklärte im Gespräch mit unserer Redaktion, dass sich „nahezu 100 Prozent“ der Angestellten am Streik beteiligen werden. „Natürlich kann es sein, dass der ein oder andere sagt, dass er vielleicht doch fahren will. Aber das wären absolute Einzelfälle. Die Solidarität in der Belegschaft ist hoch.“ Heißt im Klartext: „Nach unseren Informationen werden die Fahrzeuge der RLG am Montag in den Hallen bleiben.“
Streik am Montag: Eltern sollen Fahrgemeinschaften für Schüler organisieren
Das wird im Berufs- und vor allem im Schülerverkehr riesige Auswirkungen haben. „Wir raten allen Kunden, sich frühzeitig darauf einzustellen, dass sie am Montag auf öffentliche Verkehrsmittel verzichten müssen.“ So sollten Eltern am Wochenende dafür Sorge tragen, Alternativen in Form von Fahrgemeinschaften zu organisieren. „Leider können wir an der Situation nichts ändern“, bedauert die RLG-Sprecherin.
Der Streik am Montag, 27. März
Die Gewerkschaften Verdi und EVG rufen für Montag, 27. März, Beschäftigte an den Flughäfen, im kommunalen öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bremen sowie Sachsen, in einigen kommunalen Häfen, bei der Autobahngesellschaft und in der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung sowie die Beschäftigten der Deutschen Bahn mit ihren Busgesellschaften und unter anderem auch von Transdev, AKN, Erfurter Bahn, Osthannoversche Eisenbahnen, erixx, vlexx, eurobahn sowie der Länderbahn zum Streik auf. Die Deutsche Bahn stellt ihren Fernverkehr am 27. März ein, wie das Unternehmen mitteilte. Der ganztägige Streik beginnt in der Regel in der Nacht vom 26. auf den 27. März um 0.00 Uhr und endet um Mitternacht.
Die Stadt Soest schloss sich als Schulträgern der RLG-Empfehlung an. Stadtsprecher Thorsten Bottin: „Wir empfehlen Eltern, den Transport der Schüler anders zu organisieren, wenn es geht.“ Die Schulen wollen sich noch einmal explizit an die Eltern wenden. Es könne sein, dass am Montagmorgen einzelne Busse fahren, weil Subunternehmer sich nicht am Streik beteiligen. Hier könne im Vorfeld jedoch nichts konkretes prognostiziert werden. Und: „Nur weil ein Bus möglicherweise hinfährt, darf man sich nicht darauf verlassen, dass auch die Rückfahrt gesichert ist.“ Die Stadt Soest versicherte: „Es wird keinem Schüler ein Nachteil entstehen, wenn der Transport zur Schule nicht funktioniert.“ Die Schulen werden am Montagmorgen erreichbar sein und mögliche Abmeldungen entgegennehmen. Ob es dann alternative Unterrichtsformen - wie sie schon zu Lockdown-Zeiten erprobt wurden - geben wird, sei jeder Schule selbst überlassen.
Andreas Heihoff, Sprecher der Schulleiter der weiterführenden Schulen in Soest, sagte: „Es kann und wird kein generelles Homeschooling geben. Ein großer Teil der Schüler kommt zu Fuß oder mit dem Fahrrad - oder aber, die Eltern springen ein. Das wird für die Mehrheit der Schüler gelten, deshalb müssen wir an allen Schulen ein verlässliches Angebot sicherstellen.“
Streik am Montag: Berufskolleg ist „ganz gelassen“
Peter Gutwien, stellvertretender Schulleiter des Börde-Berufskollegs, erklärte gegenüber unserer Redaktion: „Wir sind auf alles vorbereitet. Die Schüler aus Soest werden voraussichtlich keine Probleme beim Schulweg bekommen. Viele sind mit Fahrrad, Auto oder Motorrad mobil. Für die, die nicht kommen können, wird es voraussichtlich einen Studientag und Aufgaben über unsere Plattform geben.“ Gutwien betonte: „Wir sind da ganz gelassen, solche Tage haben wir schon erlebt. Wir schauen, was Montag kommen wird.“
Auch an den Bahnhöfen im Kreis Soest ist am Montag mit Chaos zu rechnen. Die Eurobahn erklärte: „Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat für den 27.03.2023 zu einem bundesweiten Warnstreik aufgerufen. Aufgrund des Warnstreiks kann es im Zeitraum 27.03.2023 bis einschließlich 28.03.2023 zu massiven Einschränkungen im Nahverkehr kommen.“ Weiter hieß es als Tipp an alle Bahnreisenden: „Bitte informieren Sie sich vor Reiseantritt über Ihre Reiseverbindung.“ Bei Verspätung oder Zugausfall gelten die allgemeinen Fahrgastrechte. Wir berichten weiter.
Schulpflicht trotz Streiks
Trotz des großen Warnstreiks müssen Kinder und Jugendliche in Nordrhein-Westfalen am Montag zur Schule. „Am kommenden Montag findet Schule statt“, hieß es an Freitag aus dem Schulministerium. Bei vorab angekündigten Ereignissen wie einem Streik des öffentlichen Nahverkehrs und daraus eventuell resultierenden Beeinträchtigungen bestehe die Schulpflicht auch weiterhin.
Gleichwohl könne die Dimension des Streiks die Eltern „vor erhebliche organisatorische Schwierigkeiten stellen und gegebenenfalls dazu führen, dass für Schülerinnen und Schüler der Schulweg im Einzelfall faktisch unmöglich wird“, hieß es weiter. Den Schulleitungen riet das Ministerium, „in diesen Fällen mit Augenmaß vorzugehen“.
Konkrete Handreichungen, wie die Schulen auf den Streik reagieren könnten, gab das Schulministerium nicht. Stattdessen verweist es auf den Erlass zur Teilnahme am Unterricht. Darin heißt es, dass Eltern nur bei nicht vorhersehbaren Gründen selbst entscheiden, ob für ihre Kinder der Weg zur Schule zumutbar ist.
«Ein nicht vorhersehbarer Grund kann auch der plötzliche Eintritt extremer Witterungsverhältnisse oder ein nicht vorhersehbarer Ausfall des öffentlichen Nahverkehrs sein», steht in dem Erlass. Der Ausfall von Bussen und Bahnen wegen des schon angekündigten Streiks fällt nicht unter diese Kategorie.
Wegen eines Warnstreiks gingen zuletzt auch die Mitarbeiter des Rettungsdienstes des Kreises Soest auf die Straße. Im Vorfeld hatte der Kreis Soest seinen Mitarbeitern der Notfallrettung ein Streik-Verbot auferlegt. Hier gab es im weiteren Verlauf Einigkeit zwischen Kreis und Verdi.