Teamleiter ist Volker Hase. Er ist ein Vollprofi in Sachen Bäume, beschäftigt sich seit 1988 beruflich mit nichts anderem. Der Fachagrarwirt für Baumpflege und Baumsanierung hat seine Expertise an verschiedenen beruflichen Stationen gesammelt, arbeitete am Frankfurter Flughafen („Ja, auch da gibt es Bäume“) und in gleicher Funktion wie nun in Soest für die Stadt Kassel. Er hat einen Master des Internationalen Baumpflegeverbands, und davon gibt es weniger als 480.
„Wir haben hier einen sehr kompetenten Kopf“, freute sich bei der Vorstellung der neuen Truppe KBS-Vorstand Matthias Abel. Die Bündelung der Kompetenzen im Team Baum bedeute, mehr Schlagkraft für die Soester Bäume aufzubringen, und das sei notwendig, denn „sie sind in dieser Stadt immer ein großes Thema“. Erinnert sei hier nur an die Linden auf dem Wall.
Seit April arbeitet sich Volker Hase in den Soester Baumbestand ein. Eine seiner Aufgaben ist der Aufbau und die Pflege eines digitalen Baumkatasters. Er wird künftig aber auch externe Gutachterleistungen ersetzen können, die die Stadt in den zurückliegenden Jahren häufig in Anspruch genommen hat. Zwei Hamburger Gutachter waren am Mittwoch trotzdem in Soest: Bei einer Inhouse-Schulung kam das Team Baum zusammen, um in Theorie und Praxis die richtige Unterhaltung und Pflege der Soester Bäume zu vertiefen.
In Zukunft werde es für die neun Kollegen, darunter zwei Baumkontrolleure, darum gehen, „den gesamten Stadtbaumbestand zu sehen“, sagt Hase. Mehr und mehr wird es eine Rolle spielen, welcher Baum wo richtig steht. Manch alter Bekannter wird wohl zwangsläufig nach und nach aus dem Stadtbild verschwinden – weil ihm die Klimaveränderungen zu stark zusetzen. Welche Bäume besser geeignet sein könnten, das sei sehr individuell und zum Teil auch noch nicht abschließend zu sagen, weiß Hase. „Es müssen Bäume sein, die Trockenheit und Hitzeabstrahlung besser vertragen, gut in Wuchsform zu halten sind. Natürlich müssen sie auf engen Standorten wachsen können. Und die Größe muss passen.“
Eine Esskastanie könnte passend sein, sagt der Experte, sinnvoll sei es in jedem Fall, eine starke Mischung anzustreben. „Welcher Baum wo richtig steht, das kann schon innerhalb einer Baumreihe unterschiedlich sein.“
Die Hitze des Sommers 2022 bedeutet für die Soester Bäume Stress. „Wir wässern jetzt auch schon samstags“, sagt KBS-Betriebsleiter Axel Ruster. Doch nicht alle Bäume können regelmäßig Wasser bekommen. Das ist logistisch nicht zu stemmen, und das lässt auch der Standort eines Baumes oft nicht zu.
Beispiel Osthofenfriedhof: Die alten Bäume bräuchten riesige Wassersäcke, die allzu schnell auf die Grabflächen ragen würden. Ganz zu schweigen von den Mengen an Wasser (und Mitarbeitern), die nötig wären, um sie adäquat zu versorgen. „Bei den jungen Bäumen tun wir das natürlich, allein schon, um ihnen zu ermöglichen, ein entsprechendes Wurzelwerk auszubilden“, sagt Ruster. Die Friedenseiche auf dem Vreithof etwa, die als Ersatz für ihre kranke Vorgängerin dort neu gepflanzt wurde, ist mit zwei 1500-Liter-Säcken ausgestattet. Sie werden angesichts seit Wochen ausbleibenden Regens zwei- bis dreimal wöchentlich gefüllt.