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25 Jahre Löschgruppenführer: „Habe das nicht einen Tag bereut“

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Von: Philip Maack

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Stabwechsel: Frederik Hardes (links) tritt als neuer Löschgruppenführer Sieveringen in die Fußstapfen von Wolfgang Brunnberg.
Stabwechsel: Frederik Hardes (links) tritt als neuer Löschgruppenführer Sieveringen in die Fußstapfen von Wolfgang Brunnberg. © Maack

Sieveringen – Eine Ära ist zu Ende. Das ist immer schnell gesagt, doch nur selten passt diese Formulierung so gut wie bei Wolfgang Brunnberg.

25 Jahre lang war er der Löschgruppen-Führer in Sieveringen für die Enser Feuerwehr. Jetzt hat er seinen Posten abgegeben. Gesundheitliche Gründe hätten den Ausschlag dafür gegeben.

Seit 1978 ist Brunnberg in der Feuerwehr

„Es waren schöne Jahre“, blickt Brunnberg zurück. „Damals war es genau der richtige Schritt, den Posten zu übernehmen. Ich habe das nicht einen Tag bereut.“

1996 kündigte der damalige Löschgruppen-Führer von Sieveringen, Bernhard Ziems, seinen Rückzug an. „Es wurde deshalb herumgefragt, wer denn sein Nachfolger werden will“, erinnert sich Brunnberg.

Es habe schließlich zwei Kandidaten gegeben – einer davon war er selbst. „Doch der andere meinte, er hätte beruflich so viel zu tun, dass er das nicht schaffen würde“, erzählt Brunnberg.

„Also habe ich mich bereit erklärt. Aber nur, wenn die Löschgruppe voll hinter mir steht.“ Und das tat sie. 25 Jahre lang. „Ich hätte damals nie gedacht, dass das so lange wird“, sagt Brunnberg heute. Den Stolz sieht man ihm dabei an.

Sein Engagement in der Freiwilligen Feuerwehr begann bereits im Jahr 1978. Allerdings nicht in Sieveringen, sondern in Mawicke. Dort ist Brunnberg nämlich aufgewachsen.

„Schon mein Vater war in der Feuerwehr. Der hat das mit Leib und Seele gemacht“, berichtet Brunnberg. So seien er und seine beiden Brüder schon früh mit der Arbeit bei der Feuerwehr in Berührung gekommen.

Mit dem Eintritt in die Mawicker Jugendfeuerwehr startete der junge Wolfgang dann seine eigene Wehr-Laufbahn. „13 Mitglieder hatten wir. In Werl hatten sie nur 12“, sagt er.

Später seien die beiden Gruppen daher zusammengelegt worden.

In Sieveringen fehlte bald der Nachwuchs

In Mawicke machte Brunnberg bald auch seine ersten Schritte außerhalb der Jugendfeuerwehr. Dass er als Erwachsener dabei bleiben würde, stand für ihn nie zur Diskussion. „Die Arbeit hat mir richtig Spaß gemacht“, meint er.

1991 zog es ihn aber weg aus seinem Heimatdorf. Brunnberg zog nach Sieveringen. Dort schloss er sich direkt der örtlichen Löschgruppe an.

„Das hat mir wahnsinnig geholfen, mich ins Dorf zu integrieren“, sagt Brunnberg. „Die Kameradschaft war von Beginn an sehr gut.“

Zwei Jahre später besuchte Brunnberg einen Lehrgang zum Unterbrandmeister, 1996 schickte ihn die Feuerwehr auf weitere Fortbildungen.

Die ABC-Scheine 1 und 2 machte er in Bad Sassendorf, an der Landesfeuerwehr-Schule in Münster absolvierte er die Brandmeister-Ausbildung.

Als neuer Löschgruppen-Führer von Sieveringen engagierte sich Brunnberg stark bei der Brandschutz-Erziehung in den Enser Kindergärten und Grundschulen.

Zum Jahrtausend-Wechsel erwartete ihn jedoch eine neue Herausforderung. „Immer mehr unserer Kameraden sind weggezogen“, erinnert sich Brunnberg. „Dadurch sind wir ständig weniger geworden.“

Um Nachwuchs zu generieren habe die Löschgruppe in dieser Zeit begonnen, ihre Übungen mitten im Dorf abzuhalten. So sollten junge Leute für die Feuerwehr begeistert werden. So richtig funktionierte das allerdings nicht.

Brunnberg: „Ohne Jugendfeuerwehr? Das geht für mich gar nicht.“

Deshalb schlug Brunnberg 2003 einen neuen Weg ein. Er initiierte eine Zusammenarbeit mit der Jugendfeuerwehr von Ostönnen. Schnell hatte er die Zustimmung der Enser und Soester Feuerwehr dafür.

„Seitdem sind 20 Sieveringer Mitglied in der Jugendfeuerwehr von Ostönnen gewesen“, erzählt Brunnberg. „Von denen haben wir 10 in unsere aktive Wehr übernommen.“

Enses Wehrführer Andreas Düser lobt Brunnbergs Ideenreichtum.

„Er hat die interkommunale Zusammenarbeit schon praktiziert, da war vielen das Wort noch kein Begriff. Wolfgang hat sich immer mit vollem Einsatz für die Feuerwehr und ganz besonders für seine Löschgruppe Sieveringen eingesetzt..“

Und noch heute tut er das, Brunnberg engagiert sich weiter stark in der Jugendfeuerwehr. „Aktuell bin ich da Betreuer“, sagt er. Jugendwart sei er aber auch schon mal gewesen.

Auf die Frage, ob er sich denn auch nach seinem Rücktritt weiter für den Nachwuchs einsetze, gibt es für den Sieveringer nur eine Antwort. Und die kommt ohne zu zögern: „Ohne Jugendfeuerwehr? Das geht für mich gar nicht.“

Brunnberg ist das Gesicht der Kooperation der Löschgruppen Sieveringen und Ostönnen. Er ist sogar in die benachbarte Löschgruppe eingetreten.

„Ich fahre da mit auf Einsätze“, berichtet Brunnberg. „Ich genieße das richtig. Da bin ich ein Mann in der dritten Reihe und eben nicht der Löschgruppenführer.“ Das sei eine schöne Abwechslung zu seinen Aufgaben in Sieveringen.

Der ehemalige Chef will weiter aktives Mitglied bleiben

Seit 2015 fahren die beiden Löschgruppen sogar gemeinsam zu Feuerwehr-Wettkämpfen und treten dort als Team an. Für Brunnberg eine super Sache. „Das Miteinander ist toll“, meint er. „Ich habe in Ostönnen echte Freunde gefunden.“

Brunnbergs Feuerwehr-Leben ist nun aber noch nicht vorbei. Er will weiter aktives Mitglied in beiden Löschgruppen bleiben. „Ich habe kein Problem damit, nicht mehr ganz vorne zu sein“, sagt er ohne Groll.

„Und für mich kommt es nicht in Frage, aus einer der beiden Löschgruppen auszutreten. Entweder beide oder gar keine.“

In Sieveringen sind sie ihm dankbar für all die Verdienste. Direkt nach der Wahl seines Nachfolgers Frederik Hardes machten sie Brunnberg zum Ehrenlöschgruppenführer. „Das bedeutet mir viel“, sagt Brunnberg.

Er selbst dankt aber vor allem einer Person. „Meine Frau hat in all der Zeit immer hinter mir gestanden. Sie und meine Kinder haben mich unterstützt und Rücksicht genommen.“

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