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Waltringer Lukas Knieper spielt Dudelsack als Quell des Frohsinns

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Von: Ilka Platzek

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Waltringen Lukas Knieper Dudelsack Quell  des Frohsinns
Lukas Knieper spielt auf seiner Dachterrasse Dudelsack, neue Stücke probt er auf einer Übungsflöte. © Ilka Platzek

Er ist 29 Jahre alt, mag schottische Marschmusik und spielt mit Begeisterung Dudelsack. Der Maschinenbautechniker Lukas Knieper hat schon früh seine Liebe zum Dudelsack entdeckt.

Waltringen - Genauer gesagt: „Jemand hat live Dudelsack gespielt auf einem Tattoo-Festival. Da war ich neun oder zehn Jahre alt.“ Gelernt hat der Junge dann aber erst einmal Querflöte. „Ich bin seit 19 Jahren Mitglied im Spielmannszug Hünningen.“ Daran ist der Opa schuld – er spielte dort die Trommel.

Erst 2014 war es so weit: Lukas Knieper suchte sich einen Musiklehrer und fand ihn in dem Profimusiker Axel Römer aus Marienheide bei Gummersbach. „Er hat mir auch dabei geholfen, einen passenden Dudelsack zu finden“, berichtet der Hobbymusiker. Inzwischen steht das gute Stück dekorativ auf einem Ständer im Wohnzimmer des jungen Mannes.

Aller Anfang ist schwer: Wer Dudelsackspielen lernen will, übt erst einmal mit der Übungsflöte, die practice chanter genannt wird: „Das ist weniger anstrengend und viel leiser als das Spiel auf der Pipe des Dudelsacks.“ Außerdem bemüht er sich, „zu humanen Zeiten zu üben.“ Seine Mitmenschen werden es ihm danken. Jedenfalls kamen noch keine Klagen, versichert er. Weder von den Eltern, die mit im Haus wohnen, noch von Nachbarn.

Atemtechnik antrainieren

„Ich habe ein halbes Jahr mit dem Chanter geübt und konnte danach ein bis zwei Lieder“, erinnert sich Knieper. Grundsätzlich wird jedes neue Stück erst einmal ohne den Dudelsack einstudiert. Dudelsackspieler müssen sich aber auch eine bestimmte Atemtechnik antrainieren, damit ihnen beim Spiel nicht die Luft ausgeht: „Das ist die Voll- oder Zwerchfellatmung“, erklärt sein Lehrer Axel Römer, „eigentlich die ganz normale Atmung, aber viele Menschen atmen zu flach.“

Knieper bereitet das keine Probleme und seit seinen ersten Spielversuchen hat er es schon ziemlich weit gebracht: „Er ist absolut auftrittsreif“, attestiert ihm Römer, der seinen Schützling einmal pro Monat persönlich unterrichtet und ansonsten online sieht und hört. „Außerdem kann er etwas, was nur wenige Dudelsackspieler können: Er kann sich an Orchester anpassen.“

Gemeinnützige Projekte unterstützen

Tatsächlich spielt Knieper beim Fanfarenzug Möhnesee mit und ansonsten ist er gerne als Alleinunterhalter unterwegs: „Ich mache das nicht, um Geld zu verdienen, sondern eher um gemeinnützige Projekte zu unterstützen, etwa, um Geld für das Kinderhospiz Soest zu sammeln.“ Auch in Seniorenheimen sorgt er gerne unentgeltlich für gute Laune: „Wenn ich dort Muss i denn aus dem Städtele hinaus, The Lion Sleeps Tonight oder Was wollen wir trinken spiele, haben die Senioren Spaß.“ Thekenmusik nennt er diese Gruppe von Musikstücken, die auch auf Schützenfesten gut ankommen. Neben der Thekenmusik hat es ihm die schottische Marschmusik angetan – Amazing Grace zum Beispiel, das inzwischen auch gerne auf deutschen Beerdigungen gespielt wird.

Knieper nutzt die Auftrittsmöglichkeiten, wo sie sich anbieten: „Ich spiele bei Geburtstagen, Hochzeiten, und in der Weihnachtszeit auch Weihnachtslieder.“ Zuletzt trat er in einer Konzertpause bei Metal auf’m Dorf in Sieveringen auf: „Die Besucher haben alle still zugehört.“ Bei seinen Auftritten trägt er natürlich einen schottischen Kilt. Dudelsackspieler decken sich in Süddeutschland mit dem entsprechenden Outfit ein, erzählt er. Auch die Instrumente gibt es dort.

Besuch in Schottland

Dabei gehen die Produzenten der Sackpfeifen, wie Dudelsäcke auch genannt werden, mit der Zeit: Längst sind die Verzierungen nicht mehr aus Elfenbein, sondern aus Kunststoff und die Ledersäcke halb aus Leder, halb synthetisch. Nur das Mundstück der Spielflöte ist traditionell aus Schilf und muss ständig feucht gehalten werden. Dafür gibt es einen Protektor, reet genannt, zur Aufbewahrung. 2018 hat sich Knieper auf den Weg gemacht, das Land zu besuchen, aus dem die von ihm so geschätzte Musik kommt: „Ich war in Edinburgh und in den Highlands“, erzählt er und schwärmt noch heute von der Gastfreundlichkeit der Schotten. Den Dudelsack hatte er nicht dabei.

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