Niederense: Sauerländer helfen immer noch im Ahrtal

Mitte September hat der harte Kern der Freiwilligen-Gruppe „Sauerländer helfen im Ahrtal“ eine Leuchten-Spende der Firma Melitec an der Ahr übergeben und gesehen: Es wird immer noch Hilfe benötigt.
Niederense – „Und dann kam das Wasser“, diesen Satz hat Katharina Vormweg im Ahrtal häufig gehört. Fremde Menschen, die ihr erzählten, wie sie die schreckliche Flut im Juli 2021 erlebten. Beschreibungen, wie die Gegend mal aussah, den Blick auf das gerichtet, was davon übrig blieb.
„Es begleitet einen ein paar Tage. Aber uns schlägt auch eine Welle der Dankbarkeit entgegen. Deshalb machen wir weiter“, erzählt Vormweg, die sich im Herbst nach der Katastrophe mit 11 Leuten zur Gruppe „Sauerländer helfen im Ahrtal“ zusammenschloss.

„Benni ist ein Helfer der ersten Stunde, hat dort direkt nach dem Geschehen angepackt“, sagt Vormweg. Zu Weihnachten wollte Benni Wortmann Licht und Freude zu den Menschen bringen, sammelte mit der Gruppe Weihnachtsbäume und Beleuchtung. Zusätzlich brachten die „Sauerländer“ über 90 Kartons und Weihnachtsgeschenke dorthin. „Wir sahen vor Ort: Die Hilfe muss weiter gehen. Und das muss sie auch jetzt noch“, erzählt Vormweg weiter.
Hilfe muss weitergehen
„Die Hauptverkehrswege sind geteert und offen. Auch die Züge fahren. Man hat den Eindruck, die Ortschaften leben wieder. Wanderer sind unterwegs, Weinstände mit Verkostung stehen draußen. Gerade ist dort Weinzeit“, fährt sie fort. Die 31-Jährige hat am Sonntag, 11. September, zusammen mit Benni Wortmann, Kevin Höhle und Jonas Risse nach halbjähriger Pause eine Fahrt ins Ahrtal gemacht. „Wir haben eine große Spende von Melitec noch aus März übergeben und Menschen besucht, denen Benni ganz am Anfang geholfen hat.“

Die Leuchtenfirma Melitec aus dem Höinger Industrie-Gebiet spendete 60 Leuchten. Einen Teil gaben die „Sauerländer“ an die Familie Prokosch in Mayschoß: „Die Familie hat fünf Kinder (16 bis 28 Jahre). Ihr Haus wurde komplett zerstört, es sieht dort heute beinahe noch wie vor einem Jahr aus.“ Im gesamten Ahrtal sei es oftmals so, dass man den Häusern von außen nichts ansehe, im Innern aber alles entkernt sei. „Wir haben anfangs viel bei Stemmarbeiten geholfen. Wände und Holzbalken waren kontaminiert und mussten raus. Es war ja nicht nur Wasser, was da die Häuser flutete“, erklärt Vormweg hierzu.

Aber in dem halben Jahr, in dem die Gruppe nicht dort war, sei wenig passiert. Bei Prokoschs seien die Balken teilweise ausgetauscht, die Elektrik erneuert und Fenster ausgewechselt worden. „Sie haben gedacht, sie könnten nach einem Jahr zurück in ihr Haus. Jetzt werden sie das zweite Weihnachtsfest nicht dort sein können.“ Zudem müssten sich die Menschen auch im Neuen zurechtfinden, Erinnerungsstücke an die Eltern, Fotos von den Kindern, das könne nicht durch Geld ersetzt werden. Die Innenarbeiten zögen sich in die Länge, bei denen, die versichert waren, scheinbar mehr als bei anderen. Leuten ohne Versicherung sei da schneller und unbürokratischer geholfen worden, beschreibt Vormweg ihre Eindrücke.

Auch bei Michael Ringhauser machten die Freunde Halt, auch dort gehe es nicht wirklich voran. Der Inhaber von „Ringhausers Restaurant & Weinbar“ hat Küche und Gastraum darum kurzerhand in einen Container verlegt. Die „Sauerländer“ haben bei ihm gegessen, erzählt und zugehört. „Die Menschen hatten anfangs ein großes Redebedürfnis und sie freuen sich auch heute noch, wenn jemand zuhört.“

Den weitaus größeren Teil der Melitec-Spende brachte das Team ins Spendenverteilzentrum „Ahrtal“ in Grafschaft. Zwei riesige Lagerhallen, die – so Vormweg – bald in das zweite Verteilzentrum nach Sinzig umgezogen sein werden. Dort mache eine Handvoll Helfer weiter, bei Bedarf kämen weitere hinzu. Anfangs wurden viele von ihrem Arbeitgeber freigestellt und ein Helfer-Shuttle brachte die Freiwilligen zu den Einsatzstellen. Auch das gebe es nicht mehr.
Weniger Helfer im Einsatz
Die „Sauerländer“ überlegen momentan, wie es für sie weitergeht. „Einige können langsam in ihre Wohnungen zurück, die brauchen Neues, um ihr Heim einrichten zu können. Wir nehmen noch Geld und Neuware von Firmen an und überbringen die Spenden“, erläutert Vormweg. Firma Wetzel habe zum Beispiel eine Haustür gestiftet. Auch die praktische Hilfe verändere sich. Es gebe eine Internet-Plattform auf der Leute posten können, wenn sie jemanden brauchen, beispielsweise zum Schrank aufbauen oder beim Umzug.
Jetzt andere Hilfe
Ein Garten- und Landschaftsbauer und ein Fliesenleger-Azubi zählen zu den „Sauerländern“, in dem Bereich könne man vielleicht Hilfe anbieten. Das Team überlegt, beim Edeka Waffeln zu verkaufen, um von dem Erlös sinnvolle Dinge anschaffen zu können. Der Hofladen Schumacher bietet ihnen Lagerraum und hat eine Spendendose aufgestellt. Mit dem Geld finanzieren sie die Fahrten ins Ahrtal. Spende/Fragen E-Mail: sauerlaenderimahrtal@freenet.de oder https://www.facebook.com/SauerlaenderHelfenImAhrtal/ Spendenquittungen können nicht ausgestellt werden.