Im Höinger Industriegebiet Pizza aus dem Automaten ziehen

Auf dem Gelände der HW-Carwash und -Tech Waschanlage und Werkstatt am Oesterweg steht seit Montag, 17. Oktober, ein Pizza-Automat. Er ist der zweite, den Roland Eickel aufgestellt hat, der erste backt seit dem 5. Oktober in Arnsberg Pizzen und Pinsas.
Höingen - Vier Minuten dauert es, auf dem Display wird die verbliebene Zeit während des Backvorgangs angezeigt. Um den Automaten herum riecht es nach dem italienischen Klassiker. Dann lässt sich die fertig gebackene Pizza im Karton aus dem Automaten ziehen. Ein Holzmesser zum Schneiden des krossen Steinofenteigs liegt dabei. Mit 96 handbelegten, gefrosteten Böden, die nach Anforderung bei 300 bis 320 Grad in den Ofen kommen, kann Eickel seine Automaten bestücken.
Acht verschiedene Pizzen, von der klassischen Margherita über Hawaii, Pollo Gigante und Tonno bis zur Veggie-Variante, zaubert der Automat in den Auslieferungskarton. Sorte, Zutaten, Allergene und das Mindesthaltbarkeitsdatum werden im Innern des Automaten digital erfasst, der abgelaufene Ware erkennt und sperrt.
Von der Rückseite aus wird der Automat mit Pizzakartons voller Pizzaböden befüllt, nach einer Bestellung holt der Automat die entsprechende Schachtel nach vorne, öffnet sie, hebt die Pizza mitsamt Backblech heraus und in einen der beiden Öfen. Zwei Pizzen können gleichzeitig gebacken werden, bei der Bestellung taucht im Display manchmal eine Slot-Machine auf: Hat man drei gleiche Zutaten-Bilder, bekommt man eine Pizza geschenkt.
Steinofenteig
Eickel, der auch eine Werbeagentur betreibt und Läden mit Spirituosen und Bekleidung der Marke Sauerlända bestückt, nutzt den vorhandenen Fuhrpark, um seine Automaten, die nach seinen Angaben Franchise-ähnlich unter dem Logo „Flaven Five“ deutschlandweit aufgestellt werden, anzufahren. Die Pizzen werden laut Eickel in einer Zentralküche nach seinen Rezepten belegt und vorgebacken. „Sie sind mit einer Supermarkt-Pizza nicht vergleichbar. Es ist ein fermentierter Steinofenteig, er ist dadurch geschmacksintensiver. Und wir verwenden auf allen Sorten Mozzarella-Käse statt Gouda“, sagt der Unternehmer.
Und plant ein satellitenartiges Netz von Standorten für die Pizza-Automaten, die er langfristig unter der Eigenmarke Pizzaagent führen will. Derzeit ist er als Betreiber für die Region Sauerland / Kreis Soest auf der Suche nach Standorten: „In Soest, Warstein-Belecke und Anröchte sind wir in Gesprächen, dort werden wir noch in diesem Jahr aufstellen, ebenso in Winterberg, Meschede und Brilon, das ist fix.“ Aber Eickel denkt noch weiter, möchte 150 weitere Automaten im Ruhrgebiet aufstellen: „Warum sollen wir alles den amerikanischen Ketten überlassen?“
Ausbau des Netzes
Außerdem ist der Aufbau einer eigenen Zentralküche angedacht. „Das wären dann insgesamt 40 Arbeitsplätze, die dadurch entstehen. Denn dann gilt es, 200 Automaten insgesamt zu bestücken und für sie zu produzieren.“ Der Umweg über die Zentralküche hat auch hygienische Gründe: „Wir arbeiten nicht mit offenem Teig in dem Automaten. Es wird auch nichts in dem Automaten geschnitten. Der gefrostete Pizzaboden liegt auf einem eigenen Blech.“ So bleibe der Automat sauber, im anderen Fall bekäme er über das System eine Meldung. Zudem erfolgt eine tägliche Reinigung.
Für Waschanlagen- und Werkstattinhaber Christian Wortmann ist durch das Aufstellen des Pizza-Automaten eine Win-Win-Situation entstanden. „Ich selbst habe einen Getränkeautomaten hier stehen. Kunden, die auf ihren Wagen warten, holen sich vielleicht auch eine Pizza. Aber auch LKW-Fahrer, die hier an der Straße stehen. Die müssen ihre Fahrtzeiten einhalten, können daher nicht in den nächsten Ort fahren, um sich etwas zu essen zu besorgen.“ Hinzu kommen fast 13 000 Einwohner, die in den umliegenden Orten leben.
3000 Menschen im Industriegebiet
Vor allem aber, arbeiten laut Wortmann im Höinger Industriegebiet rund 3000 Menschen. Außer dem neuen Angebot gebe es vor Ort nur noch das Grill-Haus, ein Imbiss mit Mittagsgericht, bei dem man ohne Vorbestellung kaum eine Chance habe und der am frühen Nachmittag schließe. Die Jugendlichen des Ortes hätten sich sehr über den Pizza-Automaten gefreut. „Die haben mich beim Aufstellen schon gefragt, ob ich nicht einen kleinen Tisch für sie hier aufstellen möchte“, lacht Eickel. Ein Wunsch, den er mit Wortmann gleich positiv besprochen hat. „Die sind nett und vernünftig, verbringen die Zeit am Wochenende hier.“
Am Westring in Arnsberg läuft der Automat nun fast zwei Wochen. Erste Ergebnisse? „60 bis 80 Stück am Tag, am meisten geht Thunfisch. Das ist der Hype am Anfang, mal schauen, worauf es sich einpendelt“, sagt Eickel. Den vorhandenen Mitbewerbern möchte er nichts wegnehmen, aber das tägliche Angebot mit seinem 24-Stunden-Automaten erweitern.