1. Soester Anzeiger
  2. Lokales
  3. Ense

Bannerbach mäandert bei Parsit durchs Tal

Erstellt:

Von: Karin Hillebrand

Kommentare

Renaturierung Bannerbach Reaktivierung Feuchtgebiet Weidensumpf
Uwe Schürmer (Tiefbau), Bürgermeister Rainer Busemann und Peter Menge (IMS) sind zufrieden( von links): Das Regenrückhaltebecken (hinten links) ist fertig gestellt und der Bannerbauch renaturiert (rechts). © Karin Hillebrand

Die umfassende Renaturierung des Bannerbachs ist abgeschlossen. Einzig die Geländer, die als Fallschutz oberhalb der Durchlassbauwerke angebracht werden, fehlen noch.

Parsit - „Wir hatten Edelstahlgeländer ausgeschrieben, das Material wird in der Ukraine produziert. Daher haben wir jetzt auf verzinktes Material umgestellt“, erklärt Ingenieur Uwe Schürmer die Verzögerung. Gemeinsam mit Bürgermeister Rainer Busemann und Peter Menge vom beteiligten Planungsbüro IMS aus Bremen stellte der Mitarbeiter des Sachgebiets Tiefbau die vollendete Maßnahme vor.

„Wir haben den Bannerbach nachhaltig der schönen Umgebung und Natur zurückgegeben“, sagt Busemann angesichts der geleisteten Arbeit. Die soll hauptsächlich der Entlastung des Bannerbachs dienen, der durch die Einleitung von Wasser aus dem Staukanal des Ruhrverbands und aus dem Regenklärbecken der Gemeinde aus Richtung des östlich liegenden Industriegebiets Höingen besonders bei starken Regenfällen belastet wurde.

Wir haben den Bannerbach nachhaltig der schönen Umgebung und Natur zurückgegeben.

Rainer Busemann, Bürgermeister

Hierfür wurde zum einen der Bannerbach, selbst renaturiert und in einem mäandernden, das heißt, sich dahin schlängelnden Bett an die ursprüngliche historische und taltiefste Stelle zurück verlegt. „Die Fließlänge ist hierdurch doppelt so lang wie vorher, dadurch verringert sich auch die Fließgeschwindigkeit und Lebewesen können sich dort aufhalten“, erklärt Schürmer.

Spülstöße verhindern

Bei Starkregen könnten 5000 Liter Regenwasser aus dem Regenklärbecken sowie 2000 Liter aus dem Staukanal gleichzeitig kommen, so Menge, „solche Spülstöße reißen alles mit, Kleinsttierchen und Sedimente, sie müssen daher verhindert werden.“ Daher wurde gleichzeitig auf der südlich von Parsit liegenden Fläche neben dem mäandernden Bach ein Regenrückhaltebecken aus der vorhandenen Erde geschaffen. Es wird kaskadenartig von Stauschwellen unterteilt, die beim Ausheben des Bodens ausgespart wurden. Damit der Boden der Schwellen nicht auswäscht und zusammen hält, sind sie mit Jutefließ überzogen.

Wichtig Maßnahmen

Sollte das Regenrückhaltebecken überlaufen, dann ginge das Wasser auf die zur Fläche gehörende Wiese über. Das wäre, und da sind sich beide Ingenieure einig, frühestens bei einem Jahrhunderthochwasser der Fall.
Des weiteren wurden zwei Entlastungskanäle gebaut, durch die das Wasser aus Staukanal und Regenklärbecken nun direkt in das geschaffene Regenrückhaltebecken eingeleitet wird. Die weiterführende Einleitung aus dem Regenrückhaltebecken in den renaturierten, verlegten Bannerbach geschieht gedrosselt.
An zwei Stellen sind Durchgangsbauwerke angelegt, durch die das Wasser aus den verschiedenen Richtungen den Wirtschaftsweg, eine Fortsetzung des Bannerwegs, unterqueren kann. „Gerade in zunehmenden Starkregenzeiten sind solche Maßnahmen eklatant wichtig“, fasst Menge die Notwendigkeit von Regenrückhaltung und Renaturierung zusammen. Im Bannerbachtal, am Regenrückhaltebecken und dem naturnah gestalteten Bach, ist eine Station des Naturerlebnispfades der Spielplatzfreunde Parsit. Von hier kann man die neu gestaltete Fläche gut sehen.

Renaturierung Bannerbach Reaktivierung Feuchtgebiet Weidensumpf
Das ausgewiesene Feuchtgebiet wurde reaktiviert, an dem Weidensumpfwald wurde bereits eine Libelle gesichtet. An den Durchlassbauwerken (im Bild links) fehlen noch schützende Geländer. © Karin Hillebrand

Gegenüber, auf der anderen Seite des Wirtschaftsweges, ist im Zuge der Maßnahme ein eingetragenes Feuchtbiotop reaktiviert worden. Die Fläche war durch einen Drainagegraben entwässert worden, jetzt ist dort wieder ein Weidensumpfwald. Der Boden dort saugt sich voll mit Wasser. Ist er gesättigt, tritt das, was zu viel ist, aus. Ein angelegter Graben fängt mögliches Überlaufwasser auf. Hier in der Nähe mündet der Wamelbach in den Bannerbach, der vor der Renaturierung kein natürliches Gewässer mehr, sondern wie ein Wegeseitengraben angelegt gewesen sei, so Schürmer. Laut Menge siedeln sich in dem reaktivierten Feuchtgebiet neue Tiere an. Eine Libelle hat er dort bereits gesehen.

Die Beseitigung des hydraulischen Stresses, dem der Bannerbach mit Uferabbrüchen und Sohlausspülungen als Folge durch die Einleitungen ausgesetzt war, durch Regenrückhaltung, war eine Auflage von der Oberen und der Unteren Wasserbehörde. Im März 2018 war der Planungsbeginn für die gesamte Maßnahme, im November 2021 wurde mit den Tiefbauarbeiten begonnen, im August dieses Jahres wurden diese abgeschlossen. Die Gesamtkosten belaufen sich, laut Schürmer, auf etwa 760 000 Euro. Diese verteilen sich auf etwa 94 000 Euro für die Durchlässe, etwa 89 000 Euro für die Renaturierung des Bannerbachs sowie rund 577 000 Euro für den Kanalbau, zu dem das Regenrückhaltebecken als technische Anlage dazu gehört.

Auch interessant

Kommentare