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Ein Haus voller Schätze

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Von: Uta Müller

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Hier ist nichts von der Stange: Franz Schüler und Dackel Fritzchen in ihrem Enser Zuhause.
Hier ist nichts von der Stange: Franz Schüler und Dackel Fritzchen in ihrem Enser Zuhause. © Uta Müller

Wenn der Beichtstuhl zur Schlafzimmertür wird und der Tisch zur Warmhalteplatte, ist man bei Franz Schüler zuhause. Zusammen mit seiner Frau Monika und der Familie des Schwagers lebt er in der fünften Generation in einem ganz besonderen Haus in der Gemeinde Ense.

Ense – .Franz Schüler denkt in Dekorationen und besonderen Akzenten. In Haus und Garten gibt es „nichts von der Stange“ erzählt der 61-jährige Berufskraftfahrer. „Es ist eine Gabe Gottes“ ist er sich sicher, hat er doch von Beginn an, wenn er ein neues Exponat Haus oder Garten schmücken soll, genaue Vorstellungen, wie es aussehen soll.

Zwölf Jahre Bauzeit liegen hinter ihm und seinen Mitstreitern, hat man „bis aufs letzte Rohr“ alles in dem 1850 gebauten Haus ausgetauscht. „Dafür hätte man locker neu bauen können“, gibt er zu. Aber es sind die alten Sachen, die ihn ansprechen, die „schon mal gelebt haben“.

Die sixtinische Kapelle im Wohnzimmer

Ein Wohnzimmer wie die sixtinische Kapelle.
Ein Wohnzimmer wie die sixtinische Kapelle. © Uta Müller

„Ich liebe den Barock“ fällt er nach eigener Aussage in eine „regelrechte Trance“, wenn er die alten Kunstwerke besichtigt. „Dann wird mir warm ums Herz“, möchte er in diesem Moment nicht angesprochen werden und das Kunstwerk einfach nur genießen. Das Wohnzimmer in Ense schmückt ein fünfgeteiltes Gemälde, das einem Kuppelbild der sixtinischen Kapelle in Rom nachempfunden wurde. Für diese und einige weitere Exponate hat er den Arnsberger Künstler Ferdinand Klute im Boot, der sie nach den Vorgaben des Ensers umsetzt.

Tausende von Einzelstücken, bis ins kleinste Detail, ergeben in Wohnung und Garten von Franz Schüler ein Gesamtbild, das einzigartig ist.

Aus einem alten Kleiderschrank werden Türen

Zimmertüren, Schränke oder Treppen, immer hat sich der Liebhaber etwas einfallen lassen. „Ganz große Hochachtung habe ich vor Engelbert Stamen, er ist für mich ein Künstler“, geht er auf den Handwerksmeister ein, der seit Jahren die ungewöhnlichen Ideen umsetzt. Eine Hommage an den Tischlermeister hängt sogar im Außenbereich am Haus. Alte Säulen aus Eichenholz tragen die Treppe, ein alter Barock-Kleiderschrank wurde zu Zimmertüren für Wohnzimmer und Bad umgebaut und nicht zuletzt natürlich der Beichtstuhl, der das Schlafzimmer von der Treppe abtrennt. Eine Bettnische ist Carl Spitzwegs „Armen Poeten“ nachempfunden.

Normal geht gar nicht

Ein normaler Küchenschrank geht für den Enser gar nicht, werden die massiven Eichenfronten vom gelernten Schreiner noch der Bearbeitung mit dem Hobel unterzogen - Unikate eben. Dabei kommen alle aus unterschiedlichsten Quellen. Eine alte Dame, die eine hundert Jahre alte Uhr bringt, der Trödelmarkt, der inspiriert, aber auch die eigene Suche bei Antiquitätenhändlern. So manches hat er dem Müll entrissen und aufgearbeitet. Schuhe werden bei Schülers nicht weggeschmissen, dienen sie doch ideal als Pflanzschalen. Ein Pumps an die Wand montiert, dient als Halterung für die Fernbedienung, wird die Axt zur Garderobe und der Hammer zum Rollenhalter fürs Küchenpapier. Mehrere Sitzmöbel sind ein Thron, gibt es aber auch nach eigenen Vorstellungen angefertigte Kunststücke. Kein Weg ist ihm zu weit, fährt er nach Holland, um Schrankknöpfe oder Türklinken zu holen oder Stuck aus Frankfurt.

Schülers Leidenschaften sind überall zu sehen

Auch der Garten der Schülers ist kunstvoll gestaltet.
Auch der Garten der Schülers ist kunstvoll gestaltet. © Uta Müller

Dabei fließen besagte eigenen Ideen ein, scheut er keine Kosten und Mühen. Ein Tisch, der mit einem Brenner beheizt werden kann „damit die Teller nicht kalt werden“. Eine alte Gasflasche, die zum Ofen umfunktioniert wurde. Und überall findet man Akzente seiner zweiten Leidenschaft „Harley Davidson“, die natürlich auch nicht „von der Stange“ in dem Motorradraum steht. Sowie das Hundezimmer und der Herrenraum die Räumlichkeiten ergänzen. Dort dominiert ein alter Blasebalg als Tisch den Raum, schmückt ein Baldachin die Decke.

Im Garten schmückt die Wand des alten Trakts ein holländisches, biblisches Bild. Aber auch seinem mit im Haus wohnenden Schwager zollt er Tribut. Ein Kunstwerk, das das Dirigententum symbolisiert, und Musikinstrumente greifen dessen Musikerleidenschaft auf. Auch der christlichen Bindung wird Rechnung getragen, sind Wegekreuz oder biblische Figuren Teil des Gesamtbildes. Für Geländer oder Treppe greift er auch selbst mal zum Schmiedehammer.

Die Alarmanlage des Ensers hat vier Beine und heißt Fritzchen. Der Dackel bewache zuverlässig „die unschätzbaren Werte“ ist er sich sicher. Trotzdem soll zeitnah auch elektronische Unterstützung her.

Seit 12 Jahren kein Urlaub mehr

Die letzten zwölf Jahre ist das Ehepaar nicht in den Urlaub gefahren, „fließt jeder Cent in das Haus“. Die Leidenschaft habe schon mit ungefähr 30 Jahren angefangen, erzählt Schüler, hat er bereits einmal ein Haus besessen und ausgestattet. Die Liebe verschlug ihn nach Ense, war das Ehepaar sogar mal ganz modern eingerichtet. Seine Frau gab irgendwann den Auslöser: „Eigentlich magst du doch die alten Sachen lieber“, was umgehend dazu führte, ihren Wohnstil in liebevollen Details umzusetzen. Mit dem Angebot seines Schwiegervaters, in das alte Haus zu ziehen, konnte der „Altrocker“, wie er sich selbst bezeichnet, seine Leidenschaft ausleben. Und es ist noch lange nicht Schluss, bastelt er schon an weiteren Ideen und hilft auch gern anderen bei der Umsetzung dekorativer Elemente.

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