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Höchstbelastung für die Feuerwehr: Wer es am schnellsten schafft, gewinnt

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Von: Klaus Bunte

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Unter den Augen einiger Zuschauer gaben die Feuerwehrmänner und -frauen bei der dritten Höinger Firefighter Challenge ihr Bestes.
Unter den Augen einiger Zuschauer gaben die Feuerwehrmänner und -frauen bei der dritten Höinger Firefighter Challenge ihr Bestes. © Klaus Bunte

Die Feuerwehrleute gehen an ihre Grenzen. Sie schleppen Puppen mit 50 Kilogramm und werfen Treckerreifen um. Dennoch lockte die Höinger Firefighter Challenge (HFC) viele Teilnehmer aus verschiedenen Städten nach Ense.

Höingen – Etwas Mitleid mit dem Mann ist in diesem Moment schon angebracht. Ob er nun zum ersten Mal bei einem solchen Wettbewerb antritt oder einen schlechten Tag hat, sei der Spekulation überlassen. Fakt ist, man sieht, wie mit jedem weiteren Versuch seine Kräfte schwinden.

Er steht vor der massiven Holzwand, die er in seinen schweren Stiefeln erklimmen soll, nur mittels eines dicken Seils, und die einzige weitere Hilfe ist ein Querbalken, der auf einer Höhe angebracht ist, die er nicht einmal vom Boden aus mit einem Fuß berühren könnte. Eine Weile steht er da, vornübergebeugt, atmet tief durch, versucht, die letzten Kräfte zu bündeln.

Wer es am schnellsten schafft, gewinnt: Zum Teil auch mit Atemschutz

Marta Arrobe da Encarnacao von der Feuerwehr Unna hängt sich voll rein – als einzige starke Frau tritt sie gegen 31 Männer an.
Marta Arrobe da Encarnacao von der Feuerwehr Unna hängt sich voll rein – als einzige starke Frau tritt sie gegen 31 Männer an. © Klaus Bunte

Es ist vermutlich die fieseste und kraftraubendste Disziplin und obendrein nicht die erste bei der dritten Firefighter Challenge der Löschgruppe Höingen, zu der Feuerwehrleute aus ganz NRW angereist sind. Im Vergleich zu dieser Aufgabe wirkt es harmlos, zuvor erst einen riesigen Treckerreifen einmal über den Parkplatz der Schützenhalle zu wuchten, dann über die Treppe ein eigens hierzu aufgebautes Gerüst zu erklimmen und am Seil Kanister hochzuziehen.

Oder anschließend einen Feuerwehrschlauch möglichst penibel und dennoch so schnell wie möglich aufzurollen und dann eine 50 Kilo schwere Puppe wenige Meter weit zu ziehen. All dies in voller Einsatzmontur, jene, die dazu zertifiziert sind, sogar mit dem Zusatzgewicht des Atemschutzes, alle anderen starten in einer gesonderten „Light“-Wertung.

Aus den USA herübergeschwappt: Die Höinger Firefighter Challenge

Aber zu dieser Strapaze wird ja niemand gezwungen. Alle, die an diesem Samstagnachmittag auf der Schützenstraße antreten, haben sich aus freien Stücken angemeldet. Es gebe sogar eine Szene, eine Gemeinschaft dieses aus den USA herüber geschwappten Sports, die immer größer werde, meint zum Beispiel Simon Schoog-Döhring vom Feuerwehrsport-Team Krefeld.

Er fällt besonders auf mit seinem schmucken Helm, der per Airbrush mit Flammen versehen wurde. Rein theoretisch könnte er den auch im Einsatz tragen, aber dafür ist er ihm natürlich zu schade, und überhaupt, „viele, die diesen Sport intensiv betreiben, nutzen dafür eine eigene Uniform, die noch nicht im Einsatz kontaminiert wurde“.

32 Teilnehmer: Feuerwehrleute kommen aus vielen Städten

In Feuerwehrmontur heißt es für alle Teilnehmer, diese Wand zu erklimmen. Die Wertungsrichter schauen dabei ganz genau hin.
In Feuerwehrmontur heißt es für alle Teilnehmer, diese Wand zu erklimmen. Die Wertungsrichter schauen dabei ganz genau hin. © Klaus Bunte

Was jedem einzelnen von ihnen an diesem Tag zugutekommt, schadet zugleich der Gesamtveranstaltung: An einem Tag ohne jeden Sonnenschein und Temperaturen um die 11 Grad zerfließen sie in ihrer Montur zumindest nicht so schnell wie im Hochsommer, und doch müssen sie reichlich Wasser nachtanken.

Zugleich ist wenig Publikum vor Ort, machen Bier- und Frittenbude sicher nicht den erhofften Umsatz, und während die frühesten Starter noch durch eine dichte Nebelglocke angereist sind und nach dessen Abzug unter einem grauen Himmel antreten, haben einige von ihnen sogar abgesagt. Das Teilnehmerfeld ist auf 32 zusammengeschmolzen.

Höchstbelastung für die Feuerwehr: Wer es am schnellsten schafft, gewinnt

Aber je geringer die Zahl der Konkurrenten, desto höher die Chance auf einen Platz auf dem Siegertreppchen. Die Besten stehen gegen 16.30 Uhr fest – und es bewahrheitet sich, dass die Vertreter der Berufsfeuerwehren, die zum Teil in eigenen entsprechenden Sportgruppen trainieren und dazu auch ihre Pausen nutzen, klar im Vorteil sind.

Martin Brieden, Krefelds Sportler des Jahres 2018 und in Höingen zuletzt auf Platz 3, bewerkstelligt die Hürden in der kürzesten Zeit, nur dreieinhalb Minuten, während der eine oder andere nicht alle Stationen schafft. Oliver Moj von FireSports Dortmund verteidigt seinen zweiten Platz, gefolgt von seinem Teamkameraden André Dupont. Sonderpreise gab es für den besten Enser, Erik Loewer von der Löschgruppe Bremen, der mit 4 Minuten und 51 Sekunden Platz 9 in der Gesamtwertung erreicht, und einen Sonderpreis für die beste Frau. Für Marta Arrobe da Encarnacao war es allerdings ein leichtes, diese Trophäe zu ergattern – die Feuerwehrfrau aus Unna war die einzige Frau, die teilnahm.

Die drei Erstplatzierten Martin Brieden, Oliver Moj und André Dupont sowie Enses bestplatzierter Feuerwehrmann Erik Loewer und die beste Teilnehmerin Marta Arrobe da Encarnacao.
Die drei Erstplatzierten Martin Brieden, Oliver Moj und André Dupont sowie Enses bestplatzierter Feuerwehrmann Erik Loewer und die beste Teilnehmerin Marta Arrobe da Encarnacao.  © Christian Kramer

Das sind die Platzierungen

9. Platz: Erik Loewer, Ense-Bremen

13. Platz: Luis Schulte, Ense-Bremen

16. Platz: Leon Brückmann, Lippetal

17. Platz: Fabian Koerdt, Waltringen

18. Platz: Felix Hövelborn, Bremen

19. Platz: Jonas Severin, Waltringen

20. Platz: Phil Schulte, Bremen

22. Platz: Vincent Gerstemeier, Bad Sassendorf

23. Platz: Lukas Brinkmann Bad Sassendorf

24. Platz: Fabian Fahnenbrauck, Ense-Bremen

27. Platz: Hennig Mörchen, Unna-Ost

28. Platz: Marta Arrobe da Encarnacao, Unna

29. Platz: Jörg Buhrau, Bergkamen

30. Platz: Tobias Heilig, Mülheim-Sichtigvor

31. Platz: Christian Töppler, Mülheim-Sichtigvor

32. Platz: Max Horlbeck, Westönnen

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