Er steht vor der massiven Holzwand, die er in seinen schweren Stiefeln erklimmen soll, nur mittels eines dicken Seils, und die einzige weitere Hilfe ist ein Querbalken, der auf einer Höhe angebracht ist, die er nicht einmal vom Boden aus mit einem Fuß berühren könnte. Eine Weile steht er da, vornübergebeugt, atmet tief durch, versucht, die letzten Kräfte zu bündeln.
Es ist vermutlich die fieseste und kraftraubendste Disziplin und obendrein nicht die erste bei der dritten Firefighter Challenge der Löschgruppe Höingen, zu der Feuerwehrleute aus ganz NRW angereist sind. Im Vergleich zu dieser Aufgabe wirkt es harmlos, zuvor erst einen riesigen Treckerreifen einmal über den Parkplatz der Schützenhalle zu wuchten, dann über die Treppe ein eigens hierzu aufgebautes Gerüst zu erklimmen und am Seil Kanister hochzuziehen.
Oder anschließend einen Feuerwehrschlauch möglichst penibel und dennoch so schnell wie möglich aufzurollen und dann eine 50 Kilo schwere Puppe wenige Meter weit zu ziehen. All dies in voller Einsatzmontur, jene, die dazu zertifiziert sind, sogar mit dem Zusatzgewicht des Atemschutzes, alle anderen starten in einer gesonderten „Light“-Wertung.
Aber zu dieser Strapaze wird ja niemand gezwungen. Alle, die an diesem Samstagnachmittag auf der Schützenstraße antreten, haben sich aus freien Stücken angemeldet. Es gebe sogar eine Szene, eine Gemeinschaft dieses aus den USA herüber geschwappten Sports, die immer größer werde, meint zum Beispiel Simon Schoog-Döhring vom Feuerwehrsport-Team Krefeld.
Er fällt besonders auf mit seinem schmucken Helm, der per Airbrush mit Flammen versehen wurde. Rein theoretisch könnte er den auch im Einsatz tragen, aber dafür ist er ihm natürlich zu schade, und überhaupt, „viele, die diesen Sport intensiv betreiben, nutzen dafür eine eigene Uniform, die noch nicht im Einsatz kontaminiert wurde“.
Was jedem einzelnen von ihnen an diesem Tag zugutekommt, schadet zugleich der Gesamtveranstaltung: An einem Tag ohne jeden Sonnenschein und Temperaturen um die 11 Grad zerfließen sie in ihrer Montur zumindest nicht so schnell wie im Hochsommer, und doch müssen sie reichlich Wasser nachtanken.
Zugleich ist wenig Publikum vor Ort, machen Bier- und Frittenbude sicher nicht den erhofften Umsatz, und während die frühesten Starter noch durch eine dichte Nebelglocke angereist sind und nach dessen Abzug unter einem grauen Himmel antreten, haben einige von ihnen sogar abgesagt. Das Teilnehmerfeld ist auf 32 zusammengeschmolzen.
Aber je geringer die Zahl der Konkurrenten, desto höher die Chance auf einen Platz auf dem Siegertreppchen. Die Besten stehen gegen 16.30 Uhr fest – und es bewahrheitet sich, dass die Vertreter der Berufsfeuerwehren, die zum Teil in eigenen entsprechenden Sportgruppen trainieren und dazu auch ihre Pausen nutzen, klar im Vorteil sind.
Martin Brieden, Krefelds Sportler des Jahres 2018 und in Höingen zuletzt auf Platz 3, bewerkstelligt die Hürden in der kürzesten Zeit, nur dreieinhalb Minuten, während der eine oder andere nicht alle Stationen schafft. Oliver Moj von FireSports Dortmund verteidigt seinen zweiten Platz, gefolgt von seinem Teamkameraden André Dupont. Sonderpreise gab es für den besten Enser, Erik Loewer von der Löschgruppe Bremen, der mit 4 Minuten und 51 Sekunden Platz 9 in der Gesamtwertung erreicht, und einen Sonderpreis für die beste Frau. Für Marta Arrobe da Encarnacao war es allerdings ein leichtes, diese Trophäe zu ergattern – die Feuerwehrfrau aus Unna war die einzige Frau, die teilnahm.
9. Platz: Erik Loewer, Ense-Bremen
13. Platz: Luis Schulte, Ense-Bremen
16. Platz: Leon Brückmann, Lippetal
17. Platz: Fabian Koerdt, Waltringen
18. Platz: Felix Hövelborn, Bremen
19. Platz: Jonas Severin, Waltringen
20. Platz: Phil Schulte, Bremen
22. Platz: Vincent Gerstemeier, Bad Sassendorf
23. Platz: Lukas Brinkmann Bad Sassendorf
24. Platz: Fabian Fahnenbrauck, Ense-Bremen
27. Platz: Hennig Mörchen, Unna-Ost
28. Platz: Marta Arrobe da Encarnacao, Unna
29. Platz: Jörg Buhrau, Bergkamen
30. Platz: Tobias Heilig, Mülheim-Sichtigvor
31. Platz: Christian Töppler, Mülheim-Sichtigvor
32. Platz: Max Horlbeck, Westönnen