Heimathaus in Bremen: Renovierung und Sanierung für neues Heimatpflegekonzept und barrierefreien Zugang

Am Heimathaus laufen kleinere und größere Baumaßnahmen zur Renovierung und Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes. Besonders umfangreich fällt die statische Ertüchtigung des Dachstuhls aus.
Bremen - „Die Gesamtsumme von 309 000 Euro wird vom Heimatministerium mit 90 Prozent gefördert“, sagt Clemens Tillmann. Möglich wird dies durch das Förderprogramm Heimat-Zeugnis, heißt es auf der Internet-Seite der Gemeinschaft zur Pflege heimischen Brauchtums im Kirchspiel Ense-Bremen, wie der Heimatverein in Gänze heißt. Die neue Treppenanlage ermöglicht einen barrierefreien Zugang zu den unteren Räumen des Hauses, in denen die Schiedsleute sowie das Trauzimmer untergebracht sind.
Vier halbrunde Stufen führen nun zu der Tür des Fachwerkhaus. „Der oberste Absatz hat eine Fläche von 1,5 Meter mal 1,5 Meter. Einem Rollstuhlfahrer wird dadurch die Möglichkeit gegeben, sich oben zu drehen“, erklärt Tillmann. „Zur linken Seite wird eine mobile Rampe angebracht, die im Bedarfsfall entfernt werden kann. Unter ihr befinden sich Energieanschlüsse.“
Barrierefreiheit
Die Treppenstufen sind aus originalem Ruhr-Sandstein, der in Herdecke und Wetter abgebaut wird. Die Oberfläche des offenporigen Natursteins ist rutschfest. Das Gebäude ist in kommunaler Hand und „da ist Barrierefreiheit Pflicht“, sagt der verantwortliche Architekt Manfred Vetter. Für Planung und Ausführung wurden heimische Betriebe gewählt.
Nach rechts schließt zusätzlich eine Galerie aus Metall an. Sie führt vom oberen Absatz beginnend die gesamte rechte Vorderseite des Hauses entlang, der vor dem Fachwerkhaus stehende Baum wird integriert. „Die Galerie hat eine Tiefe von drei bis vier Metern, sodass ein Tisch darauf stehen und man dort sitzen kann. Früher war das normal, auf jedem Treppenaufgang stand eine Bank und man unterhielt sich mit den Nachbarn“, erklärt Vetter, der die Arbeiten am Gebäude mit Respekt vor seiner Historie plant. „Hier können sich Besucher aufhalten und Fotos von Hochzeitsgruppen auf der Treppe gemacht werden. Sie müssen so nicht länger auf der Straße stehen“, fügt Tillmann hinzu.
Raum für Heimatpflege
Im Innern des Heimathauses findet der weitaus größere Teil der Maßnahme statt. Im bislang ungenutzten Dachgeschoss entsteht ein Arbeitsraum für die Mitglieder des Vereins. Der „rund 55 000 Dokumente gesichtet, archiviert und teilweise digitalisiert hat“, so Vetter.
Diese liegen bislang verschlossen, sollen nun aber Interessierten und Gruppen - besonders jungen Leuten - zugänglich gemacht werden. Die vier darunter liegenden Räume des Heimatvereins stehen dann in vollem Umfang für Ausstellungen, Vorträge und Ähnliches bereit.
Statische Probleme
Neben der Pandemie und gewissen Preisentwicklungen haben statische Probleme mit einhergehenden Mehrkosten den Arbeitsbeginn verzögert. „Das Haus ist schief, es hat bis zu 30 Zentimeter Höhenunterschied. Dadurch hat sich das Dach verform“, erklärt der Architekt. „In den Dachstuhl wird nun ein Stahlkorsett gezogen, um das Dach statisch zu ertüchtigen.“ Dieses kommt auf die oberste Geschossdecke, die dadurch begradigt wird.

In die Ecken des Obergeschosses sind bereits alte Eichenbalken gesetzt worden, die die vorhandenen Deckenbalken stützen. Darauf wird im nächsten Schritt ein Stahlrahmen als Grundlage eines stabilisierenden Stahlkorsetts gelegt. Für die Eichenbalken - Balken und Stahlträger sind Maßanfertigungen - wurde die Rigips-Verkleidung der Wände geöffnet. „Dabei entdeckten wir, dass die Dämmung in den Wänden mangelhaft ist - das spiegelt sich auch in den Verbrauchszahlen der Heizung“, schildert Vetter ein weiteres Problem. Eine neue Heizung für das gesamte Gebäude sowie die Dämmung des Daches mit Mineralwolle und Gipskarton gehöre ohnehin zu den geplanten Arbeiten - bislang werde mit Nachtspeicheröfen geheizt, doch „nun überlegen wir, wie ein Austausch der Dämmung innerhalb der laufenden Maßnahme möglich sein kann.“ Der Heizungsumstieg erfolgt auf Gas, die Räume werden laut Vetter jedoch nicht durchgängig hoch geheizt.
Dachboden
Für die Arbeiten auf dem Dachboden wurde ein Zugang von außen an der linken Hausseite geschaffen, an seine Stelle kommt zum Ende der Maßnahme ein großes Dachflächenfenster als zweiter Flucht- und Rettungsweg eingesetzt. Die Mittelpfetten der Dachkonstruktion werden mit Stahlprofilen verstärkt. Sobald der zuvor beschriebene stabilisierende Stahlrahmen liegt, kommen Hölzer für den Boden hinein. Darüber werden einfache OSB-Holzplatten verlegt.

„Es wird ein spartanisch eingerichteter Arbeitsraum, in dem wir Dokumente aufarbeiten und auch offen liegen lassen können. Er ist nicht für den öffentlichen Verkehr gedacht“, erklärt Vereinssprecher Tillmann. Im Treppenhaus wird im ersten Geschoss auf Höhe der Damentoilette ein Aufgang zum Dachboden geschaffen. Der gewaltige Schornstein, dessen Bruchsteinwände auf dem Dachboden offen zu sehen sind, wird gereinigt. Seine vier Züge führten früher zu vier offenen Feuerstellen, heute existiert noch eine davon im Hochzeitszimmer. Sie wird selten genutzt.